Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
ihr geschah.
»Es ist der Wille des böhmischen Königshauses und auch der meine, dass du mich als meine Frau ins Vogtland begleitest«, fuhr er nüchtern fort. Ein begehrlicher Blick streifte sie. »Du wirst wahrlich Glanz auf die Osterburg bringen.«
»Ihr seid nicht in Eurer Ehre gekränkt?«, fragte Margarethe leise und schluckte.
»Nun, natürlich hätte es mir besser gefallen, wenn uns dieser Zwischenfall erspart geblieben wäre, aber auch ich bin einmal jung gewesen. Da schlägt man zuweilen über die Stränge, und eigentlich trifft dich dabei ja keine Schuld.« Er versuchte sich an einem verschwörerischen Lachen.
Margarethe blickte zu Katerina hinüber. Die äugte durch einen Spalt zwischen den Vorhängen hinaus und sah dabei aus wie eine Katze vor dem Mauseloch. »Ihr seid also fest entschlossen, mich trotz allem zu heiraten?«, fragte Margarethe vorsichtig.
Der Vogt deutete auf den Ring und nickte. »Es gilt, die Pflicht zu erfüllen. Wir müssen tun, was unser Herr, der König, und das Land Böhmen von uns verlangen.«
»Ich bewundere Eure Selbstlosigkeit, Herr Weida«, entgegnete die junge Hofdame spitz. »Ich fürchte nur, mir fehlt es an rechter Demut. Vielleicht wäre es besser, Ihr suchtet Euch eine geeignetere Kandidatin. Am Prager Hof gibt es reichlich Auswahl. Die Witwe von Stettin zum Beispiel. Die brächte auch noch ein stattliches Vermögen mit.«
Weida lachte. Margarethe kämpfte bis zum letzten Blutstropfen, und das gefiel ihm. » Alea iacta est , meine Liebe, die Würfel sind gefallen«, gab er zurück. »Zudem besitzt keine der anderen Hofdamen deinen Scharfsinn.«
Katerina gab ein Geräusch von sich, als müsste sie sich das Lachen verkneifen. »Wenn ich überhaupt in diese Hochzeit einwillige, dann nur wegen des Geldes«, versuchte Margarethe, den Vogt zu provozieren.
Weida schaute sie einen Moment lang verwundert an, dann lachte er. »Mir ist durchaus klar, dass dir meine grauen Haare die Entscheidung nicht leichter machen, meine Liebe«, sagte er dann. »Aber du wirst bald erkennen, dass ein älterer Gatte durchaus Vorzüge hat. Wir alten Hasen haben einfach mehr Verständnis für euch junges Gemüse.«
»Ach, wirklich? Davon habe ich bislang nicht viel gemerkt. Euer Benehmen bei Tisch war beschämend.«
Weida winkte ab. »Ach, das darfst du nicht so ernst nehmen. Wir Graubärte müssen den jungen Hüpfern manchmal zeigen, dass wir noch Manns genug sind, mit ihnen mitzuhalten. Die glauben sonst, sich alles herausnehmen zu können. Zu Hause auf der Osterburg bin ich ganz handsam. Meine Verblichene würde es dir bestätigen, wenn sie noch reden könnte.«
»Vielleicht spukt sie ja als Geist umher.«
»Wenn, dann höchstens als Engel, die treue Seele. Wir haben wirklich eine gute Ehe geführt.«
»Nun, das wird man von uns leider nicht behaupten können, Herr Weida. Mein Herz gehört einem anderen.«
Der Vogt nickte, dann fuhr er munter fort: »Jaja. Und jetzt, da wir offen über dies alles gesprochen haben, ist es Zeit, unsere Verlobung zu besiegeln.«
Energisch packte er ihre Hand und zog sie zu sich hinüber. Margarethe wollte sich wehren, doch seine Finger hielten sie unerbittlich umklammert und führten ihre Hand zu seinem Mund. Er küsste ihre Fingerspitzen, rückte noch näher, beugte sich über sie und keuchte leise seufzend in ihren Nacken: »Ich verzehre mich nach dir, kleine Wildkatze, und je mehr du dich sträubst, umso begieriger werde ich.«
Margarethe wartete auf ein Auflachen oder zumindest eine bissige Bemerkung von Katerina, doch die Wettinerin hüllte sich in Schweigen und tat so, als ginge sie das Ganze nichts an, ja als würde sie nicht einmal bemerken, was sich vor ihrer Nase abspielte. Nur ganz kurz blickte sie zu Margarethe hinüber. Dabei glänzten ihre Augen durchtrieben, und um ihren Mund lag ein spöttischer Zug. Margarethe erstarrte. Plötzlich begriff sie, dass Katerina gar nicht daran dachte, gegen sie und Weida zu intrigieren – ganz im Gegenteil. Vielmehr weidete sie sich an Margarethes Verzweiflung und an dem Gedanken, dass ihr dieser Gatte jeden Tag aufs Neue zuwider sein würde. Margarethe versuchte, den alten Mann von sich wegzudrücken, aber der Vogt erwies sich als überraschend kräftig. Nach kurzem Gerangel hatte er sie so in die Ecke gedrückt, dass sie ihm nicht mehr entkommen konnte. Als er begann, ihren Hals zu küssen, geriet Margarethe in Panik.
»Bitte nicht«, flehte sie leise.
»Keine Angst«, flüsterte er. »Ich bin
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