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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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von Sachsenheim nicht angerührt hat.«
    Lautes Weinen war die einzige Antwort, die er bekam. Der Truchsess erhob sich. Langsam. Schwerfällig. »Ich bring den Kerl um. Ich schwöre es, so wahr …«
    »Bitte, Herr von Bischishausen, tut jetzt nichts Unüberlegtes«, fiel ihm Margarethe ins Wort.
    Die Zofe bewunderte ihren Mut. So wie der Truchsess aussah, wusste niemand, was er im nächsten Moment tun würde.
    Er war bleicher als der Mond, als er den beiden Frauen das Gesicht zuwandte. »Wer will mich davon abhalten? Ihr Margarethe? Wo Ihr doch allen Anschein nach über alles Bescheid wusstet? Ihr wollt mir das Recht absprechen, Genugtuung von diesem Bastard zu verlangen?«
    »Nein, das will ich nicht, und das kann ich nicht. Heute Morgen fand ich das hier in der Laube.« Sie zog ein Tüchlein aus der Tasche und reichte es dem Herrn von Bischishausen. »Aber ich wollte erst sicher sein, dass es nicht auf anderem Weg in den Garten gelangt ist.«
    Der Truchsess schnaubte. »Nun denn, so seid Ihr entlastet, Margarethe, und du auch, Trine. Du begleitest jetzt meine Tochter in ihre Kammer und schiebst von außen den Riegel vor, damit sie nicht allein heraus kann. Wenn jemand fragt, sagst du, das Fräulein Margot sei krank. Fieber.«
    Margot wollte etwas sagen, aber ihr Vater schaute sie derart streng an, dass sie den Mund wieder schloss. Trine eilte zu ihr und half ihr auf die Beine. Das kleine Fräulein stützte sich schwer auf sie, ganz so, als könne es sich kaum auf den Beinen halten. Es schien ein halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie in der Kammer waren. Ohne sich auch nur auszukleiden, fiel Margot aufs Bett. Trine schloss leise die Tür und tat, wie ihr geheißen war.
    Wortlos stand Margarethe da und ließ die Schultern hängen. Ihre Aufgabe war es gewesen, auf Margot aufzupassen, und sie hatte versagt. Durch ihre Schuld war alles noch schlimmer geworden, so kam es ihr jedenfalls vor. Mit schlechtem Gewissen sah sie zum Truchsess hinüber. In seinem Gesicht zuckte es, als er mit stumpfem Blick Margot und Trine hinterherstarrte. Sein sonst ordentlich gekämmtes Haar stand ihm wirr vom Kopf ab.
    Margarethe empfand tiefes Mitgefühl mit ihm, denn sie wusste, wie sehr er an seiner Tochter hing, die sein Ein und Alles war. »Herr von Bischishausen, ich«, stammelte sie, »es, es tut mir so leid …«
    Ohne zu antworten stürzte er davon, als säße ihm ein böser Geist im Nacken.
    Margarethe brachte es nicht fertig, ihn in seinem Kummer allein zu lassen. Also eilte sie ihm nach, sah, wie er mit wehender Jacke den Palast erreichte, durch die Flure lief und dabei beinahe eine Magd überrannte, die gerade mit einem Reisigbesen die zertretenen Binsen zusammenfegte. Als Margarethe ihn in seinem Arbeitszimmer einholte, hatte sich sein Gesicht zu einer furchterregenden Fratze verzerrt. Für einen Moment fürchtete die Hofdame schon, ein Dämon habe von ihm Besitz ergriffen. Sie schluckte ängstlich, schloss aber trotzdem leise die Tür hinter sich.
    Der Truchsess wankte zu seinem von Pergamenten übersäten Schreibtisch. Das Tintenfass war sorgfältig zugeschraubt, zwei angespitzte Federn lagen daneben. Es roch nach Siegelwachs und abgebrannten Talgkerzen. Bischishausen fiel in den massiven Holzstuhl, als habe man ihm die Beine abgeschlagen. Er stützte den Kopf in die Hände. Dann senkte er den Kopf und begann zu schluchzen. »O Gott, mein Kind«, flüsterte er verzweifelt. »Meine Margot, mein Liebling. Mein Mädchen, das ich im Arm gehalten habe, an dessen Bett ich saß und von dem ich jedes Leid fernhalten wollte. Was hab ich nur falsch gemacht? Habe ich ihr nicht die beste Erziehung angedeihen lassen? Habe ich ihr nicht jeden Wunsch von den Augen abgelesen?«
    Margarethe war wie vom Donner gerührt. Sie hatte sich innerlich auf jedwede Art von Wutausbruch eingestellt, auf jeden noch so unberechtigten Vorwurf, doch die Verzweiflung des weinenden Truchsessen traf sie vollkommen unvorbereitet. Ohne dass sie es verhindern konnte, rannen ihr ebenfalls die Tränen über die Wangen. »Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen, Herr«, versuchte sie vorsichtig, ihn zu trösten.
    »Oh doch. Margarethe, wie konnte ich diesen Dämon unterschätzen? Warum habe ich sie nicht beschützt? Ich hab nicht gut genug aufgepasst. Es ist meine Schuld. Ich hab versagt.«
    »Ihr hättet nichts tun können. Margot war wie besessen von diesem Mann.«
    »Es ist wie ein böser Fluch, der mich verfolgt.«
    »Kein böser Fluch, sondern Intrige und Boshaftigkeit,

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