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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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herabstieß. »Gleich hat er ihn!«, begeisterte sich die Gräfin.
    Selbst das Interesse der beiden Prinzen schien geweckt. Gebannt beobachteten sie das Schauspiel und klatschen in die Hände, als der Falke den Fasan packte und zu Boden brachte. Das war das Zeichen, die übrigen Falken fliegen zu lassen. Auch der Greif der Rothaarigen, ein stattlicher Wanderfalke mit sandfarbenem Brustgefieder und starken Schwingen, stieg auf. Hoch oben schlug er einige übermütige Kapriolen und ging dann zum Beuteflug über. Bevor die anderen Jagdfalken den Fasan überhaupt ausgemacht hatten, war er bereits über ihm und rang ihn zu Boden.
    »Was für ein prächtiger Vogel«, entfuhr es Sachsenheim. »Wer ist diese Falknerin?«, erkundigte er sich dann.
    »Margarethe von Waldeck«, sagte die Gräfin, während sie einen weiteren Beizvogel in Empfang nahm.
    »Ist sie mit dem Truchsess hier?«
    »Meines Wissens ist sie die Gouvernante seiner Tochter. Jedenfalls sind die beiden Frauen vor einigen Jahren gemeinsam aus Prag gekommen, um die Frau des Truchsessen zu pflegen.« Sie seufzte vernehmlich. »Die Arme hat das kalte Klima hier nicht vertragen und ist kurz nach der Ankunft ihrer Tochter und deren Begleitung gestorben. Die Winter sind einfach entsetzlich, nicht zu vergleichen mit dem angenehmen Klima in Mömpelgard. Das hier ist nichts für zart gebaute Frauen, wie es die Gattin des Truchsessen gewesen ist. Ihre Tochter, die kleine Margot dort drüben, ist ihr sehr ähnlich. Hoffentlich erleidet sie nicht dasselbe Schicksal.«
    Sie deutete auf das dunkelhaarige Mädchen, das ihm bereits aufgefallen war. Er fand die junge Frau alles andere als zart, im Gegenteil war sie ein wenig rundlich geraten, auch wenn ihre Kurven genau dort saßen, wo sie hingehörten. Ein hübsches Ding, dachte Sachsenheim, während er bewundernd zusah, wie Margarethe von Waldeck ihrem Falken den Fasan entwand. Dann blieb sein Blick wieder an Margot haften. »Sie ist gewiss der Augapfel ihres Vaters.«
    »Was will man erwarten? Sie ist sein einziges Kind. Ihr zukünftiger Gatte gewinnt ein großes Vermögen und für seine Nachkommen das Erbamt des Truchsessen.« Sachsenheim spürte Henriettes bohrenden Blick, und mit klarer Stimme meinte die Gräfin: »Das wäre doch eine gute Partie für Euch, mein Lieber, und ich sähe Euch gerne an der Spitze meiner Beamten. Euch vertraue ich mehr als dem alten Bischishausen. Er mauschelt mir zu viel mit dem Abt von Ellwangen herum und damit mit dem Pfalzgrafen Ludwig, der doch nur darauf aus ist, mir die Vormundschaft für meine Söhne zu entreißen. Soll ich Euch beim Bankett heute Abend mit dem Mädchen bekannt machen?«
    Im ersten Moment wollte Sachsenheim abwinken, dann jedoch überlegte er es sich anders. Das Amt des Truchsessen war in der Tat äußerst attraktiv, und wer es einmal innehatte, kümmerte sich wenig darum, wer gerade auf dem Württemberger Thron saß. Vielleicht sollte er noch ein wenig mehr über Margot in Erfahrung bringen. »Ihr sagtet, dass die beiden Damen am Hof der Königin Sophie gewesen sind, Gräfin?«
    Henriette lachte laut auf. »Keine kluge Wahl, wenn Ihr mich fragt.«
    Sachsenheims Neugierde war geweckt. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. Er wusste, die Gräfin würde sich auch ohne besondere Nachfrage zu dem Thema auslassen.
    »Es hat einen Skandal um Margarethe von Waldeck gegeben. Sie begann eine Liebschaft mit Albrecht, dem Neffen der Königin. Sophie, gutmütig wie sie ist, arrangierte für die Rothaarige eine Ehe mit einem Lehnsmann aus dem Vogtland, Heinrich von Weida. Aber Margarethe verschmähte den Mann und lief ihm in der Hochzeitsnacht davon. Seither versucht sie nachdrücklich, eine Scheidung zu erreichen. Ohne große Aussicht auf Erfolg übrigens. Der Weida hat nach Wenzels Fall dem neuen König Sigismund den Treueeid geschworen. Dafür bekam er sein Lehen, die Osterburg, zurück. Ein geschickter Schachzug, denn Weidas jüngerer Bruder konnte die Landadeligen des Vogtlandes nie so recht hinter sich bekommen. Sie hielten ihm die Treue. Tja, so ist das – auch ein König muss sich zuweilen in der Kunst der Diplomatie üben.«
    »Und der Ehevertrag?«
    »Der ist ohne Zweifel rechtsgültig. Weida bat uns, auf seine Gattin einzuwirken, damit sie zu ihm auf die Osterburg zurückkehrt.«
    »Und habt Ihr seinem Wunsch entsprochen?«
    Henriette verzog das Gesicht. »Allerdings riet ich dem Truchsess, sie unverzüglich zu ihrem Gatten zurückzuschicken.«
    »Aber er kam dem bislang

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