Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
seine Sache gut machen und es problemlos schaffen würde, die beiden Frauen ins Vogtland zu bringen. Dass es anders sein könnte, hatte Sachsenheim nicht in Betracht gezogen. Der Plan, den Plackerer die Drecksarbeit machen und Margarethe entführen zu lassen, hatte gut geklungen. Dann aber war alles schiefgelaufen. Margarethe und Jan Sedlic durften auf keinen Fall nach München zurückkehren, um von den Vorfällen zu berichten. Glücklicherweise würde es einfach werden, Margarethe von Waldeck wieder einzufangen, wenn man von ihrer Zuneigung zu Margot wusste. Sie würde bestimmt hierherkommen, um das Mädchen zu befreien. Sachsenheim musste einfach nur warten wie eine Spinne in ihrem Netz. Aber danach würde er sie gewiss nicht mehr zu Weida bringen, sondern sie selbst als Unterpfand behalten. Das würde den alten Vogt handzahm halten. Doch zuerst musste Margot auf die Osterburg. Der Hofmeister gab Anweisung, die Kutsche reisefertig zu machen. Wenn es nach ihm ginge, hatte der Weida sich lange genug ausgeruht.
Kurz bevor er ihn eigenhändig holen gehen wollte, kam der Vogt durch die Tür des Gasthofes gestapft. »Da seid Ihr ja«, knurrte Sachsenheim.
»Vergesst nicht«, blaffte Weida zurück, »bevor Margarethe nicht auf der Osterburg ist, seid Ihr in meiner Vogtei nicht willkommen.«
»Jaja, zahlt Ihr erst mal Eure Schulden bei mir und bei Herzog Ernst.«
Wortlos drehte sich der Vogt um und stieg auf sein Pferd, ohne zuvor noch einmal nach der Gefangenen zu schauen.
Sachsenheim schüttelte den Kopf. Wenn der alte Kerl das unter Bewachung verstand, würde ihm bald das nächste Weib durch die Finger schlüpfen. Margot schien sich in ihr Schicksal gefügt zu haben, jedenfalls hatte sie aufgehört, bei jeder Gelegenheit um Hilfe zu rufen, aber das auch nur, weil sie schnell verstanden hatte, dass sie sonst den Knebel zu schmecken bekam. Wenn Weida jetzt die Zügel schleifen ließ, konnte sie leicht wieder aufsässig werden, und es war ein weiter Weg bis Gera. Sachsenheim wurde unsicher. Sollte er vielleicht einen seiner Getreuen mitschicken? Andererseits würde er jeden Mann brauchen, falls Sedlic tatsächlich hier aufkreuzte, denn dem Mann ging der Ruf voraus, ein vorzüglicher Schwertkämpfer zu sein. Trotzdem winkte er Gerhard zu sich, den älteren seiner beiden Ritter. »Du reitest mit Weida und haftest mir mit deinem Kopf dafür, dass das Fräulein Margot unversehrt auf der Osterburg ankommt.«
Der Mann verneigte sich nur kurz und ging sein Bündel holen. Wenige Minuten später saß er auf seinem Pferd und sprengte der Kutsche nach, die bereits hinter der nächsten Biegung verschwunden war.
Margarethe hatte das Klirren der aufeinanderschlagenden Waffen und auch das Gebrüll gehört. »Wie kannst du nur dabeistehen und nichts tun!«, hatte sie Thomek angegriffen, doch der hatte lediglich mit der Schulter gezuckt. Dann hatte Trine ihn zu sich gewinkt und ihm etwas ins Ohr geflüstert, was den Riesen schrumpfen zu lassen schien. Mit kaum mehr als einem Nicken war er aufgestanden, hatte nach seinem Kurzschwert gegriffen und war hinausgegangen. Margarethe warf ihrer Zofe einen dankbaren Blick zu. Doch war sie das überhaupt noch, eine Zofe? Ob sie gehört hatte, dass Thomek ihr Geheimnis verraten hatte?
Sie danach zu fragen blieb der Hofdame keine Zeit. Jan wankte. Seine Rüstung war mit Blut besudelt, und er hinkte stark. Margarethe stürzte auf ihn zu. »Heilige Jungfrau Maria!« Sie rang mit den Händen. »Du bist verletzt!«
»Ist halb so schlimm, wie es aussieht«, beruhigte sie der Ritter. »Das meiste Blut stammt nicht von mir.« Trotzdem verzog er schmerzhaft das Gesicht, als Margarethe ihm die Beinschienen abnahm und nach der Verletzung sah. Sie ging tief in den Muskel hinein und blutete stark. »Das war dieser Plackerer, der Hund, aber Thomek hat dafür gesorgt, dass er keine wehrlosen Damen mehr entführt. Das Hochstift kann aufatmen.«
»Und wir werden uns eine neue Bleibe suchen müssen«, maulte der Hussit.
»Ich glaube, es ist gerade eine Burg frei geworden.« Margarethe sah zu ihm hoch, bevor sie sich wieder zu Jan umdrehte. »Das muss in jedem Fall verbunden werden.« Entschlossen lüpfte sie ihren Rock und riss ein Stück Stoff aus ihrem Unterkleid.
Da rollten ein paar weiße Kugeln auf den Boden. Alle starrten die Perlen an.
»Du meine Güte«, meinte Trine. »Habt Ihr die die ganze Zeit bei Euch getragen, Herrin?«
»Nicht die ganze Zeit. Dazwischen hatte ich sie auch in einer
Weitere Kostenlose Bücher