Die Falken Gottes
stecken mochte. Dochheutewargewißnichtderrichtige Tag, umsich über diese Frage den Kopf zu zerbrechen, zumal die ganze Umgebung so schwankte, daß Magnus fürchtete, der Hybride würde ihm auf den Schädel fallen, wenn er hier stehenblieb.
Hinter seiner Stirn hallten die Stimmen von Oxenstierna, Gyllenhammer, Arvidson, Erskein und Sonnert wider, under hörte ein Echo ihres Gelächters, das ausgestoßen worden war, |70| als er vom Abtritt zurückgekehrt war und behauptet hatte, er wäre dort kurz eingeschlafen.
Hatten sie ihm seine Lügen abgenommen? Zumindest Arvidsons skeptischer Blick ließ ihn daran zweifeln.
Magnus lief weiter und erreichte bald darauf die Lohstraße. Er kramte in seinen Wamstaschen, fand aber nicht den Schlüssel zu seiner Haustür. Nachdem er dreimal mit der Faust vor den Eingang geschlagen hatte, öffnete ihm Ebba. Er fiel der Magd in die Arme, und sie schleppte ihn in die Küche, wo seine Frau Svante einen Brotteig knetete, während die füllige Köchin Agnes schmutziges Geschirr in einer Zuberwanne schrubbte.
Magnus stellte fest, daß jede der drei Frauen ihn mit einem unterschiedlichen Ausdruck betrachtete. Die Köchin wirkte verlegen, Ebba quittierte seinen bemitleidenswerten Zustand mit einem Anflug von Häme, und Svante verhielt sich wie immer so unbeteiligt, als hätte sie ihn überhaupt nicht bemerkt.
Er gab Ebba und Agnes ein Zeichen, die Küche zu verlassen. »Hinaus mit euch! Laßt uns allein!«
Die beiden Frauen verließen die Küche. Als Ebba an ihm vorbeitrat, trug sie ihre Nase so hoch, als käme sie sich wie die heimliche Herrin dieses Hauses vor. Es schien ihr ein wenig zu Kopf zu steigen, daß er sie dann und wann in sein Bett holte. Allmählich war es wohl an der Zeit, daß er die dumme Gans zurück auf den Boden der Tatsachen beförderte.
Svante drehte sich um, nahm aus einem Bottich ein Tuch und warf es ihm zu.
»Wisch dir das Kinn ab, der Inhalt deines Magens klebt daran«, sagte sie und fuhr dann fort, den Teig zu kneten.
Magnus putzte um seinen Mund, beugte sich zu Svante und faßte ihr Handgelenk. Er konnte spüren, wie sich ihr ganzer Körper unter dieser Berührung spannte.
»Gott sei es geklagt, Svante. Du verrichtest schon wieder |71| die Aufgaben einer Magd. Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß ich dich nicht mit einer schmutzigen Schürze in der Küche sehen will«, sagte er.
Auch wenn es ihn auf eine gewisse Weise erleichterte, daß Svante zumindest dann und wann ihre Trägheit hinter sich ließ, störte es ihn, daß sie so häufig diese niederen Arbeiten verrichtete. Seiner Frau stand es an, die Aufgaben des Gesindes zu überwachen und die Ausgaben zu kontrollieren. Magnus hätte es auch gerne gesehen, wenn Svante sich die Zeit öfter in ihrem Rosengarten oder mit Besuchen bei anderen Frauen der Gesandtschaftsmitglieder vertrieben hätte, doch statt dessen verbrachte sie entweder den ganzen Tag in ihrem Bett, oder sie ließ sich dazu herab, sich an den Herd zu stellen, die Wäsche zu scheuern oder mit der Bürste den Boden zu schrubben.
Svante verzog das Gesicht, als sein Atem sie streifte. »Du stinkst nach Wein.« Sie wirkte traurig und müde. Seit Magnus mit ihr vor nunmehr zwei Jahren Schweden verlassen und dieses Haus in Osnabrück bezogen hatte, war Svante so gut wie immer kränklich gewesen. Zunächst hatte sie an einem hartnäckigen Husten gelitten, dann an immer wieder auftretendem peinigendem Kopfweh und nun an den Schmerzen in ihrem Unterleib. Svante ertrug dieses Ungemach jedoch, ohne zu klagen, und sie hielt ihm auch nicht seine Verfehlungen mit den Mägden und anderen Frauen vor, die ihr sicher nicht verborgen geblieben waren. Es schien ihr egal zu sein, so wie ihr in der letzten Zeit einfach alles gleichgültig war, und dieser Umstand gab Magnus Anlaß zur Sorge.
Er legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie wehrte sich nicht dagegen.
»Entschuldige meinen Zustand«, lallte er und stieß leise auf. »Aber du weißt, daß ich es nicht mag, wenn ich dich wie ein Dienstmädchen schuften sehe. Du mußt dich schonen. Das hat auch der Arzt gesagt.«
|72| »Und darum willst du eine neue Magd einstellen?«
Magnus stutzte. »Wie kommst du darauf?«
»Vor etwa einer halben Stunde hat mich eine junge Frau aufgesucht, die du zu uns geschickt hast, damit sie sich als neues Dienstmädchen vorstellen soll.« Svante senkte betrübt den Blick. »Sie ist hübsch. Du hast ein Auge dafür.«
»Wovon sprichst du nur?« Magnus rieb sich die
Weitere Kostenlose Bücher