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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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regelmäßig zu langen Reisen. Dabei oblag ihm auch die Aufsicht über das Personal des Hofes, doch dem Vernehmen nach war diese Aufgabe inzwischen an den von Henriette protegierten Hofmeister übertragen worden. Gleichzeitig war der Truchsess Obervogt in Urach. Margarethe hatte ihn bereits mehrfach den Vorsitz beim Landgericht führen sehen und seine klugen und profunden Urteile bewundert.
    Jetzt beobachtete Margarethe, wie sich Margot kurzerhand bei ihrem Vater unterhakte. Man merkte dem stets auf die Form bedachten Truchsess an, dass ihm die unkonventionelle Art seiner Tochter, die er zu Hause mit einem Lächeln hingenommen hatte, hier in Stuttgart unangenehm war. Dennoch schalt er sie nicht. Er wies sie eigentlich nie zurecht, auch wenn er, wie behauptet wurde, sehr energisch werden konnte. Wenn es nach Margarethe ging, sah er seiner Tochter viel zu viel nach, und die nutzte diesen Umstand wie alle Kinder schamlos aus. Die Rothaarige nahm sich vor, Margot bei Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass sie sich zurückhaltender benehmen müsse.
    Dennoch strich der Truchsess seiner Tochter zärtlich über den Kopf, und seine Augen glänzten vor Stolz. Gemessenen Schrittes kam er näher und betrachtete auch die Rothaarige wohlwollend. »Wie geht es Euch, werte Margarethe?«, erkundigte er sich höflich. »Hat Euch die Beizjagd Freude bereitet?«
    »Danke, Herr von Bischishausen, ich habe den Ausflug sehr genossen.«
    »Das freut mich zu hören. Eure Wic fand allgemeine Anerkennung. Selbst die Gräfin lobte ihr Geschick. Sie lässt fragen, ob Ihr Euch eventuell von dem Vogel trennen wollt?«
    Margarethes Gesicht bekam einen ängstlichen Ausdruck. Wic hergeben? Niemals!
    »Keine Angst, ich habe der hohen Dame keinerlei Hoffnung gemacht, weiß ich doch, wie sehr Ihr an dem Falken hängt. Doch nun zum eigentlichen Grund meines Besuches. Anlässlich der erfolgreichen Jagd wird heute Abend ein kleines Bankett, nun es verdient den Namen kaum, veranstaltet.«
    Margot war sofort hellwach. »Ein Bankett? Wie schön. Und ich dachte immer, auf einem Vormundschaftshof sind Festivitäten nicht erlaubt?« Übermütig kitzelte das Mädchen den Falken mit einem Grashalm unterm Schnabel, was das Tier mit empörtem Kreischen quittierte.
    »Da hast du schon recht«, belehrte sie ihr Vater. »Seit dem Tod des vierten Grafen Eberhard können tatsächlich keine Turniere und großen Jagden mehr stattfinden, bevor nicht einer der Prinzen für mündig erklärt wird, aber ein Bankett widerspricht nicht der Etikette.«
    »Ach, ich habe schon so lange nicht mehr getanzt.« Margot schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh, Vater! Ich beherrsche die Gaillarde noch nicht richtig. Du musst mir unbedingt noch einmal die Schritte zeigen, sonst blamiere ich mich.«
    Der Spring- und Schreittanz war aus dem Französischen nach Schwaben herübergeschwappt und verbreitete sich seither an den europäischen Höfen. Es gab ihn in zahlreichen Variationen, wobei er lediglich aus fünf Schritten bestand. Man sprang dabei abwechselnd vom linken auf den rechten Fuß und umgekehrt, wobei der jeweils freie Fuß in der Luft nach vorn geführt wurde. Der fünfte und letzte Schritt, bei dem man den vorderen Fuß in einem größeren Sprung schräg versetzt nach hinten führte, war am schwierigsten. Wild entschlossen, gleich an Ort und Stelle zu üben, packte Margot die Hand ihres Vaters, der sich bestürzt umsah.
    Erleichtert stellte er fest, dass sie allein im Garten waren. »Also ich weiß nicht, mein Kind …«, meinte er zögerlich.
    »Ich glaube, wir sollten das besser in der Kammer üben, Margot«, half Margarethe dem Truchsess aus seiner Verlegenheit. Der schaute die junge Frau dankbar an. Bei aller Liebe ging ihm der Übermut seiner Tochter manchmal doch zu weit. Das bemerkte nun auch Margot und gab ihren Vater frei.
    »Und Ihr, Margarethe? Ich hoffe, wir müssen heute Nacht nicht auf Eure Gesellschaft verzichten?« Der Truchsess sah die Rothaarige erwartungsvoll an.
    »Wenn Ihr es wünscht, Herr von Bischishausen, werde ich Euch selbstverständlich begleiten.«
    »Eine angenehmere Tischdame kann ich mir nicht vorstellen.«
    Margarethe errötete leicht. Margots Vater hatte sie zwar schon einige Male zur Beizjagd begleitet, sie jedoch offiziell an seiner Seite zu Tisch zu führen würde für Gerede sorgen. Schließlich war er schon geraume Zeit Witwer, oder wie man es hier sagte: Er lebte einhäusig.
    Der Truchsess bemerkte ihr Zögern und ergänzte mit breitem

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