Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
einen großen Schluck Wein und spülte den Brocken damit herunter, wobei er ein Gesicht machte, als habe er einen Frosch verschluckt. Margarethe setzte eine Unschuldsmiene auf, während Margot schräg gegenüber von ihr kaum an sich halten konnte.
»Geht es Euch nicht gut, Herr von Weida?«, erkundigte sich die Rothaarige.
Der stellte seinen Humpen ab und wischte sich mit einem Leintüchlein über den Mund. »Zum Glück sind Hasen und Eber im Vogtland nicht halb so zäh wie hierzulande.«
Margarethe biss sich auf die Zunge, um nicht laut loszuprusten, und in diesem Moment fiel es ihr wieder ein. Es war lange genug Palastgespräch gewesen. »Seid Ihr etwa …«
»Derjenige, auf den der König vor aller Augen seine Hunde gehetzt hat, nur weil er es wagte, einen gefährlichen Eber zu töten, der eigentlich unserem König zugedacht war. Ja, der bin ich.« Die Augen des alten Mannes glänzten vor Stolz. »Und ich würde es jederzeit wieder tun. Schließlich wurden meine Vorfahren von Friedrich Barbarossa selbst zu Vögten ernannt. Wir haben mehr Ehre im Leib als all diese katzbuckelnden Emporkömmlinge zusammen.«
Sein Blick schweifte umher und blieb an Wenzel hängen. Margarethe versuchte, sich zu erinnern, was sie bei den anderen Hofdamen über die Sache aufgeschnappt hatte. Die Herren von Weida waren machtvolle Vögte, ein wenig zu einflussreich für Wenzels Geschmack. Man munkelte, dass dem König ein nichtiger Grund recht gewesen war, um die Weidas zurechtzustutzen. Er hatte verfügt, dass Heinrich von Weida nunmehr die Wettiner Lehnsherrschaft zu akzeptieren hatte. Margarethe schaute unwillkürlich zu Mihai und schluckte. Wenn diese Hochzeit zustande kam, hätte sie die beiden Wettiner Mihai und Katerina für den Rest ihres Lebens am Hals. Dieser Gedanke allein genügte, einer Verbindung mit dem Haus Weida aus dem Weg zu gehen. Sie musste mit der Königin sprechen.
Der Vogt angelte unterdessen nach den Schüsseln und genehmigte sich eine zweite Portion Hasenfleisch und Gemüse. Als er bemerkte, dass seine Tischdame bisher noch keinen Happen angerührt hatte, stach er mit seinem Jagdmesser entschlossen in einen Fleischbrocken, um sich bei Margarethe zu revanchieren. Die öffnete die Lippen und wollte freundlich ablehnen. Im selben Moment hatte sie das Fleisch auch schon im Mund. So tief hatte es ihr der Weida in den Rachen geschoben, dass sie fast daran erstickte. Sie hustete und würgte den Bissen herunter.
»Iss nur, iss«, spornte sie der Alte an und grinste dabei so unzweideutig, dass kein Zweifel daran bestand, dass er genau wusste, was sie zuvor mit ihm getan hatte. »Du musst dringend was auf die Rippen bekommen. Nur eine gut genährte Stute wirft kräftige Fohlen.«
Er lachte über seinen Witz, während Margarethe nun ihrerseits nach dem Würzwein tastete und einen großen Schluck nahm. Kumpelhaft klopfte Weida ihr auf den Rücken. »Ich glaube, jetzt sind wir quitt.«
Bei diesen Worten schlang er besitzergreifend seinen dürren Arm um ihre Hüften und rückte ein Stückchen näher. Der süßliche Geruch des Alters umgab ihn wie ein Leichentuch. »Du bist eine Frau nach meinem Geschmack, Margarethe«, meinte er noch immer lachend. »Die Königin hat nicht zu viel versprochen. Ich glaube, wir werden eine Menge Spaß miteinander haben. Jetzt komm, lass uns trinken und fröhlich sein.«
Margarethe stockte der Atem. Statt dass sich Weida über sie ärgerte, schien er sich über ihren Streich auch noch zu amüsieren. Aber was sollten diese Andeutungen? »Darf ich fragen, was Ihr genau damit meint?«, fragte Margarethe.
Der alte Ritter ergriff ihre Hand »Ich hab’s dir doch schon erklärt, kleine Margarethe. Es braucht eine neue Herrin auf der Osterburg, und ich glaube, ich habe sie gerade gefunden.«
In Margarethes Ohren surrte es, als wäre sie in einen Bienenschwarm geraten. »Ihr wollt mich zur Frau nehmen?« Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
»Ja was denn sonst?«
»Ich dachte, Ihr kommt als Werber, für Euren Sohn vielleicht.«
»Hast du nicht zugehört vorhin?« Unwirsch ließ der alte Mann ihre Hand los und knackte mit den Fingerknöcheln. »Ich hab keinen Sohn. Gerade deshalb brauch ich ja ein fruchtbares Weib.«
»Aber das geht doch nicht.« In Margarethes Augen spiegelte sich schiere Verzweiflung.
»Na klar geht das noch«, widersprach Weida, der ihre Worte ganz offensichtlich missverstand. »Da kannst du ganz sicher sein. Ich mag vielleicht nicht mehr der Frischeste sein, aber
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