Die Fallen von Ibex
sonderlich gut bin im Warten. Dann ist da dieses Wissen, daß ich, wenn die Dinge nur eine Kleinigkeit anders gelagert wären, einen Gleiter hätte nehmen können… Tja, und in dem Fall hätte ich die Koordinaten längst, hinter denen ich her bin, in dem Fall wäre ich sogar längst auf dem Weg zurück nach Wolff… und fertig mit dieser verdammten Welt. Ich habe ein Schiff, junge Juli, das da oben festhängt, und in seinem Bauch flugbereite Gleiter. Wenn ich wüßte, was meine lieben Verwandten zu wissen scheinen, hätte ich einen dieser Gleiter längst umgebaut
- damit er ankommt, wenn ich pfeife. Wie Maissas Schiff… das Schiff, das jetzt Stavver gehört. Wüßte gern, was er mit ihr gemacht hat. und wie er ihre Schutzvorrichtungen ausgetrickst hat.
Na, wahrscheinlich werde ich das nie erfahren, weißt du, weil er mich mittlerweile nicht mehr besonders gerne mag, nicht, daß er das je getan hätte … Vielleicht nicht einmal, als wir ein Liebespaar waren. Aber vielleicht kann ich ja aus meiner lieben Mutter ein paar nähere Einzelheiten herauskitzeln… Am liebsten wäre mir ein kompletter Umbau meines Schiffes. Das Problem ist, daß niemand so recht Bescheid weiß darüber, was es mit Vrithian auf sich hat. Keine Ahnung, was mir da bevorsteht, also… wie soll ich da Pläne schmieden? Einmal bin ich einem Vryhh begegnet, und der behauptete sogar, er sei blutsverwandt mit mir. aber was sagt das schon? Kell. Wenn sie alle sind wie er … Aber woher soll ich das wissen? Wie viele Vrya gibt es? Wer macht die Betten für sie, wer kocht - wer ist für all das zuständig? Roboter? Sklaven? Was Kell angeht, dem traue ich so ziemlich alles zu, auch. daß er Sklaven hält, aber die anderen…Weiß nicht. Gut möglich, daß es nicht mehr als ein Dutzend gibt, gut möglich, daß dort, wo sie leben, nicht einmal mehr ein Stehplatz übrig ist. Da ist die Vryhh, die Maissas Schiff hergerichtet hat… Pure Großmut, die Begleichung einer Schuld, eine Laune - was? Diese Verrückte auf das Universum loszulassen … das würde wieder recht gut zu Kell passen. Kell
- immer wieder. Pah! Muß meinen Mund ausspülen. Du verstehst kein Wort von alldem, hab’ ich recht? Wo war ich? Ah. Ich hatte dir doch etwas zu sagen, bevor ich mit diesem Faseln losgelegt habe.
Wenn du nur aufhören würdest, dagegen anzukämpfen - dann würde die Zeit deine Wunden heilen. Du wirst dich daran gewöhnen, allein zu sein; es ist nicht einfach, ich will dich nicht anlügen und behaupten, daß es das ist, und du würdest es mir sowieso nicht glauben. Du hättest uns gehen lassen sollen, Juli. Du hättest mit deinen Schwestern trauern und uns gehen lassen sollen. Denk dar
über nach. Wenn du das willst, werde ich dich wieder nach Hause bringen. Irgendwie. Mein Wort darauf, Kind. Auch wenn es verdammt noch einmal einen Treck von einem Jahr kostet, wieder dahin zurückzukommen, wo ich angefangen habe. Madar gebe, daß wir einen Ausweg finden. Schlimm genug, so viel Zeit vergeuden zu müssen, um so weit zu kommen… eine Katastrophe, dieselben elenden Schritte zurückgehen zu müssen, und dazu nicht einmal das kleinste bißchen Aufregung, was wohl als nächstes kommt; nur Langeweile.”
Sie redete weiter, ein großer Monolog, viele Ausschmückungen über nichts Besonderes, und hoffte, daß die Zeit und die Gewöhnung an ihre Nähe die junge Zel schließlich erweichen würden.
Beiläufig sondierte sie in den Verstand des Mädchens hinein und zog sich beinahe augenblicklich, da sie ihn berührte, wieder zurück, verwirrt über die Finsternis dort, und jenen Schmerz, der alles überstieg, was sie in den Tiefpunkten ihres Lebens durchlitten hatte. Ihren Körper kann ich heilen, dachte sie, ihre Seele nicht.
Wakille könnte möglicherweise auf sie einwirken; nein, er würde sie nicht einmal mit Handschuhen anfassen, kein Profit für ihn. Sie bedauerte ihren Mangel an Können - und zwar um des Mädchens und nicht um ihrer selbst willen; sie hatte genügend moralische Dilemmas zu lösen, mehr als genug. Brüchig, dachte sie. Sie wird sich nicht biegen, nur brechen. Diese Zel-Kultur. starr, verknöchert. Aber sie ist jung. Vielleicht ist sie noch flexibel genug, um das hier zu überleben. Verdammt. Zu schlimm, daß sie Shadith im Körper ihrer Geliebten sehen mußte. Der Boden unter ihren Füßen ist nicht mehr fest; wackelt. Makaber, fast das Gegenteil dessen, was damals passierte, als Swardheld freikam. Mein Freund, mein Geliebter, in einem anderen
Weitere Kostenlose Bücher