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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Stimme einen kummervollen Unterton. »Für einen alten Mann wie mich ist das wohl das Beste, was man verlangen kann.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Die Königin holte tief Luft und blickte ungehalten. Sollte da jemand oder etwas ihre Pläne durchkreuzen?
    »Nun, Margarethe ist jung, und mir scheint es nur allzu verständlich, dass sie ihre Gunst einem Manne ihres Alters vorbehält.«
    »Unsinn! Eure Bedenken sind gänzlich unbegründet.«
    »Wenn Ihr es sagt. Das Wort meiner Königin ist wie ein Schwur.« Weida deutete eine Verbeugung an und schwieg. Seine Rechnung ging auf. Er hatte noch keine Frau kennengelernt, die – war erst einmal ihre Neugierde geweckt – einer Sache nicht auf den Grund gehen wollte.
    »Unsinn, es gibt da niemanden«, betonte Sophie erneut. »Für Margarethes Tugendhaftigkeit kann ich mich verwenden. Doch Ihr könnt mir Eure Sorgen ruhig anvertrauen.«
    »Margarethes Tugendhaftigkeit steht außer Frage.« Weida machte eine kunstvolle Pause, bevor er fortfuhr. »Blicke – mehr war es nicht.«
    »Blicke?«, wiederholte die Königin.
    »Ein junger Mann, blond, blaue Augen. Er saß ihr am Tisch schräg gegenüber, an der Seite Eures hochwohlgeborenen Neffen.«
    »Jan Sedlic?« Sophie lachte. »Da kann ich Euch beruhigen. Der steht außer Frage.«
    »Und doch hörte ich, dass die beiden viel Zeit miteinander verbringen.«
    Die Königin winkte ab. »Ein Freund meines Neffen, mehr nicht.«
    »Ich danke Euch für die klaren Worte und das Verständnis für die kleinen Sorgen eines alten Mannes, der sich einen Erben vom eigenen Blute ersehnt.« Das war mehr als deutlich.
    »Man wird alles in die Wege leiten, damit Ihr möglichst rasch Eure Gattin heimführen könnt«, entgegnete die Monarchin.
    Weida verstand, dass die Audienz damit beendet war. Zufrieden verneigte er sich. Er hatte gesagt, was er hatte sagen wollen.

K APITEL 4
    Jan stieg auf den Turm und blickte hinauf zum Firmament, während ein kalter Ostwind durch seinen Blondschopf fuhr. Gewöhnlich brachte den jungen Ritter so schnell nichts aus der Ruhe. Trotz seiner Jugend galt er als bedacht und vorsichtig. Der Anblick des Vogts jedoch, wie er um Margarethe herumscharwenzelte, hatte sein Blut zum Kochen gebracht. Zudem hatte man geraunt, dass hier eine Ehe angebahnt werden sollte. Bislang hatte sich Jan nie Gedanken darüber gemacht, dass so etwas geschehen könnte. Er war stets davon ausgegangen, Margarethe würde Albrecht an den Münchner Hof folgen – genau wie er selbst. Sie, er und Albrecht waren einfach unzertrennlich, und damit lag die Zukunft klar vor ihm: Albrecht würde Herzog werden und Elisabeth von Württemberg heiraten. Jan selbst würde ihm treu dienen, dafür eines Tages mit einem eigenen Lehen belohnt werden und dann Margarethe heimführen. Das war der Plan. Und nun kam Königin Sophie und brachte alles durcheinander.
    Jan raufte sich die Haare. Er kannte Margarethe nun schon so lange. Jede Geste war ihm vertraut, jedes noch so kleine Blitzen ihrer Augen. Mit ihr konnte er lachen und weinen, toben und träumen, wie neulich an der Moldau, als sie mit entblößten Beinen im eisigen Wasser herumgehüpft war wie ein übermütiges Füllen. Und wie sie auf ihrem kleinen Vollblüter in die Abendsonne galoppiert war. Aufrecht im Männersattel, hatte sich ihre Gestalt im Rhythmus des Pferdes bewegt. In der darauffolgenden Nacht hatte Jan von Margarethe geträumt, auf eine Art wie noch niemals zuvor, und er hatte sich fast ein wenig dafür geschämt. So hatte er sich die Liebe nicht vorgestellt. Es war ein Brennen, ein Schmerz, ein verzehrendes Sehnen – und doch irgendwie wunderbar. Er brauchte Margarethe nur anzusehen, und ein Funkenregen der Glückseligkeit zerstob über ihm. Ein Heinrich von Weida würde sie nie mit diesen Augen sehen. Für ihn war sie nicht mehr als eine Zuchtstute, und ihr Wert stieg und sank mit jedem Füllen, das sie ihm warf oder auch nicht.
    Plötzlich stiegen andere, lange vergessen geglaubte Bilder in Jans Kopf auf: Wie seine Mutter damals den ungehobelten Stiefvater hatte ehelichen müssen. Wie schlecht sie dieser Grobian behandelt hatte. Wie sie hatte im Kindbett sterben müssen. Damals war er noch ein hilfloser Knabe gewesen. Inzwischen war er zu einem jungen Mann herangereift, und er würde nicht zulassen, dass Margarethe ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Diesmal würde er einschreiten! Und Albrecht würde ihm dabei helfen. Doch im nächsten Moment kamen Jan Zweifel: Hoffentlich verdarb sein

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