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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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kann es nur so sein. Schon immer haben alle gesagt, ich gleiche meiner Mutter aufs Haar, und jedermann weiß, dass mein Vater sie vergöttert hat.«
    »Also ich weiß nicht. Das scheint mir doch sehr weit hergeholt. Schließlich schickte er dich damals nach Prag.«
    »Aber da lebte meine Mutter noch. Erst nachdem sie gestorben ist, wurde er so merkwürdig.«
    »Es stimmt schon, dass er sich danach verändert hat, aber er war eben in Trauer. Das hatte nichts mit dir zu tun.«
    »Weißt du nicht mehr, wie er unter allen Umständen verhindern wollte, dass wir an den Stuttgarter Hof gehen?«
    »Es waren unsichere Zeiten. Denk nur, wie sich die Räte mit Henriette bekriegt haben. Er wollte dich schützen.«
    »Papperlapapp! Er wollte verhindern, dass ein geeigneter Heiratskandidat auf mich aufmerksam wird, jemand wie Hans von Sachsenheim. Und jetzt? Jetzt versteckt er mich hier in Grünwald, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat. Dann muss ich zu ihm zurück nach Bischishausen, wo er mich auf ewig einsperren kann.«
    »Also wirklich, Margot, wie kannst du nur so etwas denken? Ich habe deinen Vater ganz anders kennengelernt.«
    »Du wirst schon sehen. Er wird auch bei Sepi einen Grund finden, um ihn abzuweisen. Aber ein weiteres Mal werde ich nicht zulassen, dass er mein Glück zerstört. Ich werde mit Sepi gehen, wenn er mich will. Noch einmal lasse ich mir kein Kind nehmen.«
    Erneut brach Margot in Tränen aus, und sie wirkte derart verzweifelt, dass Margarethe Angst um sie bekam. Was für furchtbare Gedanken quälten die junge Frau bloß? Dabei hatte sie den liebevollsten Vater der Welt. War er nicht schier zusammengebrochen, als er die Wahrheit erfahren hatte? Geweint hatte er. Ein erwachsener Mann. Ein Truchsess. Doch selbst Margarethe war es unerklärlich, warum Margots Kind hatte sterben müssen. Es war und blieb ein Rätsel.
    »Komm, ich bringe dich in dein Zimmer«, schlug die Rothaarige vor. »Ruh dich aus. Ich lasse dir Baldriantee kochen. Vielleicht kannst du dann ein wenig schlafen.«
    Widerstandslos ließ sich Margot durch den Flur führen und in Trines Obhut geben. Nachdenklich kehrte Margarethe in ihr Zimmer zurück. Dabei fiel ihr Blick auf einen Umschlag auf ihrer Kommode. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn zuvor dort liegen gesehen zu haben. Merkwürdig, dachte sie nur. Sie hob das Schreiben auf und drehte es herum, um das Siegel zu betrachten, aber es war keines darauf. Geschickt öffnete sie den Umschlag und faltete ihn auseinander. Ein zweiter Umschlag fiel zu Boden. Die Schrift war ihr unbekannt, und doch glaubte sie zu wissen, von wessen Hand die Zeilen stammten. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und Schwindel erfasste sie. Konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Mit bebenden Lippen begann sie zu lesen.
    Verehrte Margarethe,
    ich schreibe Euch in höchster Not. Wenn Ihr nicht helft, wird es vorbei sein mit mir, denn weder mein Lehnsherr noch mein Bruder sind willens, sich in die Pflicht nehmen zu lassen. Angesichts des anstehenden Winters sind meine Entführer nicht bereit, länger auf das geforderte Lösegeld zu warten als bis zum nächsten Vollmond. Damit bleibt keine Zeit mehr, dass Ihr selbst Euch um die Beschaffung der fünfzig Flussperlen – keine kleiner als der Fingernagel eines Säuglings – kümmert. Ich flehe Euch an, den beiliegenden Brief seiner Hoheit Herzog Ernst zu übergeben. Ich bitte ihn darin, das Kopfgeld für mich auszulegen und den beigefügten Schuldschein zu akzeptieren. Gott wird es ihm vergelten.
    Macht Euch sodann unverzüglich auf die Reise über Pilzen nach Gera. Der dortige Stadtrichter besitzt mein Vertrauen und wird wissen, was zu tun ist. Er wird Euch im Gegenzug jenes Dokument aushändigen, das Euch so am Herzen liegt und Euch von allen weiteren Pflichten dem Hause Weida gegenüber entbinden.
    Margarethe, stets hat Euer Herz für die gerechte Sache geschlagen. Ich flehe Euch an, überlasst einen alten Mann, der um seine Fehler weiß, nicht seinem traurigen Schicksal. Aber: Gebt Acht bei der Reise. Böhmen ist derzeit nicht sicher. Ihr solltet in unauffälliger Begleitung reisen und die Perlen stets bei Euch tragen. Ich bete für Euch und das Gelingen Eurer Mission.
    In verzweifelter Hoffnung
Heinrich von Weida

K APITEL 4
    Margarethe starrte ihr Spiegelbild an. Eine Frau, die innerlich mit sich rang, blickte ihr entgegen: Dunkle Ringe lagen um ihre unruhigen Augen, und nach zwei schlaflosen Nächten war ihr Gesicht von einer wächsernen Blässe, die man

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