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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Gewinn ziehen aus dem Verleihen von Geld. Überhaupt: Gewinn hat eine andere Bedeutung, Linfy, als beispielsweise Profit. Es ist eine Art Miete, die Leute bezahlen, um das Geld anderer Leute benutzen zu dürfen. Geld? Oje, bitte mich nicht, das zu erklären.
    Junge. Stell dir einfach nur vor, daß es an jenen fremden Orten etwas ist, hinter dem alle Menschen her sind… Jeder will es haben, und jeder will so viel davon haben wie nur möglich, und alle würden fast alles tun, um es zu bekommen… Nun. er war ein geiziger und zugleich ziemlich dummer Kerl, aber das sagte ihm natürlich niemand. So viele Menschen schuldeten ihm Geld, und diese Menschen sagten ihm immer wieder, daß er der Klügste sei, und sie lachten über seine Scherze, bis er selbst daran glaubte, daß er nie im Leben Unrecht getan hatte.
    Der alte Mann nun brauchte nicht lange, um dies alles herauszufinden, und so ging er eines Tages in des Händlers Laden - mit einem bestickten Fächer, von dem er behauptete, er gehöre seiner Mutter, und mit einigen anderen Stücken und Teilen, von denen er angab, er müsse sie verkaufen, um seine Miete bezahlen zu können
    … Ja, Linfy, ganz recht, der alte Mann hatte vor, dem Händler einen Streich zu spielen. Er kam von der Straße herein und ging schnurstracks zu der Theke hin. ein muffiger, wichtigtuerischer alter Kauz, halb senil und mehr als nur ein wenig blind, und sein Gesicht war so sanft und hilflos, daß sogleich offenkundig war, daß er nicht einmal der lästigsten Fliege einen Schaden zufügen konnte - ganz zu schweigen davon, sich eine Lüge auch nur ausdenken zu können, und ginge es um sein Leben. Er plazierte die Sachen auf der Theke und fing an, mit dem Händler darum zu schachern, was er dafür bekommen könnte. Schon bald darauf betrat ein junger Mann den Laden und kam ebenfalls zu ihnen herüber. Der junge Fremde begrüßte ihn sehr höflich, reichte ihm einen Brief und ein Päckchen und sagte: ,Euer Sohn in Luktanara (das ist eine weitere Flußstadt, Linfy), geehrter Herr, wußte, daß ich mit den Schiffen meines Vaters hierher unterwegs war, und so gab er mir dies, es Euch zu bringen. Ich war unterwegs zu Eurem Haus, als ich Euch zufällig in diesem Laden erblickte.’ Und damit verbeugte er sich vor dem alten Mann, machte kehrt, umrundete einige andere Kunden in dem Laden und entschwand auf die Straße hinaus.
    Der alte Mann öffnete den Brief, hielt ihn sich dicht vor die Nasenspitze, kniff ein Auge zusammen, dann das andere, schüttelte das Haupt und reichte den Brief schließlich dem Händler, mit den Worten: ,Oh. ich habe meine Brille zu Hause gelassen, da ich nicht wußte, daß ich sie brauchen würde. Wärt Ihr bitte so freundlich, mir dies vorzulesen?’
    Der Händler ließ sich nicht zweimal bitten und verlas das Schreiben laut - der Großteil hiervon Beschwerden über des Sohnes Frau und die Streiche des ältesten Kindes, das ein sehr ungezogener kleiner Junge war; doch es endete mit folgenden Worten:
    .Geehrter Vater, als Namenstagsgeschenk sende ich Euch - da ich weiß, wie sehr Ihr solcherlei Dinge schätzt - diese kleine Schnitzerei eines schlafenden Jyag (das ist ein kleines Tier, Linfy, das Ungeziefer jagt und frißt, ganz wie die Cedi, die du kennst). Ein alter Mann, der gerade wie eine Baumwurzel aussah, gab sie mir für ein paar Fische. Es ist eine recht hübsche Ogaretz-Kopie (und zu deiner Information, Linfy, sei abermals eingeworfen, daß dieser Ogaretz ein Kunstler war, dessen Schnitzereien die Menschen gerade so schätzen, wie dein Großermann deine Stimme geschätzt hat). Mögen die sieben Großen Segnungen auf Euch herabregnen lassen an diesem Eurem Namenstag.’
    Der alte Mann öffnete das Päckchen und entnahm ihm die Schnitzerei. Er betrachtete die anderen Dinge, die er bereits zum Verkauf angeboten hatte, schaute die Schnitzerei noch einmal an und seufzte aus voller Brust. ,Laß sie mich ansehen’, bat der Händler. ,Sie könnte mir durchaus etwas wert sein.’ Also gab der Alte sie ihm.
    Der Händler wog sie in seiner Hand. Sie war so schwer wie Juwelenholz, sie hatte die Farbe von Juwelenholz, sie war glatt und glänzend wie Juwelenholz. Und von Ogaretz sagte man, daß er ein kleiner, alter Mann sei, so zäh und runzelig wie eine Wurzel. Und überhaupt war dieser Ogaretz der einzige Mensch, der wußte, wo das Juwelenholz zu finden war und wie man es bearbeitete. Und tatsächlich - auf dem Boden der kleinen Schnitzerei fand er das Zeichen, das Ogaretz auf

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