Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
eine Frau kann ich noch immer zufriedenstellen.«
»Trotzdem muss ich Euch enttäuschen«, rutschte es Margarethe heraus. Hastig suchte sie nach einer Erklärung, die den alten Mann nicht vor den Kopf stoßen würde. »Mein Vater wird niemals eine angemessene Mitgift bereitstellen.«
Der Weida lachte rau und wischte ihren Einwand mit einer Handbewegung fort. »Da sei mal unbesorgt, ich kenn den Waldecker gut. Der wird mit Freuden zustimmen, und für deine Mitgift sorgt die Königin.«
Margarethe sah ihren Tischherrn ungläubig an.
»Dein Vater«, erklärte der Alte, »war einst mein Knappe und später mein Waffenbruder. Hab so manchen Kampf mit ihm gefochten.« Weida schien seinen Gedanken nachzuhängen.
Fest entschlossen, den Vogt von seinem Vorhaben abzubringen, wandte Margarethe ein: »Das mag sein, aber …«
»Nichts aber«, unterbrach er sie. »Ich sag dir was, Mädchen, dein alter Herr ist froh, wenn er dich unter der Haube hat, ohne seine Schatztruhe leeren zu müssen.«
»Wie könnt Ihr nur so etwas sagen!«, entrüstete sich Margarethe. Die Bemerkung schmerzte umso mehr, als dass sie leider der Wahrheit entsprach.
Der Ritter lachte so herzhaft, dass Margarethe befürchtete, er würde seine wenigen verbliebenen Zähne gleich mit ausspucken. »Mach kein so beleidigtes Gesicht. Dein Vater interessiert sich nicht für seine Weiber. Er hat seine Pflicht und Schuldigkeit getan und nach dir noch einen Erben gezeugt. Danach war’s ihm zuwider. Ich dagegen hab nur ungern ein Weib ziehen lassen, und was soll ich sagen, der Herrgott hat’s krumm genommen und mir eine unfruchtbare Gattin an den Hals gehängt. So hab ich reichlich Bankerte, aber leider keinen Erben.«
Erneut tätschelte er Margarethe. »Aber ich hab daraus gelernt. Ich versprech dir, treu zu sein, und jeden kleinen Heinrich, den du mir in die Arme legst, will ich dir mit Gold aufwiegen.«
Margarethe war den Tränen nah. Das also hatte die Königin gemeint, als sie sagte, sie müsse sich bald keine finanziellen Sorgen mehr machen. Aber kein Gold der Welt war dieses Schicksal wert.
Hilfe suchend glitt Margarethes Blick zur Königin, die aber nur zufrieden lächelte, und dann zu Albrecht und Jan. Letzterer malträtierte das Hasenfleisch, als sei es sein schlimmster Feind, während sein wütender Blick immer wieder zu ihr wanderte. Ohne Zweifel wusste er, was los war. Unwillkürlich rückte die Hofdame von dem alten Ritter ab.
Diesem entging ihr Blick nicht. Er runzelte die Stirn und sagte leise: »Ah, ich verstehe. Da gibt es einen anderen. Den Blonden dort nehme ich an.« Mit dem Kinn wies er in Jans Richtung. Margarethe wollte widersprechen, doch der Vogt ließ sie nicht zu Wort kommen. »Du bist noch jung, Mädchen, und hoffst auf einen frischeren Gatten, aber lass dir eines sagen: Erfahrene Männer haben durchaus ihre Vorzüge, auch wenn du das jetzt noch nicht einsiehst.«
Sein Blick ging hinüber zur Königin, die sich jedoch angeregt mit einem Landgrafen unterhielt und gar nicht daran dachte, zu ihm herüberzuschauen. »Hm, hm«, brummte Weida. »So ist das also.« Was genau er damit meinte, verschwieg er jedoch gegenüber seiner Tischdame. Stattdessen machte er sich erneut über sein Essen her.
Margarethe war der Appetit vergangen. Sie hoffte einfach nur auf ein schnelles Ende des Gelages.
Als sich das Regentenpaar erhob und damit den Abend beendete, stand auch Weida auf, schob Margarethe höflich den Stuhl zur Seite und küsste ihre Hand. »Ich werde der Königin sagen, dass ich mit ihrer Wahl zufrieden bin und dass wir das Beilager nicht allzu lang hinausschieben sollten. Schließlich bin ich ein alter Mann. Meine Zeit ist begrenzt.« Nach einer knappen Verbeugung wandte er sich um und ließ Margarethe stehen.
»Es freut mich, Herr Vogt, dass Euch mein Vorschlag zusagt.«
Die Königin wedelte sich mit einem Fächer aus Pfauenfedern frische Luft zu, wie sie es häufig tat, wenn sie nervös war. Heinrich von Weida hatte gleich am Morgen um eine Audienz gebeten, und es war offensichtlich, dass es nur um Margarethe gehen konnte.
»Eure Wahl hätte trefflicher nicht sein können, Euer Majestät«, schmeichelte der Vogt. »Das Mädchen besitzt Liebreiz und Verstand, eine seltene Kombination.« Beinahe hätte er hinzugefügt »bei Frauen«, doch im letzten Moment hatte er seine Zunge zügeln können.
Die Königin lächelte geschmeichelt und legte den Fächer beiseite. »Sie wird Euch eine dankbare Gattin sein.«
Weida gab seiner
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