Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
aber jedes Mal kam etwas dazwischen. Also warum die Pferde scheu machen?«
Margarethe putzte sich energisch die Nase. »Ja, da hast du auch wieder recht.«
»Kennst du denn schon seinen Namen?«, erkundigte sich Margot.
Erneut zuckte die junge Frau mit den Schultern und schluckte schwer. »Irgendein Kerl. Als ob das wichtig wäre.«
»Natürlich muss man das wissen. Schließlich kann Albrecht dann Erkundigungen einziehen und herausfinden, wie man den Burschen wieder loswird.«
»Was du dir immer zusammenreimst. Wie stellst du dir denn das vor? Soll Albrecht ihn etwa fordern?«
»Das wäre doch toll!« Das Mädchen klatschte vergnügt in die Hände. »Ein Turnier! Und wer als Sieger hervorgeht, erhält deine Hand.«
Margarethe schüttelte den Kopf. »Du hast eindeutig zu viel Fantasie«, stellte sie fest. Ihr Blick fiel auf das Kleid, das die Königin ihr hatte bringen lassen. Es war tatsächlich wunderschön und prächtiger als alles, was sie je von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
Margot bemerkte den Blick. »Jetzt verstehe ich auch dieses großzügige Geschenk der Königin. Es wurde vorhin von ihrer persönlichen Zofe gebracht. Und ich hab noch Sophies Großherzigkeit gelobt.«
»Ich werd’s wohl anziehen müssen.« Margarethe seufzte.
»Denk einfach daran, dass auch Albrecht dich darin sieht, und für ihn lohnt es sich doch, sich herauszuputzen.« Sie schwieg einen Moment, bevor ihr Blick verträumt nach oben wanderte. »Ach, manchmal muss man einfach um seine Liebe kämpfen.«
Margarethe rollte mit den Augen. Und manchmal benahm sich ihr Zögling wirklich noch wie ein kleines Kind. »Hilfst du mir, Margot?«, fragte sie nüchtern. »Die Königin ist der Meinung, unsere Zofe sei unfähig.«
Mit einem Sprung war das Mädchen bei dem Kleid. »Aber natürlich.«
Sie ließen sich Zeit, und Margot drapierte das sandfarbene Schultertuch dreimal um.
»Wie wäre es mit ein wenig Schminke?«, schlug das Kind am Ende mit einem Blick auf das kleine Döschen Rotholzpulver vor. »Dann hält dich der Kerl vielleicht für verschwendungssüchtig.«
Einen Moment überlegte Margarethe, dann aber schüttelte sie den Kopf. »Wir müssen gehen«, meinte sie mit rauer Stimme. »Die Königin erwartet uns.«
Hand in Hand liefen sie Richtung Halle, um sich in die Schlange der Wartenden einzureihen. Das Königspaar ließ wieder einmal auf sich warten. Als es endlich Arm in Arm erschien, schwankte der König mehr, als dass er schritt. Ohne die Unterstützung seiner Gemahlin hätte er die Tafel vermutlich nicht ohne Sturz erreicht. Mit stierem Blick passierte er seinen Hofstaat, ohne irgendjemanden zu beachten. Die Königin dagegen hielt kurz bei Margarethe an und gab ihr einen Wink, sich anzuschließen. Mit einem verkrampften Lächeln kam Margarethe der Aufforderung nach. Jetzt also würden sich die Pläne der Königin offenbaren. Es dauerte eine Weile, bis die Herrscherin vor einem grauhaarigen Ritter stehen blieb. Margarethe schluckte und starrte ihr Gegenüber fassungslos an. Ein Greis? Dann fiel ihr ein, dass viele Adelsherren einen Hochzeiter schickten, jemanden, der nach einer passenden Frau Ausschau hielt. Die junge Hofdame beruhigte sich wieder.
»Heinrich von Weida«, begrüßte die Königin den Mann mit einem warmen Lächeln, »ich freue mich sehr, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid.« Dann deutete sie auf Margarethe. »Darf ich Euch Eure Tischdame Margarethe von Waldeck vorstellen. Sie zählt zu meinen vielversprechendsten Hofdamen. Ihr obliegt derzeit die Betreuung unsere Kinder.«
Der Ritter verbeugte sich kurz und zog die Augenbrauen ein wenig zusammen. »Habt Dank, hohe Dame, für die angenehme Gesellschaft.«
Er reichte Margarethe seinen knochigen Arm. Artig legte sie ihre Hand darauf und trat an seine Seite. Verstohlen musterte sie ihren Tischherrn, der fast einen Kopf kleiner und ein Jahrhundert älter als sie zu sein schien. Sein Gesicht war voller Narben und das Haar spärlich. Sein Wams wirkte zwar verwaschen, war aber von guter Qualität. Das verblichene Wappen zeigte einen goldgelben Löwen mit feuerroten Krallen auf schwarzem Schild. Weida. Sie hatte diesen Namen schon einmal gehört. Irgendetwas war mit dieser Familie. Wenn sie sich nur mehr für den Burgklatsch interessieren würde. Sie musste unbedingt Margot fragen, die ein wandelndes Buch war, wenn es um Adelshäuser ging.
Höflich rückte der Adelsherr ihr den Stuhl zurecht und setzte sich erst, nachdem sie Platz genommen hatte.
Weitere Kostenlose Bücher