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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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möglich in der Obhut der befreundeten Familie zu belassen. Auch die beiden Söhne wollte sie möglichst lange in Fosterage behalten. Später würde sie dafür sorgen, dass sie als O’Flaherty-Erben eigene Burgen übernahmen. Dann würde sich zeigen, ob einer von ihnen das Zeug zum Chieftain hatte; sie jedenfalls wollte erst einmal für sich selber sorgen.
    Für sich selber und für ihre Männer.
    Beim Leichenschmaus hatte Granuaile von ihrem Teller aufgesehen und Tuathals Blick gekreuzt. Sie meinte in seinen Augen ein Leuchten zu erkennen.
    Wie er ihr auf dem Weg zum Friedhof die Hand gedrückt, und als sich bei dieser zaghaften Geste die Röte in seinem Gesicht ausgebreitet hatte, war es ihr schwergefallen, die Fassung zu bewahren.
    Tuathal war klug und treu ergeben. Aber er besaß nichts. Nichts, was ihr von Nutzen sein konnte. Nichts außer seinen Körper. Aber Muskeln und Manneskraft hatten andere auch. Besser, Tuathal blieb ihr Diener und Vertrauter und der zuverlässige Kapitän ihres zweiten Schiffes.
    Sie hatte ihre Lippen zusammengepresst, damit kein Lächeln ihre Trauer trübte.
    Auf der Schiffstruhe steht ein silbernes Tablett mit einer Karaffe Rotwein. Granuaile übersieht das Kristallglas, das daneben steht. Sie schwenkt die Karaffe, atmet den Geruch des schweren spanischen Weines ein. Zu kühl, denkt sie und hebt die Karaffe an ihre Lippen, die vom Wetter aufgesprungen sind.

Ich habe dich gezeichnet, sagte Daniel, als sie am nächsten Morgen nebeneinander im Badezimmer standen.
    Sie studierten ihre Gesichter im Spiegel, betrachteten die Male, die sie einander zugefügt hatten. Rehhaft und beinahe schüchtern staunte sie über sein Werk der Nacht, verwundert über das, was ihr widerfahren war. Er hingegen hielt ihrem Blick im Spiegel verwegen stand. Tollkühn und stolz wie ein Jäger betrachtete er das erlegte Wild. Dann seifte er sein Gesicht ein. Sie sah ihm beim Rasieren zu, sah ihm zu, wie er das Lavabo putzte, bis kein Haar und kein Tropfen mehr zu sehen war.
    Wir haben kaum Kalk im Wasser, sagte er, aber Flecken gibt das trotzdem.
    Sie strich über seine glatten Wangen, drückte ihre Lippen auf die noch feuchte Haut. Er drehte derweil die Zahnpastatube um, die sie verkehrt ins Glas gestellt hatte. Er rückte seine Zahnbürste zurecht, als gälte es, aus den beiden Gegenständen ein Ikebana-Kunstwerk zu formen. Ihre Zahnbürste stand wie ein Fremdkörper daneben.
    Bitte immer so rum, sagte er.
    Erst wenn die Dinge zur Ruhe kamen, fühlte Daniel sich sicher. Linda würde lernen, ihre Habseligkeiten in seine Ordnung zu fügen.
    Du bist mein und ich bin dein, es wird nichts und niemand zwischen uns kommen!, flüsterte er in ihr Ohr.
    Er legte seine Hände um ihren Hals, zog ihr Gesicht an seinen Mund heran. Dann hob er sie hoch und trug sie in sein Bett zurück.
    Er holte ein Halstuch aus dem Schrank und band sie ans Bett, neckte sie mit einer Feder. Sie kicherte, sie zwitscherte, sie bettelte, küss mich, bat sie, küss mich, küss mich.
    Kein einziger Kuss mehr, verfügte er, kein Ton!
    Ich möchte, dass du mich küsst, insistierte sie.
    Still, befahl er. Es gibt kein Ich mehr. Es gibt nur noch uns. Wir! Ab sofort existieren wir nur noch in der Zweizahl.
    Und er band ihr ein Tuch um den Mund. Die Feder wanderte über ihren Körper, fuhr sanft über ihre Augen, über ihre Brust, kitzelte ihren Bauchnabel, verirrte sich nach unten. Mit der Feder bahnte er sich den Weg. Sie sah ihm im Spiegel an der Schranktüre zu, amüsiert über diesen Einfall.
    Lach nicht, sagte er und verband ihr auch die Augen.
    Er packte sie wie ein Tier. Er warf sie herum, bis die Fesseln in ihre Handgelenke schnitten. Sie schrie, sie jammerte, mehr, mehr.
    Schweißnass und vor Erschöpfung friedlich lagen sie einander schließlich in den Armen. Ihr Atem war eins, ihr Geruch war eins, animalisch und vertraut. Zwischen ihren Körpern klebte zerzaust die weiße Feder.
    Linda rieb die Nase in seiner Achselhöhle, Torf und Tee und Schweiß, sie konnte nicht genug bekommen.
    Was ist denn mit dir passiert, Schätzchen, hat dich Pharao in die Fänge gekriegt?
    Der Wirt deutete auf Lindas Hals. Sie hatte sich ein Seidentuch umgebunden. Aber wie sie es schlang, einer der zahlreichen Flecke war immer zu sehen.
    Wir hätten auch so Bescheid gewusst!, rief McGuire Daniel zu und hob sein Glas, deine Freundin strahlt wie ein Leuchtturm im Dunkeln! Das muss ja der Jahrhundertfick gewesen sein.
    Die Männer schlugen sich auf die Schenkel.

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