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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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dir gesehnt habe?«, erwiderte er ausweichend.
    Er umfasste ihre Hüften und zog sie fast hilfesuchend an sich. Dann liebte er sie mit einer Leidenschaft, als befürchtete er, sie nie wieder in den Armen halten zu können. Schließlich umklammerte er sie so fest, dass ihr ganz bang wurde. Endlich sank er mit geschlossenen Lidern neben ihr in die Kissen. Margarethe betrachtete ihn besorgt. Sein Brustkorb hob und senkte sich immer noch heftig, doch seine Züge wirkten deutlich entspannter.
    »Albrecht, was passiert, wenn diese Verhandlungen fehlschlagen?«, erkundigte sich Margarethe mit bebender Stimme.
    Lange Zeit bekam sie keine Antwort, aber im Gesicht des Herzogssohns zuckte es, als er endlich mit beschwörendem Unterton sagte:
    »Ludwig wird nachgeben. Ihm bleibt gar keine andere Wahl. Seine Truppen haben sich nahezu aufgelöst. Es wäre Irrsinn, weiter zu kämpfen, und so sinnlos.«
    »Aber ausgeschlossen ist es nicht?«
    »Mein Onkel ist so ein unbelehrbarer Dickschädel.«
    Margarethe schluckte. »Du meinst, er sucht den Kampf – koste es, was es wolle.«
    »Zuzutrauen wär’s ihm.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn, ich meine ihr seid doch alle Wittelsbacher, Ihr könnt euch doch nicht gegenseitig umbringen!«
    Gequält schüttete der Herzogssohn einen ganzen Becher Branntwein in sich hinein. Besorgt schaute ihn die Hofdame an. Albrecht trank viel in letzter Zeit – zu viel.
    »Dieser ganze Krieg ist Wahnsinn, Margarethe. Sinnloser Wahnsinn, in dem man Frauen und Männer opfert, die ihre Äcker bestellen müssten, damit das Land im Winter nicht Hunger leidet, und in dem man unschuldige Kinder verbrennen lässt, die doch eigentlich sicher aufgehoben auf den Dorfstraßen spielen sollten. Stattdessen schlagen wir ihren Eltern die Köpfe ab, wir, die Frommen, die Edlen dieses Landes, als wären wir nicht mehr als eine Horde Plackerer auf Raubzug.«
    So heftig und gleichzeitig verzweifelt waren die Worte aus ihm herausgeplatzt, dass Margarethe den Herzogssohn spontan in den Arm nahm und ihn sanft festhielt. »Was ist es, das dich quält, liebster Albrecht?«, flüsterte sie mit bangem Herzen.
    Seine Nackenmuskeln verkrampften sich, und seine Fäuste ballten sich, als müssten sie in der Erinnerung noch immer das Schwert fest umklammert halten. Dann endlich gelang es ihm, Margarethe von dem Tod des Jungen zu erzählen.
    Herzog Ernst war froh, sich von den morgendlichen Waffenübungen zurückziehen zu können. Zwar schwang er die Streitaxt nicht weniger kraftvoll als sein Sohn, den er heute in aller Früh gen Straubing verabschiedet hatte, aber das Rheuma hatte sich wieder einmal mit dem Frühnebel in seine Knochen geschlichen. So war er seinem Sekretär fast dankbar, als der von einem Boten aus Stuttgart berichtete, einem Hans von Sachsenheim, der im Auftrag der beiden Prinzen gekommen sei. Herzog Ernst zeigte sich geneigt, den Mann sofort zu empfangen.
    Der Hofmeister war ein elegant gekleideter Mann mit guten Manieren, der das Schreiben eigenhändig überbrachte. Es musste von Wichtigkeit sein, sonst hätte man wohl kaum einen so hochstehenden Ministerialen damit beauftragt. Schweigend wartete der Mann, bis Herzog Ernst das Siegel gebrochen und das Pergament entfaltet hatte.
    Der Herzog runzelte die Stirn, dann jedoch lächelte er erfreut und bedeutete einem Domestiken, einen Krug Wein und zwei Becher zu holen. »Das sind recht erfreuliche Nachrichten, Sachsenheim. Ich bin geneigt, den beiden Prinzen, vertreten durch den Rat, recht zu geben. Es ist an der Zeit, die Verbindung zwischen den bayrischen und den Heidelberger Wittelsbachern nun endlich zu verbriefen.« Er fuhr sich über den Bart. »Man sagt, Elisabeth sei dabei, sich zu einem ansehnlichen Frauenzimmer zu entwickeln.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Sachsenheim griff in seine Tasche und holte ein Medaillon hervor. »Wenn Ihr erlaubt, Hoheit. Man bat mich, Euch dies zu überreichen.«
    Interessiert nahm der Herzog das Kleinod in Augenschein. Er kannte Elisabeth als niedliches, junges Ding mit Pausbacken, schwarzen Haaren und Augen wie Kohlen, doch was er nun sah, übertraf seine Erwartungen bei Weitem. Aus dem kleinen Mädchen war eine junge Frau geworden, die in ein paar Jahren das Blut eines jeden Mannes in Wallung bringen würde. Albrecht war wahrhaft zu beneiden. Der Herzog nickte wohlwollend. Sachsenheim schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Wir werden ein Schreiben aufsetzen, das unsere Absichten zum Ausdruck bringt«, gab ihm der

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