Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Schmunzeln: »Ich fürchte, Ihr habt mich durchschaut, meine Liebe. Ein alter Fuchs wie ich ist nie ganz selbstlos in seinem Tun.«
Margarethe errötete noch mehr und tauschte mit Margot einen erschrockenen Blick.
»Seid unbesorgt«, fuhr er fort, »ich bin zu alt, um einem zukünftigen Herzog in die Parade zu fahren. Ihr erspart mir einfach einen Abend neben einer wenig amüsanten Witwe und enthebt mich der Pflicht, diese zu unterhalten. Zudem wird Margot Eure Gesellschaft heute Nacht guttun.«
Daher wehte also der Wind. Bischishausen brauchte sie, um seine temperamentvolle Tochter, die er ganz ohne Zweifel nicht aus den Augen zu lassen gedachte, an die Kandare zu nehmen. Verwundert bemerkte Margarethe erneut die Besorgnis des Truchsessen. Warum fürchtete er so um seine Tochter, seit sie in Stuttgart waren? Sie war doch kein kleines Kind mehr.
»In diesem Fall nehme ich die Einladung gerne an und freue mich darauf.«
»Gleichfalls. Nun, mein Kind, ich denke, du wirst noch einige Vorbereitungen für heute Abend zu treffen haben.«
Selbst Margot verstand diesen unmissverständlichen Wink und ließ ihren Vater mit Margarethe allein. Die sank mit bangem Herzen zurück auf die Bank. Hatte Gräfin Henriette etwa schließlich doch Weidas Drängen nachgegeben? Verwies man sie des Hofes und schickte sie auf die Osterburg? Die merkwürdigen Blicke der Württembergerin während der Jagd waren Margarethe nicht entgangen.
»Nun gibt es aber noch etwas anderes, was ich mit Euch besprechen muss, Margarethe.«
Die Hofdame zuckte zusammen. Bischishausen, der es bemerkte, ließ sich neben ihr nieder und ergriff ihre Hand. »Verzeiht, ich habe Euch erschreckt. Doch es geht nicht um den Weida, sondern um Elisabeth.«
Erleichtert sah die Rothaarige ihn an. Keine Hiobsbotschaft also. Sie atmete hörbar auf.
Der Truchsess ließ ihr einen Augenblick, sich zu fassen. »Nun, die Kunde, dass Ihr ein Händchen für Kinder habt, drang bis in den Rat durch«, begann Margots Vater erneut, »und ich wurde gebeten anzufragen, ob Ihr eventuell bereit wärt, ein wenig Zeit mit der jungen Gräfin zu verbringen, um sie auf spätere Pflichten vorzubereiten. Selbstverständlich würdet Ihr für Eure Bemühungen angemessen entlohnt.«
Margarethe war klar, dass es sich hierbei keineswegs nur um eine Bitte handelte. Ihre Augenbrauen zogen sich unwillkürlich zusammen. »Ihr sagtet ›der Rat‹, aber ich nehme an, dieser Vorschlag ging von einer bestimmten Person aus. Von Euch etwa? Benötigt Ihr meine Dienste nicht länger für Margot?«
Bischishausen schüttelte den Kopf. »Wo denkt Ihr hin! Tatsächlich kam der Vorschlag von Hans von Sachsenheim, dem Hofmeister der Gräfin Henriette.«
Verwundert runzelte Margarethe die Stirn. »Aber der kennt mich doch gar nicht. Wie kommt er nur darauf?«
Sie erntete ein Schulterzucken. »Er zog wohl Erkundigungen ein.«
»Und was würde das für mich bedeuten?«
»Es wäre keine einfache Aufgabe. Elisabeth ist offenbar ein ungebärdiges Mädchen und ein wenig, ähm, frühreif. Ihre Gouvernanten verbrauchen sich wie Wecken beim Frühstück. Entlohnung hin oder her: Es ist schwierig mit ihr.«
»Würde ich Stuttgart verlassen müssen?«
»Na ja, Elisabeth wird über kurz oder lang zurück nach Heidelberg reisen.«
Unsicher spielte Margarethe mit ihren Fingern. Sie spürte, dass man noch etwas anderes damit beabsichtigte, wenn man ihr diese Aufgabe antrug, und es war ihr gar nicht wohl bei dem Gedanken. Schließlich war Elisabeth Albrecht versprochen. Eifersucht keimte in ihr auf. »Was würdet Ihr mir raten, Herr von Bischishausen?«
Der zuckte erneut mit den Schultern. »Immerhin ist man bereit, Euch ein stattliches Sümmchen dafür zu zahlen. Wenn Ihr es lange genug bei der jungen Gräfin aushaltet, könntet Ihr ein kleines Vermögen machen. Es liegt bei Euch.«
»Das war kein Ratschlag«, grummelte Margarethe.
»Ich halte Euch für klug genug, eine eigene Entscheidung zu treffen. Meines Wissens nach gedenkt der Herr von Sachsenheim, Euch heute Abend auf die Sache anzusprechen. Ich wollte Euch lediglich vorbereiten.«
Margarethe hatte immer noch das Gefühl, dass er ihr nicht alles sagte, lächelte jedoch. »Das weiß ich zu schätzen.«
Bischishausen verbeugte sich und stand auf. »Dann also bis später. Ach übrigens, in Eurer Kammer liegt ein Schreiben mit dem Siegel der Wittelsbacher. Ein Bote brachte es vorhin aus München.«
Der Versuch, ihre Freude zu verbergen, scheiterte kläglich.
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