Die Falken Gottes
Zeit müssen sich auch seine wirren Ideen entwickelt haben, mit denen er einige Gefolgsleute um sich scharen konnte. Die ›Falken Gottes‹ wurden rasch auffällig, als sie in der Umgebung von Kalmar mehrere Kirchen in Brand steckten. Bald darauf wurden die meisten dieser Fanatiker aufgespürt und gefangengesetzt. Dahlgren und einem Dutzend seiner Gefolgsleute wurde der Prozeß gemacht. Man legte sie im Karzer von Stockholm in Ketten. Erst Jahre später gelang es Dahlgrens Vater, die Freiheit für seinen Sohn zu erwirken. Wenn er allerdings angenommen hatte, sein Sohn wäre durch die Kerkerhaft geläutert worden, so sah er sich getäuscht, denn Ove Dahlgren machte sich umgehend daran, unter seinen ehemaligen Schülern neue Anhänger für seine Überzeugungen zu rekrutieren. Einer dieser Gefolgsleute war der Sohn des Grafen Laurelius, der dem Königshof als Diakon diente. Unglücklicherweise muß dieser Laurelius einige Dokumente zu Gesicht bekommen haben, aus denen er erfuhr, daß Königin Christina nach Münster aufbrechen würde. Wahrscheinlich war er es also, der Ove Dahlgren von diesen Plänen unterrichtet hat.«
Magnus kamen die Worte in den Sinn, die Kjell Ekholm |259| hervorgebracht hatte, bevor Malin Sörenstam ihn getötet hatte. Er hatte von einem Verrat gesprochen – einem Verrat der Königin. War das der Grund gewesen, daß Malin Sörenstam ihn so rasch zum Schweigen gebracht hatte? Was verheimlichten sie und die Königin noch vor ihm?
»Warum wollte Dahlgren Christina töten? Doch gewiß nicht nur, weil sie Schweden verlassen hat. Ihr habt mir noch immer nicht den Grund für diese Reise nach Münster verraten. Was hat Dahlgren so provoziert, daß er den Tod der Königin plante?«
Christina schaute Malin Sörenstam fragend an. Die schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf, doch die Königin ignorierte ihren Rat und sagte: »Der Grund meines Aufenthaltes in …«
»Ihr solltet mit diesen Angelegenheiten nicht hausieren gehen«, fiel ihr Malin Sörenstam ins Wort, was einen ärgerlichen Blick Christinas zur Folge hatte. Die Agentin ließ sich von dieser Reaktion allerdings nicht beirren und fügte rasch an: »Auch wenn Ohlin kein Verräter ist, gibt es keinen Grund, ihn in Euer Vorhaben einzuweihen.«
»Die Situation hat sich verändert. Alles hat sich verändert«, meinte Christina. Sie schien kurz zu überlegen, dann löste sie von ihrem Hals eine Kette, an der ein silbernes Kreuz hing. »Wir wurden im Kolleg unterbrochen, bevor Ihr Euren Eid der Verschwiegenheit leisten konntet. Da uns die Heilige Schrift abhanden gekommen ist, möchte ich, daß Ihr dieses Kreuz küßt und vor Gott schwört, daß Ihr niemals über das sprechen werdet, was ich Euch nun offenbaren will.«
Magnus nahm das Kreuz an, führte es an seine Lippen und sagte: »Ich schwöre das bei allem, was mir lieb und teuer ist. Gott soll mich niederstrecken und mich in die Verdammnis führen, wenn ich diesem Eid zuwiderhandle.«
|260| »Gut.« Christina nickte zufrieden, während Malin Sörenstam noch immer angespannt wirkte.
»Warum seid Ihr nach Münster gereist?« fragte Magnus.
Christina faltete ihre Hände und lächelte. »Ich kam in dieses Land, um die heilige Taufe zu empfangen.«
»Die Taufe?« fragte Magnus nach. Er verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
»Die heilige
katholische
Taufe, Magnus.«
Magnus stutzte, doch Christinas Augen verrieten ihm, daß es kein Scherz war. »Ihr seid die Königin des mächtigsten protestantischen Staates«, empörte er sich. »Schweden steht als ein Symbol für die Bewahrung der Reformation. Euer Vater hat sein Leben dafür gegeben.«
»Hat er es wirklich für den Protestantismus gegeben?« entgegnete Christina. »Oder ging es ihm vor allem darum, politische Macht zu erringen und den deutschen Kaiser in die Schranken zu weisen?«
»Ihr laßt Euch verführen von den lockenden Worten der Jesuiten an Eurem Hof.« Magnus rieb angestrengt über seine Stirn. »Doch der Katholizismus ist Götzendienst. Er widerspricht dem Willen Gottes und der Heiligen Schrift.«
»Muß ich mir das von einem Mann sagen lassen, der sich nie einen Deut um die Gebote Gottes geschert hat?« Christina richtete anklagend einen Finger auf ihn.
Magnus hob die Hand. »Ich habe Euch gegenüber niemals einen Hehl daraus gemacht, daß ich ein Zweifler bin«, wehrte er sich. »Aber ich hege
keinen
Zweifel daran, daß dieses Vorhaben Euch und dem schwedischen Volk großen Schaden zufügen wird. Eine solche Konversion, zu
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