Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Erschrocken machte es einen Satz zur Seite und sprang dabei in die Klinge einer Muskete. Tief schnitt die Waffe in seine Hinterhand. Das Tier keilte aus und traf den Mann, der es verletzt hatte, an der Brust. Stöhnend ging er zu Boden.
Etwas streifte Jans Schwertarm. Jan sah sich um und entdeckte den Armbrustschützen hinter einer stämmigen Rotbuche, wie er in einem Köcher eilig nach einem weiteren Geschoss suchte. Jan brachte sein Pferd durch einen energischen Zug an der Kandare wieder unter Kontrolle, presste ihm die Schenkel gegen den Leib und zwang das verängstigte Tier vorwärts. Als der Schütze sah, dass er es nicht mehr schaffen würde, die Waffe rechtzeitig zu spannen, warf er sie von sich. Stattdessen griff er nach seinem Schwert und schlug sich in die Büsche, wo es Jan nichts nützen würde, dass er auf einem Pferd saß. Die herabhängenden Äste würden ihn beim Kämpfen sogar behindern.
Im nächsten Moment hatte Jan den Mann aus den Augen verloren. Er zügelte den Braunen und machte kehrt. Unvermutet fuhr ihm ein stechender Schmerz von hinten in die Wade. Ärgerlich drehte er sich herum und stach mit dem Schwert zu. Der Plackerer warf sich zu Boden und rollte zur Seite. Flink wie eine Katze war er wieder auf den Beinen und versuchte, einen zweiten Stich anzubringen. Diesmal war Jan vorbereitet und richtete die Brust des Braunen gegen den Angreifer. Er hatte seinem Streitross beigebracht, auf ein Zeichen hin mit dem Vorderfuß auszuschlagen. Als der Mann vorsprang, trat es aus. Der Plackerer wurde in den Unterleib getroffen, sodass er in die Knie ging. Die eisenbewehrten Hufe des mächtigen Braunen tanzten sekundenlang um seinen Kopf herum, bis Jan sah, dass der Mann ein Messer gezogen hatte und versuchte, dem wertvollen Tier die Sehnen der Fesseln zu durchtrennen. Der Ritter zog sich mit seinem Pferd einen Schritt zurück, hob das Schwert ein weiteres Mal und stieß zu. Obwohl die Spitze am Harnisch abglitt, stöhnte der Plackerer vor Schmerz auf. Er rollte sich zur Seite und wollte die Flucht ergreifen. Dabei rannte er genau in Thomeks Kurzschwert.
»Du wolltest dich doch aus meinen Angelegenheiten raushalten?«, gurgelte der Raubritter entgeistert und fiel zu Boden. Blut quoll aus seinem Mund. Er zuckte noch einmal kurz, dann brach sein Blick.
»Jetzt nicht mehr«, stellte der Hussit fest und nahm sein Kurzschwert wieder an sich. »Immerhin gilt es, Thereza zu schützen.«
»Das war ein Entschluss zur rechten Zeit!« Erleichtert lächelte Jan dem Hussiten zu.
K APITEL 13
Obwohl Joseph sich alle Mühe gegeben hatte, seinem Herrn die Unannehmlichkeiten der Reise zu erleichtern, war es doch eine Tortur gewesen. Jedermann atmete auf, als endlich Burg Grünwald in Sicht kam. Der Burgpfleger öffnete bereitwillig das Tor und begrüßte den hohen Herrn. Gestützt auf seinen Kammerherrn wankte der Truchsess ins Haus. Das letzte Stück trug Joseph ihn mehr zum Schloss, als dass er auf eigenen Beinen ging. Er brachte Bischishausen auf sein Zimmer und bettete ihn mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Kissen und Decken.
»Lasst Margot rufen. Ich muss sie sofort sprechen«, bat der Truchsess, und seine sonst so feste Stimme klang schwach.
Statt seiner Tochter kam dann jedoch der Burgpfleger. Bischishausen versuchte, sich mit Josephs Hilfe zu erheben, doch es gelang ihm nicht.
»Verehrter Herr von Bischishausen.« Unruhig trat der Mann von einem Fuß auf den anderen. »Ich habe Schlimmes zu berichten, Herr.«
»Ihr macht mir Angst«, brachte der Truchsess mühsam hervor. »Ist etwas mit meinem Kind?
»Es tut mir leid. Eure Tochter ist nicht mehr hier. Sie reiste mit dem Herrn von Sachsenheim ab. Sie will mit ihm die Ehe eingehen.«
Die Lippen des Truchsessen verfärbten sich bläulich und zitterten. »Oh nein«, flüsterte er.
»Es kommt noch ärger. Unsere geliebte Herrin Margarethe wurde während einer Reise ins Böhmische verschleppt. Die Nachricht ereilte uns heute Morgen. Herzog Ernst ist außer sich, und was wird erst Euer Liebden sagen, wenn er von seiner Reise zurückkehrt? Es ist einfach furchtbar.«
Mit einem Schrei, der Joseph das Blut in den Adern gerinnen ließ, fuhr der Truchsess in die Höhe, um gleich danach zusammenzubrechen.
»Der Medikus«, rief Joseph aufgeregt. »Los, los, verliert keine Zeit!«
Hans von Sachsenheim hätte dem Weida am liebsten auf der Stelle das Messer in den Leib gerammt. Leider brauchte er ihn noch. Er war felsenfest davon ausgegangen, dass der Vogt
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