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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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sie sich anzusehen. Ich gebe sie aber nicht weg. Die bleiben alle hier.
    Darf ich wenigstens eine in den Garten pflanzen?
    Wenn es sein muss, kaufe ich dir stattdessen einen Apfelbaum, schlug Daniel vor.
    Im April fuhren sie nach Galway, um eine Sorte mit süßen, haltbaren Äpfeln zu besorgen.
    Seine Äste peitschten im Wind, der junge Stamm wurde hin und her geworfen. Linda band ihn an einen Pflock. Sie wollte, dass er Fuß fasste, der Apfelbaum sollte ihr zeigen, wie man in dieser kargen Gegend heimisch wurde. Jeden Morgen schaute sie aus dem Fenster und bildete sich ein, der Baum wüchse.
    Eines Tages, die Sonne stand noch nicht sehr hoch und der Apfelbaum war noch nicht einmal dazu gekommen zu blühen, kippte er um. Er hatte keine Wurzeln mehr. Die Wühlmäuse hatten sie abgefressen.
    Ihr Gärtchen gedieh. Linda brachte den Nachbarn Salat und Gemüse. Die Kaninchen hätten lieber Karotten als Salat, hieß es. Das Grünfutter selber zu essen, wäre niemandem in den Sinn gekommen. Gemüse aus dem Garten sei unhygienisch, erklärte die Nachbarsfrau. Die Kinder schauten ihr im Garten zu, staunten. Für sie kam das Essen aus dem Supermarkt, seit sie sich erinnern konnten.
    Wozu sie Salat pflanze? Um ihn zu essen.
    Was das weiße Ding da sei? Blumenkohl.
    Kann man das essen?
    In meinem Küchengarten kann man alles essen, antwortete Linda, auch die Blumen.
    Ob sie arm seien?, wollten die Kinder daraufhin wissen.
    Als sie Brombeeren in den Hecken pflückte und Marmelade kochte, waren die Kinder vollends konsterniert. Dass die Schweizer sogar wilde Beeren essen müssen!
    Und dann blühten die Montbretien, hüllten die Böschungen in ihr Flammenmeer. Linda hatte einen Strauß gepflückt. Wie Feuervögel hingen die Blüten an ihren Stielen. Sie wiegten sich im Luftzug des Kaminfeuers, das auch in diesem Sommer brannte, und tropften. Linda arrangierte die vom Regen nassen Stängel. Da sie keine Vase fand, nahm sie den Wasserkrug aus Kristallglas. Sie schob Daniels Zeitungen beiseite und stellte den Strauß auf den Küchentisch. Dann setzte sie sich hin, trank Kaffee und sah den Schatten der Blüten zu. Im Schein des Feuers flatterten sie auf der Tischplatte.
    Das gibt Wasserringe!, schimpfte Daniel, als er die Montbretien sah. Sowieso möge er Blumen nicht.
    Aber ich mag Blumen!, entgegnete Linda.
    Ich kriege Kopfschmerzen davon, behauptete er.
    Montbretien duften doch gar nicht.
    Ich mag keine Blumen. Ist das so schwer zu verstehen?
    Linda trug den Krug nach draußen, stellte ihn auf den Gartentisch. Mit ihrer Kaffeetasse in der Hand setzte sie sich trotzig auf die Bank unter dem Dachvorsprung. Der Regen peitschte die Blüten. Sie falteten ihre Flügel, als wüchsen sie immer noch an der Böschung. Linda blieb so lange draußen sitzen, bis eine Windböe den Krug umriss. Er zerbarst auf dem Tisch. Kristallscherben ergossen sich in das saftige Sommergras. Daniel streckte den Kopf aus der Türe, sah die Bescherung.
    Das ist kein Ort für Blumen hier, sagte er.
    Dann schloss er sie in die Arme.
    Willst du mich heiraten?, fragte Daniel am nächsten Morgen.
    Tu’s nicht, sagte Pat, als sie ihn bat, ihr Trauzeuge zu sein. Ich habe euch beide sehr lieb, aber ihr macht euch kaputt.
    Ich liebe ihn wie niemanden sonst auf der Welt, sagte Linda, für Daniel würde ich mein letztes Hemd geben, mein Herz, meine Seele.
    Pass auf dich auf, du verlierst dich.
    Aber ich liebe ihn so sehr!, beteuerte sie.
    Schließlich willigte Pat ein.
    Daniel gestaltete die Hochzeitsanzeige aus einer alten Postkarte. Darauf waren zwei Jahrmarktpferde abgebildet, die auf den Schienen eines Karussells im Kreis herum fuhren. Längst war alles vorgegeben.
    Sie trug ihr Kleid, nicht weiß, denn diese Ehe hatte nichts Unschuldiges, darauf hatte sie bestanden, champagnerfarben war das Hellste, was sie sich vorstellen konnte. Er zerriss ihr die Strümpfe mit den Zähnen, sie hielt sich am Lavabo fest, ihr Kopf schlug gegen den Spiegel, nun gehörst du ganz mir. Sie hätte davonlaufen sollen, spätestens dann. Aber sie stöhnte, das war sie ihm schuldig, sie wollte eine gute Braut sein. Er schob ihr seine Zunge in den Mund, bis sie nach Atem rang. Sie war seine Beute. Er verschlang sie mit seinen Küssen, er wollte ihren Körper, er wollte ihre Seele.
    Sie holte neue Strümpfe aus dem Schrank. Sie schminkte sich nochmals, schmierte Make-up auf die Bissspuren und trug Puder auf. Sie malte sich die Lippen rot. Der Standesbeamte, der extra auf die Insel gekommen war,

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