Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
einmal nicht mehr ist, hättest du die finanziellen Möglichkeiten, dir den nächsten nach deinem Gusto zu suchen. Das wäre die Sache doch wert, oder?«
Margarethe schluckte und versuchte, sich daran zu erinnern, was die Königin gerade gesagt hatte, doch in ihrem Kopf ging alles durcheinander. »Aber ich bin so jung«, flüsterte die Hofdame. »Ich würde lieber noch ein wenig warten.«
»Gerade deine Unschuld ist dein größtes Gut«, entgegnete die Königin sofort. »Außerdem wächst man in eine Ehe hinein, glaube mir, und wer weiß, wann so eine Gelegenheit wiederkommt. Bedenke, es wäre eine äußerst vorteilhafte Partie.«
Ich will aber keine vorteilhafte Partie, fuhr es Margarethe durch den Kopf. Und überhaupt, von wem hatte die Königin eigentlich gesprochen?
Doch schon entließ die Regentin ihre Hofdame mit einer unmissverständlichen Handbewegung, während sie sagte: »Ich werde also deinem Vater unseren Vorschlag unterbreiten. Er wird sehr zufrieden sein. Wir sehen uns dann bei Tisch.«
Beinahe wäre die junge Hofdame über ihre eigenen Füße gestolpert, als sie sich rückwärts aus dem Raum entfernte. Mit jedem Schritt wurde ihr die Tragweite dieser Unterhaltung stärker bewusst. Ihre Schuhe aus Ziegenleder klatschten wütend auf die Steinfließen, während sie den Gang entlangrannte. Nur weg hier! Sie erreichte die Tür zu ihrer Kammer. Margarethe schlug so schwungvoll dagegen, dass diese gegen die Wand knallte und der Putz zu Boden rieselte.
Margot starrte die Freundin entgeistert an. »Was ist?«, fragte sie vorsichtig. »Hat sie dich etwa rausgeschmissen, weil sie von eurem kleinen Ausflug erfahren hat? Heilige Maria, schickt sie dich zu deinem Vater zurück?«
Margarethe sank auf den hölzernen Hocker, der neben ihrer Kommode stand, und schlug die Hände vors Gesicht. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Das alles konnte nicht wahr sein. Sie bildete sich das alles nur ein. Dieses Gespräch mit der Königin hatte nie stattgefunden. Nur nicht darüber sprechen.
Margot kam näher und kauerte sich vor ihre Freundin hin. »Du lieber Himmel, die Königin kann dich doch nicht einfach wegschicken. Das geht doch nicht.«
»Und wie sie das kann«, brach es aus Margarethe heraus. »Sie kann sogar noch viel mehr: Sie schickt mich nicht nur weg, sondern verheiratet mich auch gleich noch!« Margarethes Halsmuskeln zuckten, und ein lauter Schluchzer stieg aus ihrer Kehle.
Eine Weile schwieg Margot und betrachtete die Rothaarige. Dann stellte sie nüchtern fest: »Und das nicht mit Albrecht, nehme ich an.«
»Sonst würde ich wohl kaum weinen.«
Margot tappte zögernd näher und schloss sie in ihre Arme. »Ach liebste Margarethe, das tut mir so leid.«
Die tröstende Geste tat der jungen Hofdame gut, doch gleich darauf brauste sie auf: »Es ist so ungerecht! Warum trifft es mich? Es gibt doch genug andere Mädchen hier am Hof.«
»Weil keine so hübsch ist wie du«, versuchte Margot, ihre Freundin aufzumuntern.
Die jedoch winkte ab. »Unsinn. Es ist doch alles nur, weil mein Vater so furchtbar geizig ist und sich davor drücken will, mir eine anständige Mitgift zukommen zu lassen. Für alles hat er Geld, nur nicht für mich.«
»Du meinst, man ließe dich den Albrecht heiraten, wenn du eine entsprechende Summe bekämst?«, fragte die Jüngere skeptisch.
Margarethe zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht, ich bin halt nur die Tochter eines kleinen Grafen. So viel Gold gibt’s vermutlich auf der ganzen Welt nicht, dass Herzog Ernst mich als Schwiegertochter in Betracht ziehen würde.«
»Ich hab auch schon gehört, dass für den Herzog ausschließlich der Hochadel existiert, aber vielleicht musst du nur lange genug in deiner Ahnenreihe zurückgehen, bis du ein Tröpfchen Wittelsbacher Blut findest, und dann …«
Über diese Bemerkung musste Margarethe fast schon wieder lachen. Sie war typisch für Margot, die eine unbeirrbare Romantikerin war. Für sie gingen alle Liebesgeschichten gut aus, auch wenn es zunächst noch so finster aussah.
»Na ja, vielleicht geschieht ein Wunder«, sagte Margarethe, mehr um Margots kleine, heile Welt nicht ins Wanken zu bringen, als dass sie selbst daran glaubte.
»Genau. Schließlich gehen auch königliche Pläne nicht immer auf. Vielleicht liebt ja der Mann, den sie ausgesucht hat, eine andere und will diese Ehe genauso wenig wie du. Zudem heißt verlobt noch lange nicht verheiratet. Ich habe schon von Frauen gehört, die dreimal und öfter verlobt wurden,
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