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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Herzog Bescheid. Er hatte nicht die Absicht, seine Begeisterung für das Mädchen allzu deutlich zu zeigen.
    Sachsenheim nickte und verbeugte sich tief. »Es wäre durchaus einzurichten, dass sich Euer Liebden Albrecht einen persönlichen Eindruck von der Gräfin verschafft«, sagte er.
    »Wie meint Ihr das?«, wollte der Herzog wissen.
    »Nun, wenn es dem Herrn Albrecht genehm wäre, einen Ausflug nach Heidelberg zu unternehmen, könnte man ein Treffen mit Elisabeth arrangieren. Inoffiziell natürlich.«
    »Welchen Sinn sollte das machen?«
    »Nun, man könnte sich kennenlernen. Euer Liebden Albrecht würde gewiss die Vorzüge einer Ehe mit Elisabeth erkennen.«
    Der Herzog verstand sehr wohl, was der Hofmeister damit sagen wollte: Die Nachricht von Albrechts Liebschaft mit der Waldeckerin und seine hartnäckige Weigerung, die politische Ehe mit Elisabeth zu besiegeln, war bis Stuttgart vorgedrungen, und man sorgte sich dort.
    »Wir werden darüber nachdenken«, beendete Herzog Ernst das Gespräch, und Sachsenheim war klug genug, sich zurückzuziehen.
    Der Herbst hatte die dunkelgrünen Eichenwälder rund um Grünwald in ein flammendes Rotgold gefärbt. Im Licht der aufgehenden Sonne schienen die sanften Hügel wie die Glut eines verlöschenden Feuers zu glimmen, und das Wasser der Isar glänzte tiefgrün wir ein Smaragd.
    Margarethe drehte sich im Sattel und schaute zu ihrem Begleiter. »Ich freue mich, dass du mir bei meinem kleinen Ausritt Gesellschaft leistest, Sepi.«
    Es war der erste wirklich kühle Morgen in Grünwald, und Margarethe fror, als sie mit Wic auf dem Handschuh neben dem jungen Kaufmann ritt, der darauf bestanden hatte, sie zu ihrem wöchentlichen Jagdausflug zu begleiten. Wenn sie ehrlich war, hätte sie heute lieber an einem wärmenden Feuer gesessen, um bei einem Becher Würzwein zu plaudern. Doch sie hatte keine Wahl, denn der Falke wollte seine Bewegung. In den engen Volieren, die man für Wic und Nic, das Männchen, gezimmert hatte, konnten die Tiere kaum die Flügel ausbreiten, und da es in Grünwald keinen Falkenmeister gab, stand Margarethe den Tieren gegenüber selbst in der Pflicht. Dazu gehörte in erster Linie, sie so oft es ging herauszuholen – egal wie das Wetter war. Nic, der noch am Anfang seiner Ausbildung stand, durfte noch nicht frei fliegen, und so war es Wic, die auf Margarethes Hand saß.
    »Um nichts auf der Welt würde ich auf das Vergnügen verzichten, Euch zuzusehen, wie Ihr mit blaugefrorenen Lippen zittert, nur um diesem Falken ein wenig frische Luft zu verschaffen«, meinte Sepi frech wie immer. Mit jedem seiner Worte stiegen kleine weiße Atemwölkchen in die Luft.
    Margarethe musste schmunzeln. »Weißt du eigentlich, dass deine Ohren ganz rot werden, wenn du flunkerst?«
    Mit einer hastigen Bewegung zog sich der junge Kaufmann seinen Schal fester um den Kopf. »Meine Ohren? Rot? Mir dünkt, die Sonne steht so tief am Himmel, dass sie Euch blendet. Falls sich jedoch ein Fünkchen Wahrheit in Eurer Bemerkung findet, so nur, weil es der Ostwind hier besonders boshaft treibt. Doch schaut. Wir haben einen herrlichen Blick auf die Berge.« Sepi machte eine ausladende Bewegung mit den Armen, als wollte er die ganze Welt umarmen.
    Margarethe nickte. Tatsächlich ließ die klare Oktobersonne die schneebedeckten Alpen zum Greifen nah erscheinen. »In der Tat, es ist wunderschön, und alles wirkt so friedlich.«
    Sepi senkte ungewöhnlich nachdenklich den Kopf. »Das ist es wahrhaftig, und ich will es genießen, bevor es wieder zurück nach Hause geht.«
    Überrascht sah Margarethe ihn an. Das kam plötzlich. Ob sich Sepi und Margot gestritten hatten, oder hatte das unglückliche Mädchen ihm gar einen Korb gegeben? Wenn Margarethe ehrlich war, war es ihr ganz recht, dass Sepi sich um Margot kümmerte. Auf diese Weise hatte sie mehr Zeit gehabt, um aus dem einfachen Jagdsitz eine wohnliche Burg zu machen, in der sich Albrecht bei seinen Besuchen wohlfühlen konnte.
    Grünwald war zwar keine Hundehütte, aber auch nie als Residenz gedacht gewesen. Neben dem stets schlecht gelaunten Burgpfleger und seiner Frau gab es nur zwei Knechte und eine betagte Köchin, die sich in Abwesenheit des Herzogs die wenigen Räumlichkeiten teilten. Mit dem Einzug der beiden Hofdamen sowie von Sepi und Trine mit ihrer Tochter hatte sich die Bewohnerzahl vervielfacht, was einiges an Arbeit mit sich brachte. So mussten der Kachelofen repariert und Vorräte für den Winter beschafft, aber auch

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