Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Jetzt ist es zu spät. Jetzt kommt sie nicht mehr weg von hier. Ich halte jede Wette, daß sie nicht schwimmen kann.”
    Aleytys schüttelte den Kopf. „Keine Wette. Komm mit.” Sie schlug ihr gegen den Arm. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, bevor das Unwetter losbricht.”
    VI
    Über das Meer
    Erster Tag
    Das Unwetter blieb rasch hinter ihnen zurück; der starke Wind trieb sie in die Mitte der Strömung hinaus, und die Strömung ergriff sie und nahm sie nach Süden mit.
    Aleytys und ihre drei Gefährten arbeiteten daran, einen Unterschlupf von beträchtlicher Größe zu errichten: vier Bäume am Rand der kleinen Lichtung dienten als Eckpfeiler hierfür. Sie schlugen Schößlinge, hoch und gerade gewachsen, spitzten sie an und trieben die angespitzten Enden in den Boden. Als stärkste des Quartetts war Aleytys für letzteres verantwortlich. Wakille schlug die Schößlinge, spitzte die Enden und schleppte sie heran, und Shadith und Linfyar flochten die kleineren Zweige horizontal zwischen die in den Boden getriebenen Stämme. Es war eine monotone Arbeit, und da sie nur die Messer und ein Beil hatten, kamen sie viel zu langsam voran, aber sie würden im Nassen schlafen, wenn sie den Unterstand nicht fertigbekamen - die Bodenplanen wurden gebraucht, um die Lebensmittel zu schützen.
    Kurz nach Mittag unterbrachen sie ihre Arbeit, aßen von den Ekansu-Frauen gebackenes Brot, tranken Cha und brieten einige Knollen, während der Fischeintopf samt jenem Grünzeug, das Wakille auf seinen Streifzügen gefunden und gesammelt hatte, gar wurde. Später setzten sie das Cha-Wasser für das Abendessen auf.
    In Vertiefungen und Mulden hatte sich genügend Regenwasser gesammelt, so daß die Gyori mehrere Tage lang ausreichend versorgt sein würden.
    Bei Einbruch der Dunkelheit hatten sie drei Wände fertig; die vierte Wand stand zur Hälfte. Shadith und Linfyar flochten noch immer weiter, während sich Aleytys um das Feuer kümmerte und Wakille auf die Suche nach Schalentieren ging. Als alles fertiggestellt war, sah sie die anderen an, überlegte kurz, ging dann an den Rand der Lichtung und rief die Zel; doch das Mädchen hielt sich in den Schatten verborgen und kam trotz Aleytys’ mehrmaligem Rufen nicht.
    Zweiter Tag
    Sie stellten die Wände fertig; eine langgezogene, schmale Öffnung fungierte als Tür. Mehr und mehr wurde aus dem Unterschlupf eine genügend große Hütte. Sie diskutierten darüber, was als Dach dienen könnte. Wakille hörte einen Moment lang zu, dann entfernte er sich und kam mit den aufgerollten Fischhäuten zurück, die er den Ekansu abgeschwatzt hatte; jede einzelne Haut war ausgebreitet größer als er - groß genug, um die Hälfte eines Bootsskeletts damit überziehen zu können. Er holte einen mit Leim gefüllten Tontopf (die Ekansu verwendeten diesen zum Kalfatern ihrer Boote) und stellte ihn zum Erhitzen auf das heruntergebrannte Frühstücksfeuer. Shadith stöhnte, als ein starker, widerlicher Geruch aufzusteigen begann, aber Linfyar war davon entzückt: Er tanzte um das Feuer herum und schnüffelte begeistert. Shadith betrachtete ihn mit einiger Bestürzung. „Halt dich davon fern, Linfy, oder es wird dir leid tun.” Er strahlte sie an - und ignorierte sie. Shadith schnaubte, stand auf und half Wakille beim Auseinanderrollen der steifen Häute.
    Aleytys hörte ihnen noch eine Weile zu, wie sie fröhlich darüber plauderten, wie das Dach anzulegen und abzustützen sei, dann schlenderte sie davon. Sie machte sich Sorgen um die junge Zel und tastete mit ihren Geistfühlern hinaus. Sie sondierte behutsam, suchte die ganze Insel ab und berührte sie doch nicht. Ein ungutes Gefühl beschlich sie; nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie stark die Zel war; ein flüchtiger Schatten irgendwo an der Peripherie ihrer Wahrnehmung. Eine Verfolgerin, vorhanden und doch nicht vorhanden. Als habe die Zel eine Schale um sich gelegt, so fest, daß nur der leiseste Hauch einer persönlichen Aura durchkam.
    Sie machte sich daran, dem Phantom nachzuspüren, runzelte dann wieder die Stirn, kehrte um und holte einen jener flachen, runden Brotlaibe, die die Ekansu für sie gebacken hatten. Dann tauchte sie wieder ein in das Gewirr der Bäume, in hohes Gras und dicht wuchernde Farne und folgte den Geistspuren der Zel, gerade so, wie man einem vagen Rauchgeruch zu einem kleinen Feuer hin folgen würde, und gelangte allmählich zur Inselspitze.
    Die Zel saß nahe am Wasser, hatte die Beine hochgezogen und die

Weitere Kostenlose Bücher