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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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hat.«
    Ohlin setzte sich zu ihr. »Warum sollte sie mich in diesem einen Punkt belügen? Und je länger ich es mir durch den Kopf gehen lasse, desto überzeugter bin ich davon, daß Ebba ein falsches Spiel mit mir getrieben hat. Sie hat es vom ersten Tag an darauf angelegt, mich zu locken und in ihr Bett zu ziehen.«
    »Nicht, daß Ihr Euch lange dagegen gesträubt hättet.« Anneke lachte leise.
    »Treibe nicht deinen Spott mit mir«, sagte er betont ernst. »Ich habe niemals abgestritten, daß ich für die Reize der Weiber äußerst empfänglich bin. Aber mir wird jetzt klar, daß Ebba sich mir nur aus dem Grund hingegeben hat, um mein Vertrauen zu erlangen. Und mich quält der Gedanke, daß ich Svante mit einer solch gewissenlosen Person in Osnabrück zurückgelassen habe. Ich bete darum, daß es mir vergönnt ist, meine Frau wohlbehalten wiederzusehen.«
    »Das kann ich verstehen«, meinte Anneke.
    »Himmel, es drängt mich, mir ein Pferd zu nehmen und unverzüglich die letzten Meilen bis Osnabrück hinter mich zu bringen. Doch mit dieser Verletzung ist das kaum möglich.«
    Anneke legte ihre Hand auf seinen Arm und fühlte die kühle Feuchtigkeit des Brunnenwassers. »Beruhigt Euch bitte! Welchen Nutzen sollte Ebba davon haben, Eurer Frau ein Leid anzutun?«
    |254| »Es ist die Ungewißheit, die mich quält.«
    In der Dunkelheit hörte sie ihn angespannt schnaufen. Es verwunderte sie, daß Ohlin sich derart empfindsam um seine Frau sorgte, denn damals in Ohlins Haus waren ihr die beiden wie Fremde vorgekommen.
    »Malin Sörenstam hat mit mir gesprochen«, sagte Ohlin. »Sie will, daß du sie morgen in der Früh zu ihrem Bruder führst.«
    »In den Wald?« Ein kalter Schauer lief über Annekes Rücken, wenn sie nur daran dachte, sich noch einmal der Senke zu nähern, in der sie die Leiche zurückgelassen hatte. »Ich hatte gehofft, diesen Ort für immer meiden zu können.«
    »Erfülle ihr bitte diesen Wunsch, Anneke. Es wird die letzte Aufgabe für dich sein.« Er drehte sich zu ihr um und betrachtete sie. Anneke wich seinen Augen nicht aus. »Es ist an der Zeit, daß ich mich bei dir bedanke«, sagte er leise. »Für deinen Mut und deine Entschlossenheit. Wenn du mich nicht in Osnabrück aufgesucht hättest, wäre Königin Christina wohl in Münster getötet worden. Wahrscheinlich wird niemand je von dieser Eskapade erfahren, und darum möchte ich, daß du zumindest weißt, wie stolz ich auf dich bin.«
    Seine Worte rührten sie. Plötzlich gelang es ihr nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten, die nun über ihre Wangen liefen und selbst im matten Mondlicht nicht vor Ohlin zu verbergen waren. »Darf ich einen Arm um deine Schulter legen?« fragte er vorsichtig. »Oder muß ich befürchten, mir damit eine Ohrfeige einzuhandeln?«
    Anneke schüttelte den Kopf. Sie rückte zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Ohlin nahm sie in den Arm und hielt sie fest. Seine Nähe tat gut.
    »Warum weinst du?« wollte er wissen.
    »Weil nun alles zu Ende geht. Ihr brecht morgen nach |255| Osnabrück auf. Ich bleibe hier zurück, und jeder Tag wird wieder wie der andere sein. Die gleichen Pflichten, die es zu erledigen gilt, und dieselben Gesichter um mich herum. Mir graut davor.«
    Er lächelte. »Sei doch froh, daß du mich endlich loswirst. Denk nur an die Gefahren, denen ich dich ausgesetzt habe.«
    »Eigentlich habe ich immer auf jemanden wie Euch gewartet, auf einen Mann, der mich von hier fortbringt und mir eine neue, aufregende Welt zeigt.«
    »Diese aufregende neue Welt ist ein Trugschluß«, meinte Ohlin seufzend. »Niemand der hohen Herrschaften, der darin lebt, zeigt dir sein wahres Gesicht. Wir alle tragen Masken und jeder unserer Schritte in der Öffentlichkeit wird von einem schwer überschaubaren System von Regeln und ungeschriebenen Normen gelenkt. Du würdest daran verzweifeln.«
    Anneke konnte ihm nicht folgen. Was meinte er damit? Doch bevor sie ihn fragen konnte, löste er sich von ihr und erhob sich. Sein Blick ging zum Haus, zu dem Fenster, hinter dem ein schwaches Licht flackerte. Dort hatten die Monsbachs ihre Gäste untergebracht.
    »Was habt Ihr vor?« wollte Anneke wissen.
    Ohlin deutete zum Fenster. »Es ist an der Zeit, daß ich unter die Maske der Königin schaue. Zu viele Fragen sind unbeantwortet geblieben.« Er küßte ihren Handrücken, dann ging er fort.

    Als Magnus in die Kammer eintrat, lag die Königin bäuchlings auf dem Bett. Ihre Hosenbeine waren bis über die Knie geschoben.

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