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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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die Ohren klangen. Die Mittagspause ließ er ausfallen, und tatsächlich sah es am Abend so aus, als wären sie ein gutes Stück vorangekommen. Erschöpft ließ sich Jan auf einem Stein nieder und stützte den Kopf in die Hände. Kaum dass er zur Ruhe kam, kreiste erneut das Bild von Margarethe und Albrecht in seinem Kopf herum, und Tränen stiegen ihm in die Augen. Gerade wollte er sich erheben, um in seine Kammer zu gehen, als der Weida um die Ecke kam.
    »Da seid Ihr ja, Herr Sedlic«, grüßte der Vogt, als sei nichts geschehen. »Ich habe Euch gesucht.«
    Jan nickte. »Wie kann ich Euch helfen?« Es fiel ihm schwer, höflich zu bleiben.
    »Helfen? Nun, gar nicht, aber waren wir nicht verabredet?«
    Schwach erinnerte sich der Böhme daran, dass sie tatsächlich ausgemacht hatten, heute zur Badstube zu gehen. Allerdings war ihm jedwede Lust darauf vergangen.
    »Was macht Ihr für ein sauertöpfisches Gesicht?«, fragte der Vogt. Als Jan keine Antwort gab, grinste ihm der Alte zu. »Ich versteh schon. Eurem Freund Albrecht sind die Spendiermünzen ausgegangen, doch sorgt Euch nicht. Heute zahl ich die Rechnung. Wir wollen uns doch den Spaß nicht verderben lassen.«
    »Verzeiht, mir ist heute nicht danach«, versuchte Jan, den Weida höflich abzuwimmeln.
    »Gerade deshalb. Nun rafft Euch schon auf. Das Badhaus wird Euch guttun. Es löst die Muskeln und manch andere Verspannung.« Auffordernd streckte der Weida Jan die Hand hin.
    Missmutig griff der junge Mann danach und ließ sich hochhelfen. »Ihr macht mir Spaß«, brummte Jan.
    »Wisst Ihr, ab einem gewissen Alter lebt es sich viel angenehmer, weil man nicht mehr so viel grübelt, junger Freund.«
    Jan zuckte mit den Schultern. Dass er zu viel nachdenken würde, hatte Albrecht ihm auch schon vorgehalten. Er klopfte sich den gröbsten Schmutz von der Kleidung. »Ich muss mich umziehen. Ich sehe aus wie ein Schwein.«
    Er erntete ein strahlendes Lächeln. »Macht Euch keine Umstände. Zwei gesattelte Pferde warten im Hof«, erklärte der Vogt. »Ich glaube, wir beide haben eine Menge zu besprechen.«
    Der Samstag wurde allen Erwartungen zum Trotz ein strahlend schöner Tag. Eine kräftige Frühjahrssonne brannte auf den Hof, und die Pferde vor der Kutsche stampften unruhig wegen der ersten Fliegen. Margarethe hatte sich schweigend von einer Zofe der Königin in das gelbe Kleid helfen lassen, das ihr wie angegossen passte. Trine hatte sich darum gekümmert, dass das Gepäck in einem der Karren verstaut wurde. Margot umarmte ihre Freundin mit hängenden Schultern, so als würde man sie in den Kerker werfen. Und im Grunde fühlte sich Margarethe auch genau so, als sie von zwei Männern der Palastwache abgeholt wurde. Ein letztes Mal nahmen sich die jungen Frauen in den Arm und hielten sich ganz fest. Einer Gefangenen gleich und mit gesenktem Kopf schritt sie über den Hof. Das Tuscheln in ihrem Rücken war unüberhörbar. Jedermann schien über den Zwischenfall in der Falknerei informiert. Margarethes Augen suchten verzweifelt nach Albrecht. Etwas in ihr hoffte noch immer, er würde mit dem Schwert in der Hand heranpreschen, sie auf den Rücken seines Braunen ziehen und mit ihr davonreiten. Doch das blieb ein Traum. Vom Wittelsbacher war nichts zu entdecken.
    Schicksalsergeben stand Margarethe vor der Kutsche, als sie Jan in ihrem Gefolge ausmachte. Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Er war doch immer noch ihr Freund, oder? Er würde sie doch beschützen? Seine blauen Augen wirkten verschlossen, und demonstrativ sah er über sie hinweg. Beschämt senkte sie den Blick, während er sich mit seinem Pferd in den Tross der Schildwache einreihte. Margarethe stieg in die Kutsche. Katerina nahm ihr gegenüber Platz, was bedeutete, dass der Vogt neben Margarethe sitzen würde. Deren letzten Hoffnungen ruhten nun auf der Wettinerin, denn sie hoffte, dass diese den Weida aufhetzen würde. Wenn der sich allerdings nicht einmal von der Tatsache abhalten ließ, dass er seine Zukünftige mit einem Nebenbuhler erwischt hatte, dann würden ihn ein paar Schauermärchen aus dem Munde der Lehnsherrentochter vermutlich auch nicht beirren. Margarethe sah, wie sich eine knochige Hand in den Verschlag schob. Gleich würde der Weida neben ihr Platz nehmen. Angst kroch in ihr hoch. Das selbstgefällige Lächeln der Wettinerin gefiel Margarethe ganz und gar nicht. Unruhig rutschte sie auf ihrem Platz herum. Katerina sah es und wirkte noch zufriedener.
    Margarethes Finger suchten das

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