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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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Sweeney spendierte eine Runde. Linda hatte immer noch ihr glückseliges Grinsen im Gesicht, sie prostete allen zu. Daniel stellte sie vor. Die Männer beglückwünschten ihn.
    Geiler Schuss. Wo hast du die her?
    Hast du noch Schwestern?, wollte McGuire wissen.
    Eine, sagte Linda, sie ist zwei Jahre jünger als ich.
    Großer Cheeseburger mit Speck und Fritten wie immer?, unterbrach der Wirt das Geplänkel.
    Ich habe schon gegessen, sagte Daniel.
    Wow, kochen kann sie auch?
    McGuire hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere, rief:
    Was für ein Glückspilz unser Schweizer doch ist!
    Linda hätte am liebsten gesagt, sie könne gar nicht kochen. Aber Daniel kam ihr zuvor. Er zog sie an sich und küsste sie vor allen, dass ihr schwindlig wurde. Er ließ erst von ihr ab, als der Wirt ihnen zwei Pints dunkles Bier so unsanft vor die Nase stellte, dass der Schaum überschwappte.
    Linda prostete allen zu. Die Männer waren angetrunken und unverschämt mit ihren Fragen, aber sie freuten sich aufrichtig über das Glück der beiden Verliebten. Linda hatte das Gefühl, dazuzugehören, obwohl sie eben erst angekommen war.
    Daniel war nicht unbeliebt auf der Insel. Aber er hatte wenige Freunde. Was im Pub geredet wurde, war am nächsten Tag vergessen. Um ernsthafte Gespräche zu führen, hatten sie nur einander. Linda ließ sich mit Haut und Haaren darauf ein. Sie saugte alles auf, was Daniel sagte.
    Sie wollte sein wie er.
    Mit vier Händen griffen sie fortan nach den Sternen. Oft lagen sie stundenlang wach und redeten.
    Den Nagellack kannst du vergessen, sagte Daniel. Und die schicken Jeans helfen dir bei der Arbeit auch nicht weiter.
    Ja, sagte sie und schlüpfte in einen alten Overall von Daniel, zurrte ihn mit einem Gürtel fest.
    Daniel zeigte ihr, wie die elektrischen Bohrer und Bürsten funktionierten. Sie saugte den Staub ab, sie lernte, die Geräte zu bedienen, und sie lernte, jeden Pinsel und jeden Gummistöpsel genau so zu verräumen, wie Daniel das wünschte. Kein Staub durfte auf seine Werkzeugkästen fallen.
    Wenn ich tot bin, dann wird sich einer freuen. Irgendeiner wird dann das beste Werkzeug der Welt erben!
    Hör auf, vom Sterben zu reden, sagte sie, und wer soll sich schon für dein Werkzeug interessieren?
    Daniel kratzte an einer kaum mehr zu erkennenden Figur herum. Langsam kam ein langes Kleid zum Vorschein.
    Ist das eine Frau?, fragte Linda.
    Wir werden sehen!, presste er unter dem Mundschutz hervor. Gib mir mal den Sauger. Die Abtei wurde früher » Das Haus der Frauen « genannt, im oberen Stockwerk hatten Nonnen gelebt.
    In den 90er Jahren war mit Zement an den Wänden herumgeflickt worden, was erheblichen Schaden angerichtet hatte. Daniel schimpfte über die irischen Denkmalpfleger: Ihr Zement hat mehr zerstört als die Wettereinflüsse der Jahrhunderte!
    Die Zeichnungen waren verschimmelt und mit einer Algenschicht überzogen. Inzwischen hatte er die Behörden davon überzeugen können, die Wände von außen neu zu verputzen. Dachrinnen wurden auf sein Geheiß installiert. Nun ging es darum, die Zeichnungen zu reinigen und sie mit UV -Licht und Isopropanol zu desinfizieren.
    Sie sind von den Ausscheidungen des alten Putzes verkalkt, erklärte er.
    Siehst du die Salze, die sich überall abgelagert haben?
    Er kratzte mit dem Fingernagel über das Bein eines Vogels, zeigte ihr den weißen Belag. Hier müssen wir auf mechanischer Basis weiterarbeiten.
    Er erklärte ihr, wie die Mikrobohrer funktionierten, wies sie an, ihm genau zuzuschauen. Sie reichte ihm die pneumatischen Nadeln und assistierte, als er eine heikle Stelle mit dem Laser säuberte.
    In ihren staubigen Arbeitskleidern gingen sie die Hafenstraße hinunter zum Pub, als Linda plötzlich die Augen zusammenkniff und gen Himmel zeigte, rief: Der Turmfalke!
    Sie starrten in den Abendhimmel, wo der Vogel seine Runden zog. Er kreiste den Turm ein, er landete auf der Zinne, verschwand unter dem Dach.
    Mit den Falken ist es wie mit dem Glück, sagte Linda, sie lassen sich selten zähmen.
    Du bist mir auch ein Vogel!
    Daniel schloss sie in die Arme, drückte sie fest.
    Ja, das bin ich, sagte sie und befreite sich. Ich brauche Luft, sonst gehe ich ein.
    Flieg mir bloß nicht davon, niemals!
    Keine Angst, der Turmfalke wird uns Glück bringen.
    Du hast deine Insel, und du hast deinen Falken. Und den Sonnenuntergang kriegen wir noch als Zugabe.

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