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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Zügel fallen und winkte dem Jungen. Gleich darauf mußte ihm die Sinnlosigkeit dieser Geste eingefallen sein, denn jetzt ließ er ein leises Schnalzen hören. „Eh-Linfy, komm her und hilf mir beim Holzsammeln… Vorausgesetzt, in dieser Sauna finden wir so etwas wie trockenes Holz.”
    Linfyar ließ die Deckenrolle fallen und eilte zu ihm. Aleytys wollte protestieren (Madar allein mochte wissen, was dort draußen lauerte), doch da begegnete sie Wakilles herausforderndem, allzu wissendem Blick und verkniff sich den Einwand. Linfyar war nicht ihr Eigentum, ganz gleich, wie stark er auch an ihren Beschützerinstinkt gerührt haben mochte - dieser Charakterzug, der sie an Shadith vor gar nicht so langer Zeit beunruhigt hatte und der jetzt sie heimsuchte. Nicht zum ersten Mal. Der Junge in ihren Armen. Ein Bedürfnis nach einer Art von Liebe, die weder Grey noch Swardheld bieten konnten. Sie sah den beiden nach, wie sie davongingen, der Mann und der Junge, die kleine Hand des Jungen in der größeren des Mannes, der den Kniprs doch kaum überragte. Sie sah ihnen nach und kämpfte gegen die Bedrängnis an, die aus einem inneren Morast emporstieg und sie mit ihrer Heftigkeit entsetzte.
    Sie machte sich an die Arbeit, das Lager aufzuschlagen, die Luft zu prüfen, die Wolken zu beobachten. Es würde nicht regnen, dessen war sie ziemlich sicher, aber sie verwandelte die Bodenplane unter Zuhilfenahme der zusammenklappbaren Stangen, die ehemals die versteifenden Rippen ihres Rückenbündels gewesen waren, in ein Zelt. Kein Regen, aber der Nebel würde sich bestimmt verdichten und vor Tagesanbruch herabsenken und feuchtes, kaltes Unbehagen mit sich bringen. Besser, wenn sie nicht im Freien schliefen. In dem Zelt würde es eng werden, aber nicht unbequem. Keiner von ihnen war allzu dick - obgleich sie genug aßen. Wehmütig dachte sie an die Vorräte, die (für sie allein berechnet) mehrere Monate lang hätten reichen sollen. Sollten keine zwei ernähren, ganz zu schweigen von vier. Von jetzt an müssen wir von dem leben, was uns diese Welt bietet. Und hoffen, daß sie sich als großzügig erweist, damit wir die Strecke, die wir jeden Tag zurücklegen müssen, nicht zu drastisch verkürzen müssen. Sie holte den Cha-Topf aus einem der Gepäckstücke. Na, wenigstens hat der Eload seinen eigenen Cha-Vorrat. Wird noch eine Weile dauern, bis uns der ausgeht. Was alles andere betrifft … Sie seufzte.
    8
    Gegen Mittag hatte die Sonne den Nebel vertrieben, und die Winde in den höheren Bereichen zerrissen die alles bedeckenden Wolkenfetzen. Am Boden gab es wenig Anzeichen von diesem Wind; hier war die tiefe Stille, die sie bereits gestern erlebt hatten, weiterhin beherrschend. Das Meer war nahe genug - sie konnten es bereits riechen. Ein salziger Beigeschmack lag in der seidenweichen Luft, die sie von Zeit zu Zeit streichelte. Linfyar ritt mit Shadith, und beide lachten sie und sangen und erfüllten die Stille mit überschwenglichem Lärmen.
    Ganz plötzlich verstummte der Junge und beugte sich vor, und seine Ohren schwenkten vor und zitterten unter der Anspannung seiner Konzentration.
    „Was ist los?” fragte Shadith mit einem messerscharfen Ton in der Stimme.
    Er antwortete nicht gleich, und als er endlich sprach, schwang Staunen in seinen Worten mit. „Musik. Seltsame Musik.”
    „Seltsam zum Lachen, oder seltsam… unheimlich?”
    „Unheimlich.” Er rückte dichter an sie heran, und seine Ohren falteten sich zusammen und legten sich wieder an seinen Kopf an.
    Aleytys schloß zu den beiden auf, berührte den Arm des Jungen, das weiche, braune Plüschfell. Er zitterte, doch unter ihrer Berührung beruhigte er sich, und seine Ohren begannen wieder zu spielen.
    „Keine Aufregung, Knirps”, sagte sie und streichelte über das Fell, das sich so dicht an Knochen und Muskeln schmiegte. „Ich lasse nicht zu, daß man dir weh tut. Keiner von uns wird das zulassen. Wir werden damit fertig, ich versprech’s dir.”
    Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln.
    Shadith gluckste. „Glaub es ruhig, Linfy. Du hast Lee noch nicht bei der Arbeit gesehen, aber ich.”
    Er seufzte und kuschelte sich an Shadiths magere Brust. „Es fühlt sich schlecht an, das da mag uns nicht.”
    „Naja, da wir jetzt gewarnt sind, Linfy, können wir seine Meinung vielleicht ändern.”
    Linfyar erwiderte nichts, strahlte jedoch eine recht deutliche Skepsis aus.
    Aleytys lachte. „Wir werden unser Bestes tun. Shadi, du und der Eload, ihr

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