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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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fest.
    »Mag sein. An keinem von uns ist die Zeit spurlos vorübergegangen.«
    »Wo ist sie nur hin, unsere unbeschwerte Jugend?«
    Mit gesenktem Blick zupfte Jan an der Mähne seines Pferdes. »Wir haben sie hinter uns gelassen, ein jeder auf seine Weise.« Dann hob er den Kopf. »Doch aufgepasst jetzt. Die Hatz geht los! Ich bin gespannt, ob aus diesem hässlichen, kahlköpfigen Küken eine ordentliche Jägerin geworden ist.« Er deutete auf Wic.
    »Darauf kannst du dich verlassen!«, rief Margarethe und nahm dem Vogel die Blendhaube ab.
    Wic schlug wild mit den Flügeln, und als sie endlich den Handschuh verlassen durfte, stieg sie hoch in die Lüfte. Wie stets, wenn Margarethe den Vogel beim Jagen beobachtete, vergaß sie dabei alles um sich herum. Es war einfach berauschend, dem Falken zuzusehen. Kein anderer Vogel konnte sich mit Wic vergleichen. Geschickt wich sie den halbherzigen Attacken der Rivalen aus, ohne ihre Beute aus den Augen zu lassen. Dann stieß sie wie ein Meteorit vom Himmel herab, pfeilschnell und mit tödlicher Genauigkeit.
    Die Falknerin bemerkte den anerkennenden Beifall des Herzogs zunächst gar nicht. Erst als man sie darauf aufmerksam machte, verneigte sie sich dankend. Als die Jagd beendet war und die herzogliche Familie die Ausbeute betrachtete und nicht mit Lob für die Jäger und Falkner sparte, wandte sich der Herzog auch an sie. »Fürwahr ein prächtiger Vogel«, sagte er. »Und hervorragend abgerichtet.«
    »Habt Dank für das Lob, Majestät«, antwortete Margarethe leise, während sie in einen tiefen Knicks versank.
    »Fast wünschte ich, ihn in meiner eigenen Falknerei zu haben. Ich hörte, Ihr selbst hat den Nestling an Euch genommen?«
    Margarethe nickte, ohne den Kopf zu heben.
    »Eine Tollkühnheit, zumal für ein Weibsbild.« Der Herzog lachte grölend, und die Umherstehenden stimmten ein. Dann betrachtete er sie eingehend. »Nun, wenn mir Tollkühnheit mit einem so hübschen Gesicht daherkommt, lass ich sie mir gern gefallen«, stellte er fest und wandte sich dann einem anderen Jäger zu.
    Langsam richtete sich Margarethe wieder auf. Was sollte sie davon halten? Zwar hatte der Herzog das Wort an sie gerichtet – und das war mehr, als ihr in den letzten Wochen, ja Jahren, vergönnt gewesen war –, doch kaum anders als bei jedem anderen erfolgreichen Jäger. Fragend schaute sie zu Jan hin, doch der winkte mit ausdruckslosem Gesicht den Rossknechten, damit sie die Pferde brachten. Dabei hätte sie ihn so gerne nach seiner Meinung gefragt. Schließlich kannte er den Herzog schon um einiges länger als sie.
    Nach einem scheinbar endlosen Bankett, auf dem das erlegte Wildbret verzehrt wurde, öffnete sich spät am Abend Margarethes Tür.
    »Albrecht!«, rief sie glücklich und fiel ihm um den Hals.
    Auch er strahlte sie an. Während der letzten beiden Wochen hatte er die Residenzstadt nicht verlassen können, um nach Grünwald zu kommen. Jetzt schien er nicht weniger glücklich als sie, denn er herzte und küsste sie stürmisch.
    »Ich wagte nicht zu hoffen, dass du zu mir kommst, wo doch dein Vater hier weilt.«
    »Dem mag ich meinen Schwertarm schulden, aber mein Herz gehört alleine dir.« Ein sanfter Kuss landete auf ihrer Nasenspitze. »Du hast ihn heute übrigens beeindruckt. Er war voll des Lobes.«
    »Das bezog sich wohl eher auf Wic.«
    »Du, Wic. Das ist für ihn dasselbe. Du hast allen Grund, stolz auf dich zu sein, und das sollten wir feiern.«
    Er schaute sich nach etwas zu trinken um, entdeckte eine Karaffe mit Wein und schenkte sich ein. Er reichte ihr einen zweiten Becher und prostete ihr zu.
    »Du meinst, ein Anfang ist gemacht?«
    »In jedem Fall.«
    »Wird deine Mutter Margot und mich nach München rufen?«
    Mahnend hob er den Zeigefinger. »Ungeduldige Margarethe, schnelle Erfolge sind von kurzer Dauer.«
    Enttäuscht wandte sie den Kopf ab. »Also nicht.«
    Tröstend nahm er sie in den Arm. »Du würdest dich dort bloß langweilen, denn ich werde eine Weile abwesend sein.«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Es geht doch nicht etwa gegen den Gebarteten?«
    Er strich ihr über die Wange. »Nein, sei unbesorgt. Der Waffenrock wird zu Hause bleiben. Ludwig bittet um Verhandlungen.«
    »Eine friedliche Lösung? Das klingt gut.«
    Der Wittelsbacher nickte, und doch hatte Margarethe das Gefühl, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte. Bedrückt setzte sie sich zu ihm.
    »Was ist los?«, erkundigte sie sich.
    »Weißt du überhaupt, wie sehr ich mich heute nach

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