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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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selben Nachmittag Grünwald den Rücken kehrte und sich an die Spitze der sechs Maultiere samt Treiber setzte. Die Tiere protestierten laut angesichts der schweren Lasten auf ihrem Rücken. Da fiel Margarethe ein, dass sie den jungen Mann nicht einmal gefragt hatte, was für Handelsgüter er nach Böhmen zu schaffen gedachte. In jedem Fall mussten sie von großem Wert sein, denn Sepi ritt wieder einmal in bis zu den Zähnen bewaffneter Begleitung. Mochte er auch selbst kein guter Kämpfer sein, er wusste sich zu schützen.
    Margarethe bedauerte seine Abreise. Es hatte gutgetan, jemanden zu haben, den sie gelegentlich um Rat fragen konnte, wenn es um Preise für Lebensmittel oder um die Beschaffung von Holz ging. Jetzt würde sie alles allein entscheiden müssen. Auch auf Albrecht würde sie in nächster Zeit nicht zählen können. Er steckte in Straubing fest, und wer wusste schon, wie lange sich die Verhandlungen dort hinziehen würden. Seufzend schaute sie zum Burgpfleger hinüber, der schnell verschwand, als er ihren Blick bemerkte.
    Margarethe hing noch immer ihren Gedanken nach, als Margot mit hängendem Kopf eintrat. Sie hatte unverkennbar geweint. Die Rothaarige brauchte nicht lange zu fragen, aus welchem Grund. Ganz ohne Zweifel ging der Freundin Sepis Abreise zu Herzen. Liebevoll nahm sie das Mädchen in den Arm, bis es sich halbwegs beruhigt hatte.
    »Warum bloß will kein Mann bei mir bleiben?«, schluchzte Margot. »Bin ich denn so ein Ungeheuer?«
    Margarethe drückte sie noch fester. »Aber wie kommst du nur auf diese Idee? Das ist Unsinn.«
    »Aber es ist doch so!«, protestierte das Mädchen. »Alle verlassen sie mich: Sepi, Hans, ja sogar mein Vater hat mich weggeschickt.«
    Interessant, dass sie Sepi zuerst nennt, dachte die Rothaarige. Laut aber sagte sie: »Er kommt doch wieder, der Sepi, und was den Sachsenheim angeht, so sei froh, ihn los zu sein. Ein solcher Mann ist keine Träne wert.«
    »Ich hätt ihn schon gewollt«, gestand Margot. »Und es war ja auch meine Schuld, dass alles so schlimm gekommen ist.«
    »Das stimmt nun wirklich nicht!«, widersprach Margarethe. »Wie er verhält sich kein Ehrenmann.«
    »Du konntest ihn noch nie leiden, genauso wenig wie mein Vater. Ich versteh einfach nicht, was ihr gegen ihn habt. Zugegeben, in mancherlei Hinsicht benötigt er ein wenig Schliff, und einmal hat er mir sogar richtig Angst eingejagt …«
    »Nun hörst du aber sofort auf, die Dinge so zu verdrehen!«, rief Margarethe empört. »Für das, was Sachsenheim getan hat, gibt es keine Entschuldigung. Wusste er eigentlich …« Margarethe unterbrach sich, denn über Margots Schwangerschaft hatten sie bislang stets geschwiegen. Wie nicht anders zu erwarten, wurde das Mädchen blass und wandte sich ab. »Es tut mir leid«, entschuldigte sich die Rothaarige. »Ich wollte das nicht fragen.«
    »Ist schon gut«, murmelte Margot leise. »Ja, er wusste es. Er bestand sogar darauf, dass mein Vater augenblicklich davon in Kenntnis gesetzt werden müsse. Er freute sich auf das Kind.«
    »Tatsächlich?«, hakte Margarethe überrascht nach. »Es machte damals wirklich nicht den Eindruck, dass ihr glücklich darüber gewesen wärt.«
    Margot senkte den Kopf. »Ich war völlig durcheinander. Es kam alles so überraschend.«
    Zweifelnd musterte Margarethe das Mädchen. »Und jetzt? Willst du den Sachsenheim immer noch?«
    Margot zögerte erst, dann zuckte sie mit den Schultern. »Jetzt hätt ich lieber den Sepi«, gab sie dann kleinlaut zu. »Er bringt mich zum Lachen, selbst wenn ich traurig bin.«
    »Gut, dass du so fühlst. Denn weißt du was, er hat dich furchtbar gern.«
    Mit einem Schlag wirkte Margot wie ausgewechselt. »Ganz sicher? Hat er das gesagt?«
    Margarethe nickte. »Er hat sogar die Absicht, im nächsten Frühjahr nach Stuttgart zu reisen und um deine Hand anzuhalten.«
    Statt sich zu freuen, senkte Margot niedergeschlagen den Kopf. »Mein Vater weist ihn gewiss ab.«
    »Warum sollte er? Sepi mag zwar nicht vom selben Stand sein wie du, aber er ist wohlhabend und seine Familie in Posen von Einfluss.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, der Truchsess hat das alles nur getan, weil er mich für sich behalten will.«
    Sie erntete heftiges Kopfschütteln. »Auf was für Ideen du bloß kommst, Margot.«
    »Aus welchem anderen Grund hätte er mir sonst so etwas Furchtbares angetan?«
    »Keine Ahnung. Ich hab mir selbst schon den Kopf darüber zermartert.«
    Margot reckte das Kinn. »Siehst du! Also

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