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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Mauerritzte versteckt, aber nachdem jedermann davon überzeugt war, dass Jan die Perlen hat, habe ich sie wieder im Rocksaum meines neuen Kleides versteckt«, bestätigte die Rothaarige.
    »Was für ein gewieftes Weibsbild«, rutschte es Thomek heraus.
    Margarethe zuckte mit den Schultern.
    »Manche Sachen sind so unglaublich, dass man sie niemandem erzählen könnte«, sagte Jan. »Aber der Herzog wird froh sein, dass er seinen Schmuck wiederbekommt. Ob er’s dir allerdings danken wird, steht auf einem anderen Blatt.«
    »Was soll’s? Wichtig ist jetzt erst mal, dass wir dein Bein versorgen. Hat jemand Wein da oder noch besser Schnaps?«, fragte Margarethe.
    Die Männer schüttelten den Kopf. Trine jedoch zog einen Ziegenlederbeutel hervor. »Auf dem hab ich heute Nacht geschlafen. Dem Geruch nach ist da Branntwein drin. Trockenfleisch und Dörrwurst ist auch da.«
    »Sieht so aus, als habe sich jemand ein paar Vorräte zurechtgelegt. Diese Hütte erschien mir von Anfang an nicht schäbig genug für eine Köhlerunterkunft. Autsch, das brennt wie Feuer, Margarethe.« Jan verzog das Gesicht.
    »Na, ganz so armselig, wie Ihr tut, lebt man im Wald auch wieder nicht«, bemerkte Thomek. »Und wie soll es jetzt weitergehen? Soll ich Euch zu meinen Leuten bringen? Genug Pferde hätten wir jetzt, und Ihr könntet Euch dort ein wenig erholen, bis die Söldner des Fürstbischofs eintreffen. Unter deren Schutz solltet Ihr sicher bis nach Passau kommen.«
    Jan nickte.
    »Aber Margot?«, wandte die Rothaarige ein. »Auch sie braucht unsere Hilfe.«
    »Ich vergaß beinahe deine Sturheit.« Jan seufzte. »Also gut. Thomek, kannst du uns zum Gasthof führen?«
    »Selbstverständlich. Ich gebe nur zu bedenken, dass …«
    »Ist schon gut«, unterbrach ihn Trine. »Wir wissen, dass du die Kräfte deiner Männer für den Glaubenskrieg schonen musst, aber man weiß nie, welches Schicksal Gott für uns bestimmt hat. Gewiss ist allerdings, dass uns der Herrgott einmal an unseren Taten messen wird, und da wird er dich nicht fragen, wie viele Katholiken du erschlagen, sondern wie viele Seelen du gerettet hast.«
    Kleinlaut nickte der Riese. »Man soll mit keiner Frau streiten, schon gar nicht mit einer gebildeten.«
    Jan grinste. Dann berührte er sanft Margarethes Fingerspitzen, die ein letztes Mal über den Verband strichen.
    Sie schaute hastig zur Seite und sagte: »Wir sollten aufbrechen. Sachsenheim wird keine Zeit verlieren, sobald er Verdacht schöpft, dass sein schöner Plan nicht aufgeht.«
    »Und das Essen?«, wandte Trine ein. »Es wäre schade drum, und wir könnten eine Stärkung gut gebrauchen.«
    »Das gibt’s unterwegs«, bestimmte Jan und erhob sich stöhnend. »Thomek, wir sollten nach den Pferden des Plackerers suchen.«
    »Da werden wir nur eines finden, einen ziemlich klapprigen Gaul, immer missmutig gelaunt und schlecht erzogen.«
    »Verdammt. Mein Brauner ist verletzt, und ich hatte gehofft, ihn schonen zu können.«
    »Das Pony ist stark und wäre wohl in der Lage, die beiden Damen zu tragen, aber es hat seinen eigenen Kopf«, gab Thomek zu bedenken.
    »Keine Angst«, mischte sich Margarethe in das Gespräch. »Ich bin eine gute Reiterin. Weißt du noch, Jan, wie ich euch in Prag immer davongaloppiert bin? Du hast mich nie einholen können.«
    »Tja, das scheint wohl mein Schicksal zu sein«, sagte Jan mit einem Seufzer und humpelte zu seinem Pferd.
    Margot hatte sich keineswegs in ihr Schicksal ergeben, sondern lediglich eingesehen, dass es für den Augenblick klüger war, abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Leider hatte Sachsenheims Wachsamkeit noch keine Sekunde nachgelassen. Er schien wild entschlossen, sein Vorhaben zum Erfolg zu bringen.
    Margot hatte ihm nichts davon gesagt, dass sein Kind nicht mehr am Leben war. Zum einen hatte sie Angst um ihren Vater – schließlich galt eine Abtreibung als Todsünde und wurde hart bestraft –, zum anderen befürchtete sie, dass Sachsenheim dann augenblicklich wieder darauf bestehen würde, mit ihr das Lager zu teilen. Denn dass es nicht die reine Liebe war, die ihn getrieben hatte, war ihr spätestens dann klar geworden, als er begonnen hatte, sie wie eine Gefangene zu behandeln. Gelegentlich maß er sie mit einem intensiven Blick wie damals nach ihrem letzten Treffen im Garten. Dann lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken, und sie fürchtete sich vor ihm. Einen solchen Mann wollte sie keinesfalls zum Gatten nehmen. Unwillkürlich verglich sie ihn mit

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