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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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dummes Zeug, sagte er, sie sei nicht gemacht für diese Welt. Ihre Haare störten ihn immer noch, obwohl sie sie hatte schneiden lassen. Sie sei zu dünn, befand er nun. Ihre Stimme gehe ihm auf die Nerven.
    Sie blieb mit Pharao zu Hause und pflegte ihr Gärtchen wie eine alte Frau. Er rief sie dreimal am Tag an. Er sagte, er vermisse sie. Er wollte sichergehen, dass sie zu Hause war. Die freundlichen Grüße der Kollegen, die er ihr ausrichtete, trafen sie wie Giftpfeile.
    Als er zurückkam, warf sie ihm eine Kaffeetasse an den Kopf. Sie stritten wortreich, Daniel beschimpfte sie. Linda gab zurück. Und dann schliefen sie miteinander, fielen übereinander her wie zwei hungrige Tiere.
    Am nächsten Morgen fand Linda eine Karte auf ihrem Schreibtisch, eine alte Schwarzweißfotografie von einem Paar, das sich küsste. In kurzen Sätzen entschuldigte er sich, schrieb darunter, wie sehr er sie liebe.
    Es kamen kaum mehr Anfragen für Vorträge oder Fachartikel. Ein-, zweimal im Jahr machte Daniel noch eine Reise, brach nun auch für eine einzelne Veranstaltung auf. Einmal flog er nach Amerika, nur um vor sieben Studenten zu reden. Das Geld wurde knapp. Daniel kümmerte sich nun ernsthaft um seinen Laden, den er im Schuppen einrichtete. Wenn es regnete, stand Linda bei ihm im Atelier, sah ihm bei der Arbeit zu. Wie sorgfältig er vorging, wie er Knochen putzte, Bojen in Lampen verwandelte, Seile knüpfte. Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht, küsste ihn.
    Schön, dir bei der Arbeit zuzuschauen, sagte sie, schön, bei dir zu sein.
    Schön, dass du da bist, antwortete er und arbeitete weiter.
    Während der Sommersaison verkauften sie Strandgut und die Objekte, die Daniel daraus gebastelt hatte, an die Touristen. Linda kochte Marmelade, die sie hübsch verpackte, und verkaufte auch diese. Er restaurierte alte Bilder, die er im Winter auf Flohmärkten und bei Garagenverkäufen gefunden hatte, und malte selber einige Sachen, abstrakte Sonnenuntergänge, Schiffe, Schafe. Die verkauften sich schlecht. Daniel stritt sich mit den Touristen. Linda versuchte zu vermitteln.
    Wir sind immer allein auf der Welt, sagte Daniel, wir sind alle allein.
    Er war überzeugt, niemandem trauen zu können, nicht einmal seiner Frau. Sie versuchte vorsorglich jedes Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellte, zu verfluchen. Wie loyal auch immer sie sich verhielt, es genügte nicht. Stimmte sie nicht prompt in sein Geschimpfe ein, witterte er Hochverrat.
    Der hat es dir angetan, gib es zu!, drängte er, als sie gerade über einen Amerikaner, der ihnen ein Aquarell abgekauft hatte, nichts Schlechtes zu sagen hatte. Geh doch nach Texas mit dem Dicksack, und friss dich zu Tode.
    Linda versuchte ihn davon zu überzeugen, dass das Geschäft besser liefe, wenn er im Hintergrund bliebe. Aber Daniel war beleidigt, weil sie besser verkaufte als er. Er warf ihr vor, mit den Touristen zu schäkern.
    Ich habe alles aufgegeben, um bei dir zu sein, sagte sie, meine Arbeit, meine Familie, meine Freunde.
    Was für Freunde? Du bist bei mir geblieben, weil du sonst nichts hattest im Leben.
    Ich habe gehofft, dass wir zusammen eine Existenz aufbauen, einen gemeinsamen Freundeskreis finden, eine Familie gründen.
    Was kann ich dafür, dass du nicht schwanger wirst? An mir liegt das jedenfalls nicht!
    Linda weigerte sich, weiter mit Daniel im Laden zu arbeiten. Sie begann über Granuaile zu lesen. Daniel fand, sie vergeude kostbare Zeit.
    Obwohl er darüber wütend wurde, fuhr sie zu Pat nach Galway, gestand ihm ihre Verzweiflung.
    Aus heiterem Himmel fällt er über mich her, sagte sie, ich kann nicht einmal mehr die Ruhe genießen, weil ich nie weiß, wann es wieder losgeht.
    Neulich wollte ich dich anrufen, hat er das ausgerichtet?
    Und ich dachte schon, das Telefon sei kaputt! Daniel liest meine Post, er löscht Mails, bevor ich sie gelesen habe. Er erträgt keine Gäste mehr.
    Es ist nicht deine Schuld, sagte Pat und zögerte. Nimmt er Medikamente?
    Nicht dass ich wüsste. Warum?
    Daniel litt schon früher an manischer Depression. Er sollte einen Arzt aufsuchen.
    Das wird er niemals tun, sagte Linda.
    Ich werde mit Daniel reden. Er braucht Hilfe.
    Pat gab ihr einen Stapel historischer Bücher mit, ermutigte sie, ihr eigenes Projekt voranzutreiben.
    Geh deinen Weg, sagte er, du kannst ihm nicht helfen.
    Daniel zertrümmerte einen Stuhl, griff nach der Lehne und warf sie nach Pat. Dieser entkam durch die Haustür, die im Sommer immer offen stand. Daniel rannte

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