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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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durchatmen lässt. Margarethe hatte noch nie an einer derart großen Beizjagd teilgenommen. König Wenzel in Prag hatte die Jagd mit Hunden bevorzugt, und am Stuttgarter Vormundschaftshof waren größere Vergnügungen untersagt gewesen. Herzog Ernst dagegen zelebrierte die Jagd und mit ihm der halbe Hofstaat.
    Margarethe genoss den Ritt ins Ried hinaus, wo dem Vernehmen nach eine Vielzahl verschiedenster Moorhühner und Fasanen aufzubringen war. Sie ritt an Jans Seite auf einem bequemen Zelter weit hinten im Gefolge und lugte zu Albrecht nach vorne, der sich an der Seite seines Vaters und seines Onkels hielt. Margarethe fand, dass er ein prächtiges Bild im Sattel abgab, und es gefiel ihr, dass ihn das Volk ganz offensichtlich als ihren zukünftigen Regenten nicht weniger achtete als seinen Vater und dessen Bruder.
    Die Hofdame begegnete den beiden Herzögen heute zum ersten Mal, denn weder Ernst noch Wilhelm oder ihre Damen hatten ihr bislang die Gunst einer Audienz gewährt, obwohl Margarethe bereits geraume Zeit in Grünwald lebte. Der lange Ritt bot reichlich Gelegenheit, die mächtigen Wittelsbacher zu betrachten. Albrechts Vater schaute genauso aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Sein Blick aus den hervorquellenden Augen war streng, sein Mund verkniffen, und er trug die typisch lange Nase der Wittelsbacher im Gesicht. Margarethe war froh, dass Albrecht mehr nach seiner Mutter schlug, die in ihrer Jugend eine schöne Frau gewesen sein musste.
    »Wir sind da!«, informierte sie Jan.
    Sie nickte und lächelte ihn an. Sie hatte ihn seit ihrer Ankunft kaum zu Gesicht bekommen. Wenn sie Albrecht nach ihm fragte, zuckte der stets mit den Schultern und meinte, Jan sei sein Vertrauter in München und sie könnten schwerlich beide aus der Alten Veste weg. Umso mehr freute sich die Hofdame jetzt, dass Jan bei der Beizjagd an ihrer Seite stand.
    »Denk daran, dass du Wic erst loslässt, wenn alle Falken der herzoglichen Familie erfolgreich waren«, mahnte Jan.
    »Ich weiß. Das wird ihr nicht gefallen.« Margarethe betrachtete ihren Falken, der schon jetzt aufgeregt mit den Flügeln schlug, obwohl er noch das lederne Käppchen, Blende genannt, trug. Auch ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich. Sie durfte sich keinen Fehler leisten, denn mit Sicherheit würde die Familie des Herzogs und mit ihm vermutlich der gesamte Hof diesen genauestens registrieren. Albrecht hatte ihr berichtet, dass in München bereits alle über sie klatschten. Jedermann wartete gespannt darauf, ob Herzog Ernst ihr gestatten würde, nach München zu kommen oder nicht.
    »Er ist ein strenger Mann, unser Herzog«, sagte Jan, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Aber man muss es verstehen. Es sind schwierige Zeiten.«
    »Natürlich«, antwortete Margarethe. »Was meinst du, Jan, wird es mir gelingen, an sein Herz zu rühren?«
    Er wiegte den Kopf. »Vielleicht, aber ob das genügen wird, um ihn gnädig zu stimmen und dich an seinem Hof zu dulden? Es gibt noch immer keine Bestätigung deiner Witwenschaft. Ganz im Gegenteil mehren sich die Gerüchte, Weida sei lediglich in Gefangenschaft geraten.«
    Margarethe wurde blass. Ängstlich schaute zu Jan. »Meinst du, Herzog Ernst wird mich wieder wegschicken, wenn er erfährt, dass der Vogt noch am Leben ist?«
    Der Ritter zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Im Augenblick sind die Bayern so sehr mit ihrem eigenen Süppchen beschäftigt, dass ihnen egal ist, ob Böhmens überkocht.«
    »Wird es wieder zu Kämpfen kommen?« Obwohl Margarethe der Gedanke, Albrecht und Jan müssten wieder hinausziehen, einen Schauer über den Rücken jagte, war sie froh, von Weida ablenken zu können, für dessen Freilassung sie bislang noch nichts unternommen hatte.
    »Im Grunde schicken wir ständig Truppen gegen den Gebarteten, aber es sind nicht mehr als Nadelstiche, die ihn schwächen sollen.«
    »Du meinst, die große Schlacht steht noch aus.«
    »Sie wird kommen, so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Und dann werden du und Albrecht dabei sein.«
    »Auch das ist gewiss.«
    »So hoffe ich, Ludwig wird noch lange zappeln. Ich ertrage den Gedanken nicht, euch in den Kampf ziehen zu sehen und nichts als beten zu können, dass ihr unversehrt heimkehrt.«
    Jan zuckte mit den Schultern. »Es ist unsere Pflicht und unser Schicksal, Margarethe. Wir sind Ritter, du bist eine Edeldame. Unser Leben liegt in Gottes Hand.«
    Nachdenklich schaute Margarethe den Blonden an. »Du hast dich verändert«, stellte sie

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