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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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stehen, und niemand soll mir Geiz nachsagen.«
    Die Königin läutete und wies ihre Zofe an, ein Päckchen zu holen. Nachdem die Kammerfrau es gebracht hatte, gab die Königin Margarethe ein Zeichen, es gleich zu öffnen. Margarethe schlug das einfache Leinen zurück, in das das Gewand eingeschlagen war. Zum Vorschein kam ein butterblumengelbes Kleid, ganz leicht, bauschig und mit ausladenden Teufelslöchern, wie man die weiten Ärmelausschnitte nannte.
    »Halt es dir an«, befahl die Königin. Margarethe tat, wie ihr geheißen, und Sophie lächelte zufrieden. »Ja, das bringt deine Augen gut zur Geltung und unterstreicht deine weiblichen Formen. Du wirst schön und verführerisch darin aussehen. Jetzt sei guten Mutes. Ich werde dem Weida ausrichten lassen, dass du dich auf den Ausflug freust.«
    Margarethe presste die Lippen fest zusammen, um nicht laut zu protestieren. Die Verzweiflung war ihr deutlich anzusehen, als sie sich verneigte und mit dem Kleid auf dem Arm zurückzog. Ihre ganze Hoffnung ruhte nun auf Albrecht, dem sie voll und ganz vertraute. Er würde gewiss nicht zulassen, dass sie als Gattin des Weida auf die Osterburg musste. Der Gedanke beruhigte sie, und die Vorstellung, stattdessen an der Seite des Herzogssohnes nach München zu reiten, war so herzerwärmend, dass sie darüber fast vergaß, dass König Wenzel ihr derzeitiger Vormund war. Es war mehr als wahrscheinlich, dass er der Heiratspolitik seiner Gattin zustimmte, und dann reichte seine Unterschrift aus, um Margarethe an den Vogt zu binden. Auch wenn es üblich war, die Braut am Altar um ihre Zustimmung zu fragen, so war das nicht mehr als ein hübscher Brauch. Die Rechtsgültigkeit einer Ehe besiegelte der Ehevertrag.
    Aufgewühlt rannte Margarethe auf den Hof. Ihre beiden Freunde waren nirgends zu entdecken. Sie huschte zu ihrer Kemenate, wo sie das neue Kleid achtlos aufs Bett warf. Unruhig schritt sie auf und ab. Ihre Sehnsucht nach Albrecht war übermächtig. Warum war er nicht hier? Warum schlang er jetzt nicht tröstend seine Arme um sie und flüsterte ihr zu, dass sie sich nicht zu sorgen bräuchte?
    Gerade als sie sich erneut aufmachen wollte, um ihn zu suchen, hüpfte Margot ins Zimmer. Ihr Blick fiel sofort auf das kanariengelbe Kleid mit den aufgestickten Schmetterlingen. »Meine Güte, wie wundervoll. Ist das deins?«
    »Ein Geschenk der Königin«, gab die Rothaarige missgelaunt zurück.
    Das Mädchen stand mit offenem Mund vor dem Gewand. »Darf ich’s mal nehmen?«, fragte es begierig.
    Margarethe nickte, und die Kleine hielt sich das Kleid begeistert vor den Körper. Es war ihr viel zu lang und passte kaum zu ihrer kindlichen Erscheinung. Trotzdem tat das Mädchen so, als würde sie damit zu einem Festbankett gehen. Es wiegte die Hüften und tänzelte einige Schritte. »Wie für eine Prinzessin gemacht.« Margot seufzte. Dann reichte sie das Kleidungsstück Margarethe. »Euer Hochwohlgeboren«, scherzte sie dabei.
    »Ich wünschte, ich müsste es nicht tragen«, brummte Margarethe.
    »Bist du verrückt? Du wirst umwerfend darin aussehen.«
    Erst jetzt bemerkte das Mädchen Margarethes unglückliches Gesicht. »Was ist mit dir?«, fragte sie besorgt.
    »Der Weida hat einen Ausflug zum Jagdschlösschen mit mir geplant, und jetzt rate mal, wer uns begleiten soll?«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern.
    »Katerina von Wettin.«
    Margot nickte nur und dachte wieder an das belauschte Gespräch. Sie sollte Margarethe davon erzählen, aber diese wirkte ohnehin völlig verstört. Margot beschloss deshalb, ihre Freundin nicht weiter zu ängstigen, und sagte stattdessen: »Über ihre Gesellschaft wäre ich auch nicht begeistert. Allerdings gönnt sie dir ja nicht mal die Butter auf dem Brot, geschweige denn einen wohlhabenden Ehemann. Bestimmt hat sie vor, dich bei ihm schlechtzumachen.«
    Margarethe schaute erst verdutzt, dann aber hellte sich ihre Miene auf. Jauchzend nahm sie die Kleine in den Arm und wirbelte sie umher. »Margot, das ist es«, jubelte sie. »Dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!«
    »Was ist denn jetzt wieder?«, fragte das Mädchen verblüfft.
    »Nun, dass Katerina nur mitfährt, um mir in die Suppe zu spucken. Aber das ist die Lösung. Sie wird sich bestimmt ausführlich über mich und Albrecht auslassen. Zudem hat der Vogt mich ja schon mit Albrecht gesehen. Katerina spielt mir in die Hände, denn welcher schlichte Vogt wird mit einem Wittelsbacher Herzog konkurrieren wollen? Ich brenne auf diese

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