Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
ist und der Weida ihm Gefolgschaft geschworen hat. Der Vogt liegt Sigismund ständig in den Ohren wegen Margarethe. Da kann ihr ein Mitglied der Konstanzer Liga kaum Zuflucht gewähren. Das musst du doch einsehen!«
»Hätt ich doch bloß damals nicht auf Margarethe gehört und dem Vogt den Garaus gemacht. Die Sache wäre längst ausgestanden. So aber müssen wir warten, bis der Alte von selbst stirbt.«
»Oder die Hussiten ihm den Garaus machen. Ich hab gehört, dass unser Prämonstratenser-Mönch sich zum erfolgreichen Feldherrn gemausert hat. Die Königlichen bekamen ordentlich ihr Fett weg.«
»Im Vogtland ist’s ruhiger als bei uns grad im Moment.«
Jan lachte rau. »Am Ende kommt der Weida noch auf unsere Beerdigung statt wir auf seine.«
»Red’s nicht herbei, mein Guter!«
Eine Weile ritten sie stumm nebeneinander her. Beide dachten an Margarethe, jeder auf seine Weise. Jan war zufrieden, wusste er Margarethe doch in Sicherheit und unerreichbar für den Vogt. Er liebte es, seinen Erinnerungen an die Prager Zeiten nachzuhängen. Albrecht hingegen überlegte, wie es ihm gelingen könnte, seinen Vater doch noch umzustimmen. Margarethe musste ja nicht gleich an den herzoglichen Hof. Es gab eine ganze Reihe hübscher Schlösschen außerhalb Münchens, Burg Grünwald zum Beispiel. Das war nicht weit entfernt, und dort würde er sie sehen, mit ihr sprechen, sie in den Arm nehmen und sie küssen können …
Margot hatte hinter dem Gartentor auf Margarethe gewartet. »Und, was wollte mein Vater von dir?«, platzte sie sofort heraus.
Die Rothaarige nahm sie am Arm und zog sie ein Stück mit sich. »Ich erzähl’s dir unterwegs. In meiner Kammer liegt ein Brief von Albrecht.« Mit eiligem Schritt hastete sie über den Hof.
»Nun mach doch langsam!«, rief ihr Margot hinterher. »Das Schreiben flattert dir nicht davon. So wie du zum Palast stürmst, möchte man meinen, die Hunnen sind hinter uns her.«
Die Rothaarige zügelte ihre Schritte. Margot hatte recht. Es gehörte sich nicht für eine Dame, so zu rennen. »Aber ich kann’s kaum erwarten, den Umschlag in Händen zu halten.«
»Wenn man dir zuhört, könnte man glauben, dass Albrecht sich täglich mit Ludwig schlägt. Dabei sitzt er in seinem Schloss, während die Konstanzer Liga an den Strippen zieht. Und um auf heute Abend zurückzukommen …«
»Was war damit noch mal?« Mit einem großen Schritt hatte Margarethe das offene Portal erreicht. Die kühle Finsternis im Inneren des Schlosses ließ sie nach der Hitze draußen frösteln.
»Also wirklich, Margarethe. Das Bankett. Wir haben doch gerade erst darüber gesprochen. Du bist ja vollkommen durcheinander. Außerdem wolltest du mir sagen, was mein Vater von dir wollte.«
»Ach, das ist nichts, nichts Wichtiges jedenfalls. Man überlegt, ob ich die Gouvernante der kleinen Elisabeth werden soll.«
»Und das nennst du nicht wichtig?«
»Nun lass mich doch damit in Ruhe, Margot!«, meinte Margarethe unwirsch. »Ich hab jetzt andere Sorgen!« Mit rauschenden Röcken hastete sie durch die Gänge.
»Ich finde, du übertreibst es mit deiner Ängstlichkeit, Margarethe. Selbst wenn Albrecht tatsächlich mal in ein Scharmützel verwickelt wird, brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Erinnere dich, wie gut er immer auf dem Turnier war. Fürchten müssen sich höchstens seine Gegner.«
»Ein Krieg ist kein Turnier. Da sind die Lanzen scharf. Da wird gestorben.« Für einen Moment schwirrten Margarethe furchteinflößende Bilder von blutgetränkten Schlachtfeldern durch den Kopf. »Ich hoffe, Herzog Ernst zeigt genug Verstand, sich nicht auf eine offene Feldschlacht einzulassen. Denn diese sind für jeden gefährlich, auch für die Adelsherren. Und wie ich Albrecht kenne, würde er sich mitten ins Kampfgetümmel stürzen.«
»Das muss er auch, wenn er die Anerkennung seiner Männer erlangen will. Schließlich soll er einmal ihr Herzog sein. Da ist schon ein wenig Heldenmut gefragt. So eine Schlacht ist eine gute Gelegenheit, sich zu beweisen.«
Gereizt öffnete Margarethe die Tür zu ihrer Kammer. Manchmal redete Margot immer noch wie ein Kind daher. »Was mich angeht, so ist mir ein Albrecht mit heilen Gliedern lieber als ein toter Held.« Margarethe hatte den Brief entdeckt, der auf der kleinen Kommode neben dem Bett lag. Sie stürmte darauf zu und barg ihn in ihren Händen.
»Ich bitte dich: Herzog Ernst wird doch wohl kaum das Leben seines Erben riskieren«, meinte Margot schmollend.
»Bei
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