Die Fallen von Ibex
allen seinen Werken hinterließ. Der Händler hatte bereits zwei oder drei Stücke hiervon gesehen, hatte es sich jedoch nie leisten können, damit zu handeln.
Dummer, alter Mann, dachte er, dummer Sohn - warum sollte ich es einem von euch sagen? - Ja. Linfy, er wollte den alten Mann tatsächlich betrügen. Darauf zählen alle Schwindler. Du mußt in dieser Welt auf dich aufpassen, ein jeder wird es tun, so er meint, er könne damit durchkommen. Nun - der alte Mann zauderte und schwankte zwischen Ja und Nein, was die Schnitzerei betraf, zwischen Einstecken und Herausnehmen, und jedesmal, wenn er es sich anders überlegte, bot ihm der Händler mehr Geld, doch nicht annähernd die Spur dessen, was er tatsächlich hätte bieten müssen, wäre das Schnitzwerk das gewesen, wofür er es hielt. Da seufzte der Alte schließlich abermals und sagte: ,Ah, es ist so schrecklich traurig, aber so ist das Leben, ein armer Mann kann sich Sentimentalität nicht leisten. Nicht, wenn die Miete fällig ist, und wenn der Bauch sagt, daß er etwas zu tun haben will.’ Also zahlte der Händler das Münzgeld aus, viel mehr, als er zu bezahlen gedacht hatte im Anfang, und der Alte ging mit seinem Beutel Geld von dannen.
Sobald er hinausgewankt war, hob ein Kunde, der in der Nähe der Theke gestanden war, an zu kichern und sagte: ,Will mir ganz so scheinen, als wärt Ihr hereingelegt worden, Herr. Dieser alte Bursche ist bereits seit Jahren als Schwindler bekannt, aber ich hatte Angst, etwas verlauten zu lassen, solange er hier anwesend war, denn dieser junge Kerl, der ihm die Sachen gebracht hat, ist ihm zu Diensten und bricht einem die Beine, wenn man ihm in die Quere kommt.”
Da blickte der Händler so finster drein wie eine Gewitterwolke, die sich gleich auf die Welt hinab zu entleeren gedenkt, nahm ein Messer zur Hand und kratzte damit am Fuß der Schnitzerei herum; und tatsächlich, schon bald fand er einen Bleistöpsel, der sie so viel wiegen ließ, und gleich darauf merkte er, daß das Ding gefärbt war, und daß er also kein Juwelenholz in Händen hielt, sondern ganz gewöhnliches Ollaholz - das dort ungefähr so viel wert ist, Linfy, wie hier ein Klecks Gyr-Dung. Nun hielt er den Kunden fest, schickte seinen Schreiber aus, einen Stadtbeamten zu holen, und gemeinsam gingen die drei durch die Stadt und zum Dimgel-Tor, einem jener drei Tore in der Stadtmauer, wo der alte Mann - seinen eigenen Worten zufolge - wohnte… Ich habe nicht erwähnt, daß die Stadt Mauern hat? Nun, sie hat, und jetzt sei wieder still! - Also, nahe bei dem angegebenen Tor sahen sie den alten Mann wahrhaftig mit einigen anderen in einer Schänke sitzen, wo sie tranken und lachten. ,Da ist er! sagte der Kunde.
,Ihr packt ihn, ich verschwinde!” Und er huschte in die Menge davon, und niemand hat ihn je wieder gesehen. Der Händler nun rempelte sich durch die Menge der Zecher hindurch und ergriff den Alten beim Hemdkragen. ,Nehmt ihn fest”, ordnete er, an den Beamten gewandt, an. ,Du Gauner”, schrie er den Alten an, ,für gute Münze hast du mir eine gefälschte Schnitzerei verkauft!’
Und er reckte die Statue vor und hielt sie dem Alten unter die Nase.
Jch habe nie behauptet, daß es etwas anderes ist als eine Kopie’, erwiderte der Alte. Er breitete die Quittung aus, die ihm der Händler gegeben hatte, und winkte den Beamten herbei. ,Seht”, sagte er,
,steht da nicht: eine Ogaretz-Kopie? Ich habe meine Brille nicht bei mir… Lest es selbst.” Und der Beamte tat dies, und die Quittung war tatsächlich auf eine Ogaretz-Kopie ausgestellt. Und der alte Mann nahm das Papier wieder an sich und wedelte damit unter der Nase des Händlers umher. ,Kopie, seht Ihr? Und wenn Ihr gedacht habt, sie sei echt, warum, frage ich Euch, habt Ihr mir nichts gesagt? Wolltet Ihr etwa einen blinden, alten Mann betrügen?”
Und der Händler schaute sich um und sah den Zorn in den Gesichtern der dort versammelten Männer, und dann schaute er in das Gesicht des Beamten und sah den Argwohn darin… und daraufhin zog er es vor, die Schänke zu verlassen. Natürlich verbreitete sich diese Geschichte in der gesamten Stadt, so daß er schließlich fortgehen und an einem anderen Ort ganz neu anfangen mußte.”
Linfyar klatschte in die Hände und kicherte anerkennend über das Spiel des Alten. Aleytys lächelte. „Eine Geschichte mit einer gewissen Moral.” Sie faltete die Hose, die sie abgebürstet und sauberzubekommen versucht hatte, und legte beide Hände
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