Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
einige Schritte zurück, um dann laut polternd den Gang entlangzuschreiten. Das Mädchen sah, wie eine Hand die Tür zu Katerinas Kemenate zuzog. Margot beeilte sich weiterzukommen und rannte fast zu dem Zimmer, das sie mit Margarethe teilte. Schwungvoll öffnete sie die Tür und atmete erleichtert auf, als sie Margarethe allein in der Stube vorfand.
»Ich muss dir unbedingt etwas erzählen!«, platzte sie sofort heraus und schlug die Tür zu.
Die Hofdame sah überrascht auf. »Was ist denn passiert?«, erkundigte sie sich. Im nächsten Augenblick klopfte es, und Trine, die neue Zofe, erschien. Margarethe winkte der jungen Mutter zu, damit sie näher trat, und deutete Margot mit einem Blick an, ihr Anliegen noch für sich zu behalten. »Gut, dass du da bist«, wendete sie sich an Trine. »Du kannst mir bei diesem Kleid helfen. Es ist völlig ruiniert. Übergib es am besten den Näherinnen. Mein Geschick reicht da nicht aus.«
»Das kann ich selbst tun, Herrin«, erbot sich Trine und erntete einen erstaunten Blick.
»Nun, versuche dich daran, viel verderben kannst du nicht.« Die Rothaarige deutete zu Margot. »Dies ist das Fräulein Margot von Bischishausen«, erklärte sie. »Es wäre gut, wenn du auch ihr zur Hand gehen könntest.«
Artig knickste Trine erneut und murmelte eine höfliche Floskel.
»Hat man dir und dem Kind zu essen gegeben?«, erkundigte sich Margarethe.
»Ja, Herrin, man ist sehr freundlich zu uns.«
»Gut. Wo ist das Kind jetzt?«
»Es schläft. Es war sehr müde.«
»Ich werde dafür sorgen, dass man sich um die Kleine kümmert, solange du arbeitest. Autsch!«
Die Zofe zuckte zurück. Sie hatte Margarethe kaum an der Schulter berührt.
»Was ist?«, fragte Margot sofort.
»Nichts, nichts«, beruhigte Margarethe. »Ich fürchte, ich hab mir ein wenig die Schulter geprellt, als ich das Falkenküken aus dem Nest holte.«
»Du hast was getan?«, hakte Margot nach. In der nächsten Viertelstunde ließ sie sich haarklein berichten, was am Falkenfelsen passiert war. Lediglich den Kuss ließ Margarethe aus, betonte aber mehrfach, dass es Albrecht gewesen war, der sie gerettet hatte.
Margot schüttelte ungläubig den Kopf. »Du bist wirklich ein verrücktes Huhn.«
Auch Trine schien das zu denken, so wie sie Margarethe ansah, enthielt sich aber jeglichen Kommentars. Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, nahm sie das Kleid und verließ die Kammer ihrer neuen Herrin.
Margarethe wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Dann forderte sie Margot auf: »Nun berichte, was es so Wichtiges gibt.«
Margot erzählte zuerst vom Brief ihres Vaters und überreichte ihn ihrer Freundin.
Die wiegte den Kopf hin und her, während sie las. »Hm, das kann so oder so ausgehen«, erklärte sie dann nachdenklich. »Die meisten Menschen überwinden den Husten und genesen vollständig, aber es gibt auch andere Fälle, da wird es immer schlimmer.«
»Du meinst, meine Mutter könnte sterben?«, fragte Margot ängstlich.
»Wir sollten nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Vermutlich machst du dir ganz unnötig Sorgen.«
Doch da rollten Margot schon die Tränen über die Wangen. Vielleicht würde sie ihre Mutter nie mehr wiedersehen. Dieser schmerzliche Gedanke verdrängte die Erinnerung an das Gespräch zwischen Katerina und dem Ritter, von dem sie Margarethe eigentlich hatte berichten wollen.
Jan Sedlic war erstaunt, wie einfach es gewesen war, den Vogt zu einem Besuch in der Kroner’schen Badstube zu überreden. Der Mann schien geradezu begeistert von dem Vorschlag und hatte gleich am nächsten Tag Zeit. Jan willigte ein und ließ zwei Wannen reservieren. Der Vogt erwartete ihn bester Stimmung und gab eine Zote nach der anderen zum Besten, während sie hinunter in die Stadt ritten. In der Badstube wurden sie mit ausgesuchter Höflichkeit empfangen. Albrecht hatte dafür gesorgt, dass man sie wie Fürsten behandelte. So wurden sie nicht in den für alle zugänglichen großen Saal geführt, sondern in eine gesonderte Kammer, in der bereits zwei Zuber mit dampfendem Wasser standen, neben jedem eine bildhübsche Reiberin. Der Vogt ließ sich glucksend ins warme Wasser gleiten und die faltige Haut mit einem Rutenbüschel bearbeiten. Jan deutete zum bereitstehenden Essen.
»Bedient Euch, Herr Vogt«, forderte er den Alten auf. »Wein und Braten sind hier ausgezeichnet.«
»Das will ich Euch gern glauben, Sedlic. Doch erst einmal will ich mich im Wasser vergnügen.« Er kniff der Badmagd
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