Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
einbildet. Wir mit ihm über den Markt. Also so was …« Dann besann sie sich. »Schade eigentlich, dass er schon hat abreisen müssen. Irgendwie ist er sehr unterhaltsam.«
Schmunzelnd senkte Margarethe den Kopf. Da war sie wieder, die alte Margot.
In diesem Moment hörte man die lauten Hufe eintreffender Pferde. Mit einem Sprung war das Mädchen auf den Füßen. Die Reste des Krapfens purzelten unter die Bank. »Reiter!«, rief Margot aufgeregt. »Was kann das bedeuten?«
»Hoffentlich nichts Schlimmes. Lass uns schnell hinüberlaufen.«
Seite an Seite rannten sie durch den Garten. Auf dem Hof jedoch verloren sie sich im Gedränge. Eine Menschentraube hatte sich um die Neuankömmlinge gebildet. Margarethe erstarrte, als sie Hans von Sachsenheim erkannte, der auf einem wundervollen kastanienbraunen Hengst saß.
Ausgerechnet jetzt, wo Margot sich von ihm zu lösen begann, musste er wieder auftauchen. Und wie er zurückkehrte! Als wäre er ein Fürst oder gar ein König. An seiner Kleidung klebte nicht ein Körnchen Staub, ganz so, als habe er sich vor den Toren der Burg von seinem Kammerherrn noch ein frisches Gewand reichen lassen. Eine Fasanenfeder prangte an seinem Hut, und die hohen Stiefel glänzten.
Der Hofmeister schwang sich vom Ross und drückte seine Zügel einem Stallburschen in die Hand. Er begrüßte die anwesenden Adelsherren mit feinem Lächeln und Kopfnicken, doch als sein Augenmerk auf Margot fiel, ging er sofort zu ihr hinüber, küsste ihr galant die Hand und sagte etwas zu ihr, das sie laut auflachen ließ. Margarethe stöhnte auf, als sie die glänzenden Augen ihrer Freundin sah. Alle ihre Mühe schien vergebens gewesen zu sein.
Margarethe drängte sich zu Margot durch und wollte beschützend den Arm um sie legen. Die aber strahlte, als wäre sie dem Jesuskind höchstpersönlich begegnet. Margarethe nahm sie am Arm und zog sie beiseite. »Was hat er zu dir gesagt?«, raunte sie Margot zu.
»Oh Margarethe«, flüsterte die Kleine mit leuchtenden Augen, »er hat mich auch vermisst.« Überglücklich fiel sie ihrer Freundin um den Hals.
Margot schwebte im siebten Himmel. Der Hofmeister hatte sie vor aller Augen begrüßt, ihr schmeichelnde Worte gesagt und sie – das hatte sie Margarethe verschwiegen – für die Stunde vor dem Nachtmahl in den gräflichen Garten gebeten. Selig lief sie hinüber zu ihrer Laube, wo sie eine Margerite pflückte und begann, an den weißen Blütenblättern zu zupfen. »Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich, er liebt mich nicht …« Ausgelassen wirbelte sie dann weitere Blütenblätter über ihren Kopf und schien förmlich in ihnen zu baden. Überhaupt war ein Bad genau das, wonach sie sich jetzt sehnte. Sie würde sich einen Zuber mit warmem Wasser und duftenden Ölen bereiten lassen. Verflogen war die Schwermut der letzten Tage.
Leichtfüßig sprang Margot den Gang zu ihrer Kammer entlang und bat Trine, ein Bad vorzubereiten. Leise summend ließ sich Margot wenig später in das warme Wasser gleiten und von der Zofe den Rücken bürsten. In diesem Moment konnte die Hofdame verstehen, was die Männer an den Badstuben fanden. Wie wunderbar entspannend wäre es jetzt, sich den verspannten Nacken kneten zu lassen! Sie wollte gerade Trine darum bitten, als sich die Tür öffnete und Margarethe in den Raum trat.
»Da bist du ja«, platzte es aus dieser heraus. »Du warst so schnell verschwunden. Ich hab dich überall gesucht.«
Dann erst schien ihr aufzufallen, dass Margot in der Wanne saß, was recht ungewöhnlich für sie war.
»Was ist denn mit dir los?«
»Ich pflege meinen Körper. Was ist daran so merkwürdig?«
»Na ja, sonst hast du’s nicht so mit dem Baden.«
Margots Miene verdüsterte sich. Das hörte sich ja an, als würde sie es mit der Sauberkeit nicht so genau nehmen. »Jetzt war mir halt danach!«
»Kann ich Euch noch irgendwie dienlich sein, Herrin?«, unterbrach Trine die beiden.
»Ach, wenn du mir den Nacken kneten könntest«, bat Margot. »Das wäre wirklich ganz wunderbar.«
»Gerne, Fräulein Margot. Habt Ihr eigentlich schon die neue Rosenölseife ausprobiert? Wartet, ich lege sie Euch hier auf das Brett.«
Kopfschüttelnd verließ Margarethe die Kammer. Wenn Margot schon badete, dann ganz bestimmt nur, um den Sachsenheim zu beeindrucken. Hoffentlich vergaß sie bei all dem nicht das Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben hatte.
Margarethe war noch nicht lange gegangen, da hielt das Mädchen es schon nicht mehr in
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