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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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virtuos beherrschte. Jan dagegen war ein Krieger und das Schwert sein einziges Instrument. Trotzdem war er etwas Besonderes. Sie betrachtete ihn. Sein Gesicht war von Bartstoppeln bedeckt. Margarethe konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so gesehen zu haben. Als junger Mann schon hatte er sich stets sorgfältig rasiert. Auch diese kleinen Fältchen, die wie ein feiner Kranz um seine Augen lagen, waren neu. Jan war älter geworden, ohne dass es ihr bislang bewusst gewesen war.
    Wo waren sie nur hin, jene unbeschwerten Tage voller Unschuld und Träume? Jetzt war alles anders. Unwillkürlich fragte sich Margarethe, was sie nur tun sollte, falls sie schwanger geworden war? Wie sollte sie es Albrecht sagen? Wo sollte sie hin, wenn er sie wegschickte? Zwei Tränen rollten über ihre Wangen. Die Unsicherheit schmerzte mehr als der Gedanke an die Demütigung durch den Weida und die Blessuren, die er ihr beigebracht hatte. Hastig wischte sie sich über das Gesicht und weckte Jan damit.
    Er war schon im nächsten Moment hellwach und lächelte sie beinahe glücklich an. »Guten Morgen«, flüsterte er leise und strich ihr vorsichtig übers Haar.
    Margarethe zuckte leicht zusammen. Die Berührung erinnerte sie an Weidas Bürste.
    Jan, der nicht aufdringlich sein wollte, zog seine Hand rasch zurück. »Du hast geweint«, stellte er fest.
    »Nur ein ganz klein wenig«, gab sie zu und richtete sich auf. Sie lächelte zaghaft.
    Jans Miene verfinsterte sich. »Du kannst nichts dafür«, meinte er mit fester Stimme. »Das musst du mir glauben. Ich hab’s schon so oft erlebt. Frauen haben keine Chance gegen einen Ritter. Du hättest dich noch so sehr wehren können …«
    Sie zuckte zusammen. »Hör auf, Jan«, flüsterte sie. »Bitte, ich möchte nicht darüber reden.«
    Er nickte und wandte sich ab. Beiden fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. Glücklicherweise begann Thomek, sich zu rühren, bevor ihr Schweigen unangenehm wurde. Er gähnte und blinzelte zu ihnen herüber.
    »Das ist Thomek. Er hat uns geholfen«, stellte Jan den Riesen vor.
    »Auch dir tausend Dank,«, sagte Margarethe. »Ich weiß nicht, was ohne dich aus Trine und mir geworden wäre.«
    »Kein Problem, aber wir sind noch lange nicht aus dem Schneider«, meinte der Mann. Sofort warf ihm Jan einen strafenden Blick zu, der ihn verstummen ließ.
    »Wie geht es Trine?«, erkundigte sich Margarethe. Schließlich hatte die Zofe ihr Leben gewagt, um sie zu retten. Margarethe stand auf und kniete sich neben die Vertraute.
    »Sie lebt. Doch ich muss mich wundern, denn diese Frau heißt ganz bestimmt nicht Trine«, sagte Thomek. »Ich kenne sie doch. Thereza ist ihr Name. Wir dachten, sie ist tot. Sie ist … war eine Vertraute des Hus’.«
    Verwundert schaute Margarethe den Mann an. »Bist du dir sicher, dass keine Verwechslung vorliegt?«
    »Bestimmt nicht.«
    Margarethe atmete tief durch und erinnerte sich an die Männer, die damals in Prag versucht hatten, die junge Frau umzubringen. Das also war Trines Geheimnis. Und das Kind? War am Ende der Hus selbst Gretchens Vater? »Für mich ändert das nichts«, sagte Margarethe schließlich mit fester Stimme. »Für mich wird sie immer meine Freundin Trine bleiben.« Vorsichtig berührte sie die Stirn ihrer Zofe.
    Trines Lider flackerten. Endlich schlug sie die Augen auf. »Herrin«, flüsterte sie, »sind wir entkommen?«
    »Ja, Trine, das sind wir. Schau, da ist Jan Sedlic, und das dort ist Thomek. Die beiden haben uns gerettet.«
    Der riesige Hussit verneigte sich ehrerbietig.
    »Der Heiligen Jungfrau sei Dank«, flüsterte Trine matt.
    »Ja, es ist ein Wunder. Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?«, fragte Margarethe. Nur an ihren Gebeten konnte es wohl kaum gelegen haben.
    Jan begann zu erzählen und verschwieg auch Sepis Rolle und Margots Gefangennahme nicht.
    Ein Stich fuhr Margarethe durchs Herz. »Mein Gott, das arme Mädchen«, flüsterte sie. »Dahinter steckt der Sachsenheim. Weida hat erzählt, er sei dem Stuttgarter einen Gefallen schuldig, aber dass neben mir auch noch Margot zur Osterburg geschafft werden sollte, davon hat er nichts gesagt. Wir müssen sie unbedingt ebenfalls befreien.«
    Jan legte ihr die Hand auf die Schulter. »Alles zu seiner Zeit. Jetzt müssen wir erst einmal dich an einen sicheren Ort bringen. Am besten nach Passau.«
    »Aber dann ist es am Ende zu spät. Weida wird sie fortschaffen. Ist sie erst mal im Vogtland, sind uns die Hände gebunden. Auf dem Weg der Diplomatie

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