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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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die reine Wahrheit.«
    Die Kleine turtelte also wieder einmal. Doch so ganz ohne Anstandsdame und abgeschieden in einer Laube war das alles andere als schicklich.
    Entschlossen schritt die Hofdame um die hohe Rosenhecke herum. »Margot?«, rief sie mit lauter Stimme, um auf sich aufmerksam zu machen, zählte bis drei und trat in die Laube ein. Ihr stockte der Atem, denn vor ihrer Freundin stand nicht etwa in gebührendem Abstand irgendein junger Verehrer, sondern ausgerechnet der Hofmeister saß so dicht neben ihr, dass sich ihre Hüften beinahe berührten.
    Ohne den Hauch eines schlechten Gewissens blinzelte er ihr fröhlich zu, während er sagte: »Das Fräulein von Waldeck, welche Überraschung. Setzt Euch doch ein wenig zu uns. Fräulein Margot und ich plaudern gerade so angenehm miteinander.«
    Im ersten Moment war Margarethe derart vor den Kopf geschlagen, dass sie nicht wusste, ob sie Margot zurechtweisen oder sein Angebot annehmen sollte. Im Gesicht ihrer Freundin stand die Bitte, ihr keine Szene zu machen. Die Hofdame schluckte. Jetzt hieß es, Haltung und einen kühlen Kopf zu bewahren. »Tut mir leid, Herr Hofmeister, aber ich fürchte, ich muss Euch Eure Gesellschaft entführen. Es gibt Pflichten für Margot zu erledigen.«
    »Wie bedauerlich.«
    Margot presste missmutig die Lippen aufeinander. Ihre dunkelbraunen Augen blitzten, und beim Ausatmen blähten sich ihre Nasenflügel.
    Sachsenheim erhob sich leichtfüßig, ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen. »Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr ich unsere kleine Unterhaltung genossen habe, und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.«
    »Sehr gerne«, zwitscherte das Mädchen und strahlte ihn an.
    Im nächsten Moment war er verschwunden.
    Margarethe konnte sich nicht mehr länger beherrschen. »Bist du von allen guten Geistern verlassen, dich mit einem Mann ganz allein in diese Laube zu setzen? Ich hätte dich weiß Gott für klüger gehalten.«
    »Ich bitte dich, mach doch nicht so eine große Sache daraus. Wenn ich daran denke, was du alles mit Albrecht und Jan angestellt hast … Wir haben ein wenig geplaudert. Mehr nicht. Was ist denn schon dabei?«
    »Also erstens waren wir damals fast noch Kinder, während der Sachsenheim ein, ein …«, sie suchte nach dem passenden Wort, »ein gestandener Mann ist, der mit einer Frau etwas anzufangen weiß!«
    »Schon wieder unterstellst du ihm irgendwelche Sachen!«, protestierte das Mädchen. »Du kennst ihn doch gar nicht. Er ist viel zu galant, um … Ach, das ist mir jetzt zu dumm!«
    Margot sprang auf und wollte davonrennen, wurde jedoch von ihrer Freundin am Arm gepackt. »Du wirst dich nicht mehr mit ihm treffen. Schon gar nicht allein. Hast du verstanden? Sonst …«
    »Was sonst?«
    »Sonst sage ich’s deinem Vater.«
    »Das hätt ich nicht von dir gedacht! Du bist so etwas von gemein! Ich hab damals immer zu dir gehalten und dich niemals verraten.« Das Mädchen war den Tränen nah.
    Margarethe biss sich auf die Lippen. »Sachsenheim ist nichts für dich!«
    »Woher willst du denn das wissen? Du willst einfach nicht, dass ich glücklich bin, weil du dann allein dastehst und niemanden mehr hast. Du bist doch bloß neidisch.«
    Margarethe wurde blass. Erschrocken ließ sie Margot los. Das also dachte die Freundin von ihr. Margot warf ihr noch einen giftigen Blick zu und lief dann mit fliegenden Röcken aus dem Garten. Margarethe folgte ihr aufgewühlt. So konnte sie die Sache doch nicht stehen lassen. »Margot, warte!«, rief sie. Doch am Tor des Gartens fand sie lediglich Sepi, der seinen traurigen Tulpenstrauß in der Hand hielt und der Tochter des Truchsessen entgeistert nachschaute.
    »Sie hat die Idee wohl nicht begrüßt?«, fragte er Margarethe ein wenig hilflos.
    Die schaute ihn, selbst den Tränen nah, entgeistert an. »Ach Sepi, wenn’s nur das wäre!«
    Margarethe beobachtete, wie Wic sich langsam immer höher in die Luft schraubte. Das Falkenweibchen war ganz offensichtlich froh, endlich wieder außerhalb des Lustgartens und ohne die Halteleine zu fliegen. Margarethe hatte schon längere Zeit nicht mehr mit ihrem Vogel in die Wälder außerhalb der Stadtmauern reiten können. Erst heute war das kurzfristig möglich geworden. Margarethe hatte Margots Vater gebeten, sie auf ihrem Ausflug zu begleiten. Jetzt sahen sie gemeinsam zu, wie der Vogel ruhig und erhaben seine Kreise im Aufwind zog. Nach kurzer Zeit war nicht mehr von ihm zu sehen als eine

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