Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
hielt den Atem an und hätte beinahe einen Freudenschrei ausgestoßen, als er sah, wie Margarethe zurückweichen wollte. Doch das Mauerwerk in ihrem Rücken ließ dies nicht zu.
»Albrecht, hör zu … wir müssen reden«, stammelte das Mädchen.
Weida registrierte mit Genugtuung, dass sie ganz offenbar versuchte, sich seinen Zärtlichkeiten zu entziehen.
»Sedlic, nun beeil dich doch endlich«, flehte der Vogt flüsternd. Schon packte er entschlossen den Knauf seines Schwertes, als er endlich hinter sich Schritte hörte. Das musste der Böhme sein. Der alte Falkenmeister wäre kaum mehr in der Lage, die Treppen in diesem Tempo heraufzusteigen. Der Weida blinzelte dem Ankömmling entgegen und lächelte zufrieden.
Als Jan den Vogt erkannte, hielt er verwundert inne. »Ihr hier? Wie das? Ich dachte …«
Weida bedeutete ihm, leise zu sein, und ging auf ihn zu. Dann beugte er sich zu ihm hinab und flüsterte fast unhörbar: »Jetzt werdet Ihr die Wahrheit mit eigenen Augen sehen.«
Jan erstarrte. »Was meint Ihr damit?«
Weida schüttelte energisch den Kopf und bedeutete ihm erneut, den Mund zu halten. Energisch zog er ihn die Treppe hoch, bis zu sich hinauf. Als beide den Kopf durch die Öffnung zur Plattform steckten, deutete Weida nach rechts. Die Augen des jungen Ritters weiteten sich erschrocken. Die Situation war mehr als eindeutig. Margarethe und Albrecht waren so mit sich beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkten, dass sie nicht mehr allein waren. Die junge Frau lag in den Armen des Herzogssohn. Keine Spur mehr von Widerstand. Albrechts Hände streichelten ihre Schenkel. Sie ließ es zu, nein, sie stöhnte sogar lustvoll. Weida hatte zwar das Gefühl, als würde ein Dolch in sein Herz stoßen, aber sein Schmerz wurde durch Jans Anblick gemildert. Eine Träne schlich sich zwischen die Wimpern des jungen Ritters hindurch und rollte über seine Wange. Ärgerlich wischte er sie weg und wandte sich ab. So entging ihm der zufriedene Ausdruck auf dem Gesicht des Vogtes.
Jan rang um Fassung. Erst Albrechts Vorhaben, Margarethe mit nach München zu nehmen, dann ihre Liebesbriefe und jetzt das!
»So haltet Ihr es also mit Eurer Ritterehre, Albrecht von Wittelsbach!«, hörte er plötzlich die donnernde Stimme des Vogts, der mit einem Satz auf die Plattform getreten war. »Eine unschuldige Hofdame in Versuchung zu bringen, die einem anderen versprochen ist.«
Der Wittelsbacher wich erschrocken zurück.
Der Vogt lächelte kalt. »Ich spucke aus vor Euch!«
Keiner der beiden Ertappten versuchte, sich zu rechtfertigen.
»Ihr erwartet ja wohl nicht, dass ich die Sache auf sich beruhen lasse«, setzte der Vogt hinzu. Er warf dem Wittelsbacher einen bohrenden Blick zu, dann wandte er sich um und schritt mit wehendem Mantel zurück zur Treppe. Albrecht und Margarethe starrten ihm stumm nach. Schließlich ging ihr Blick zu Jan, dessen Brust sich heftig hob und senkte.
»Wie konntet ihr nur«, flüsterte Jan schließlich und spuckte ebenfalls auf den Boden. Dann beeilte er sich, dem Vogt zu folgen.
»Jan!«, hörte er den Wittelsbacher hinter sich rufen, aber der junge Ritter wollte nichts hören. Nicht jetzt. Nicht nach dem, was er gerade gesehen hatte.
Margarethe und Albrecht rannten ihrem Freund hinterher, doch der eilte schon in einem halsbrecherischen Tempo die Treppen hinab. Als sie die Stelle erreichten, wo die Pferde angebunden waren, saß er bereits im Sattel und gab seinem Pferd die Sporen. Margarethe zitterten die Knie bei dem Gedanken, was die Königin zu all dem sagen würde. Dass der Weida ihr alles berichten würde, stand außer Frage. Und was um Himmels willen war mit Jan los?
»Mist.« Albrecht fuhr sich gereizt durchs Haar.
»Warum ist er nur so wütend?«, fragte Margarethe. »Hast du ihm nichts von uns gesagt?«
»Natürlich hab ich das«, rechtfertigte sich Albrecht.
»Und?«
»Du kennst ihn doch mit seinem Wenn und Aber. Er hält uns für unvernünftig.«
»Und was wird jetzt?«, fragte Margarethe ängstlich. »Glaubst du, der Weida kann uns etwas anhaben?«
Albrecht zuckte mit den Schultern und schwang sich auf sein Ross. »Er wird sich bei Tante Sophie beschweren.«
»Das glaub ich auch. Vermutlich wird sie schrecklich aufgebracht sein, wenn er mich jetzt nicht mehr will.«
»Sie wird uns schon nicht den Kopf abschlagen lassen. Aber hier am Prager Hof können wir nicht länger bleiben.«
»Das ist mir egal. Hauptsache, wir beide sind zusammen.«
Das Nachspiel ließ nicht lange auf
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