Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Ausfahrt, ja wirklich, ich fiebre ihr entgegen.«
Mit einem Mal war Margarethe wieder bester Stimmung. Beschwingt ließ sie einen Zuber kommen. Zur Feier des Tages würde sie ein Bad nehmen. Als sie die duftende Seife in den Händen hielt, fantasierte sie, wie es in München wohl sein würde und wie es ihr gelingen konnte, sich beim alten Herzog Ernst in ein günstiges Licht zu setzen.
Jan hatte das Gefühl, kaum noch Haut zu besitzen, so oft hatte er in letzter Zeit mit dem Vogt die Kroner’sche Badstube aufgesucht. Dabei verspürte er immer weniger Lust dazu. Die Gönnerhaftigkeit des Vogts war ihm zuwider, ebenso sein ständiges hussitisches Gerede. Jan kam dies allzu aufdringlich vor, ganz so, als wollte der Vogt ihn dazu verleiten, selbst Stellung zu beziehen. Dabei musste er doch wissen, dass kein Prager Höfling es wagen würde, sich offen als Hussit zu bekennen. Also schwieg Jan. Als der Weida bemerkte, dass er bei dem Böhmen nichts erreichte, wechselte er das Thema und kam auf Margarethe zu sprechen, was für Jan noch unangenehmer war. Weida sprach von ihr, als wäre sie bereits seine Frau. Er dachte sich sogar schon Namen für ihre gemeinsamen Kinder aus.
»Heinrich müsste ein männlicher Nachkomme heißen«, erklärte der Vogt. »Das ist ein alter Eid, den es zu halten gilt, aber bei den Mädchen hätten wir freie Hand. Was haltet Ihr davon, wenn ich eines für Euch reserviere – ich meine, ein Schwiegersohn mit einem Schwertarm wie dem Euren käme mir gut zupass.«
Bemerkungen wie diese hatten dem jungen Ritter den Vogt verhasst gemacht. Jan war dunkelrot angelaufen, was dem Alten ein teuflisches Vergnügen zu bereiten schien.
Du wirst nicht ein einziges Blag mit Margarethe haben, dachte Jan wütend, und allein dieser Gedanke bot ihm Trost. Der junge Ritter war kreuzunglücklich. Zumal ihn die Erinnerung daran, wie Albrecht Margarethes Hand gehalten und wie er sie angesehen hatte, überdies quälte und ihm alle Kraft zu rauben schien. Natürlich waren Jan Margarethes bewundernde Blicke für seinen Freund Albrecht nicht entgangen, und mehr als einmal hatte er sich gewünscht, sie würde ihn nur ein einziges Mal genauso ansehen. Bislang aber war Jan immer davon ausgegangen, dass Albrecht Margarethe gegenüber lediglich freundschaftliche Gefühle hegte. Doch in letzter Zeit zeugten sein Verhalten und das Strahlen in seinem Gesicht, wenn er ihr begegnete, von etwas anderem. Jan wusste, dass er Albrecht gegenüber keine Chance hatte. So begannen Eifersucht und Freundschaft in ihm zu ringen. Der junge Ritter wurde immer wortkarger, während der alte Mann in einem fort plapperte und sich vergnügte.
Erneut zog der Vogt eine Reiberin zu sich in den Bottich. »Was macht Ihr nur für ein Gesicht, Sedlic!«, rief er zu ihm herüber, während das Wasser aus dem Zuber schwappte. »Mir scheint, Euch ist eine Laus über die Leber gelaufen. Denkt an meine Worte: Gönnt Euch Spaß, solange Ihr könnt. Im Übrigen kann es nicht schaden, bevor Ihr Eure Witwe habt, ein wenig auszuprobieren, wie man ihre Wünsche erfüllt.« Aufgedreht kitzelte er die Dirne unterm Kinn und goss ihr einen Becher Wein über den Kopf, woraufhin sie albern kicherte.
»Ach, muss man das üben?«, entgegnete Jan gereizt.
»Die älteren Damen sind anspruchsvoll«, meinte der Alte in schulmeisterlichem Ton. »Will man sie glücklich machen, sollte man sie zu nehmen wissen. Auch Frauen wollen bei der Erfüllung ihrer christlichen Pflicht ein wenig Freude haben.« Weida schaukelte das Mädchen auf seinem Schoß, sodass erneut Wasser auf den Boden spritzte. Das junge Ding johlte und kreischte.
Jan wandte das Gesicht ab und trank seinen Humpen in großen Schlucken leer. Er war bereits ziemlich benebelt, als Weida das Mädchen entließ.
»Ich bin froh«, brummelte der Vogt, »dass Ihr einmal bezeugen könnt, dass bei mir alles bestens bestellt ist, denn vielleicht werden böse Zungen behaupten, dass das Kind meiner zukünftigen Frau das eines anderen ist.«
Er äugte lauernd zu Jan herüber, der tief ins Becken tauchte, um seinen angewiderten Gesichtsausdruck zu verbergen. »Dass ein anderer Hengst mir zuvorkam«, fuhr der Weida fort. »Ihr versteht?«
»Ehrlich gesagt, nein«, blubberte Jan aus dem Becken heraus.
»Nun, Herr Sedlic, Ihr seid edler Gesinnung, wie ich sehe, aber haltet mich nicht für dumm. Ich hab mit eigenen Augen gesehen, was Euer Freund Albrecht mit meiner Verlobten im Pferdestall treibt.«
Vor Schreck verlor Jan kurz
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