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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Der Truchsess lächelte mild und sah ihr nach, als sie eilig davonlief.

K APITEL 2
    Die schwülwarme Sommerluft und der endlose Ritt durch die Stauden, wie man die hügelige Gegend südlich von Augsburg nennt, hatten Albrecht schläfrig gemacht. Auch Jan, der mal zur Vorhut gehörte, mal nach hinten sprengte und so die Truppe zusammenhielt, hatte an Eifer verloren. Der Herzogssohn griff nach dem Ziegenlederschlauch an seinem Sattel, öffnete ihn und setzte ihn an seine Lippen. Wasser troff ihm links und rechts die Mundwinkel herab, rann den Hals entlang und kühlte seine vom schweren Kettenhemd bedeckte Brust. Albrecht war im Auftrag der Konstanzer Liga mit einem kleinen, aber gut gerüsteten Trupp Reiter unterwegs nach Schwabegg, um Ludwig dem Gebarteten einen weiteren Nadelstich zu versetzen, mit denen man ihn seit dem Konstanzer Konzil piesackte und der mit ziemlicher Sicherheit zu einem erneuten Gegenschlag führen würde, bei dem unschuldige Dörfler Hab und Gut, wenn nicht gar ihr Leben verloren.
    Albrecht verstand den Sinn des Ganzen nicht. Der Streit war, soweit er es verstanden hatte, von dem Ingolstädter Heinrich ausgegangen. Er und Ludwig waren seit jeher verfeindet, und in Konstanz war es zum Eklat gekommen. Was es mit Heinrichs angeblichem Mordversuch an Ludwig tatsächlich auf sich hatte, wusste niemand genau. Jedenfalls herrschte seither zwischen den beiden Adelsherren offener Zwist. König Sigismund, der als Einziger der Sache hätte Einhalt gebieten können, hatte sich auf Heinrichs Seite geschlagen, da er dem französisch beeinflussten Ludwig nicht traute. Ludwig war brüskiert und tobte angesichts der angeblich schreienden Ungerechtigkeit des böhmischen Königs.
    Niemand hatte es jedoch für möglich gehalten, dass der Gebartete in seiner Rachsucht das an der Donau gelegene Neustadt niederbrennen würde, wie es im zeitigen Frühjahr des Jahres geschehen war. Eine solche Schandtat konnte die Liga nicht ungesühnt lassen. Heinrich, die Münchner Herzöge Ernst und Wilhelm, der Pfalzgraf Johann von Pfalz-Neumarkt, der Burggraf Friedrich von Nürnberg sowie der Kurfürst Ludwig von der Pfalz hatten sich zusammengesetzt und eine Strategie ersonnen, wie man dem Gebarteten Einhalt gebieten könne. Dabei waren sie zu dem Schluss gekommen, dass viele Wespenstiche genauso wehtaten wie ein einziger harter Hieb!
    Albrecht hatte geknurrt, als ihm sein Vater, Herzog Ernst, die Entscheidung der Liga mitteilte. Ihm wäre eine offene Feldschlacht lieber gewesen, in der ein für alle Mal geklärt wurde, was es zu klären gab. Aber seine Stimme war erst gar nicht gehört worden. Stattdessen musste er tun, was sein Vater ihm befahl. Sein heutiger Auftrag lautete: Reite zum Kalvarienberg, nimm die Burg ein, und brenne sie bis auf die Grundmauern nieder. Dem jungen Ritter war bewusst, dass ein solches Vorhaben auch beinhaltete, im dazugehörigen Dorf zu brandschatzen, aber was konnte er tun? Gemeinsam mit Jan würde er den Befehl des Herzogs ausführen müssen.
    Albrecht goss sich noch etwas Wasser über den Nacken, bevor er den Ziegenlederschlauch wieder am Geschirr seines Pferdes festband. Wütend schlug er nach einer besonders dreisten Stechmücke, die sich auf seiner Wange niederlassen wollte. »Verdammte Mistviecher!«, schimpfte er.
    »Das kannst du laut sagen«, stimmte Jan zu. »Ich bin schon völlig zerstochen, und jucken tut es, als hätte man die Krätze! Diese Blutsauger sind in den Stauden aber auch besonders ekelhaft.«
    »Nicht mal nachts lässt einen die Höllenbrut in Ruhe. Ich wünschte …« Albrecht unterbrach sich und schlug nach einer fetten Bremse, bevor sie sich am Hals seines Pferdes niederlassen konnte. »Was wohl Margarethe jetzt macht?«, fragte er unvermittelt.
    Jan zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, sie wird sich’s gut gehen lassen am gräflichen Hof, sich amüsieren.«
    »Glaubst du wirklich? Denkst du, sie putzt sich heraus, lacht und tändelt, während wir hier unser Leben riskieren?«
    »Na ja, du hast ihr ja selbst dazu geraten.«
    »Stimmt auch wieder. Doch ihre Briefe sind so voller Liebe und Sehnsucht, dass ich wünschte, wir hätten sie gleich mit nach München genommen.«
    »Albrecht, darüber haben wir doch schon unzählige Male gesprochen.« Jan stöhnte. »Dein Vater hat unmissverständlich klargemacht, dass er Margarethe bei Hofe nicht willkommen heißen kann, solange die Sache mit dem Vogt von Weida nicht aus der Welt ist. Zumal Sigismund jetzt König von Böhmen

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