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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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erlebt?”
    „Ah!” Er richtete sich auf, fuhr herum, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zum Himmel hinauf - und zu den Fischgrätwolken, die sich dort immer mehr miteinander verwoben.
    „Steht uns so ein Ding bevor?” Er beantwortete sich die Frage selbst. „Lange Wellen. Dieser Himmel…” Er schnüffelte. „Uhhuh!” Er fuhr wieder herum. „Ich hab’ hier und da ein paar Lüftchen miterlebt. Nicht oft. Was ist mit dem Ding, das hier anwalzt?
    Kommt es auf uns zu?” Er kratzte sich an einer Augenbraue.
    „Kommt es auf uns zu - oder marschiert es weit genug entfernt vorbei?”
    „Lee sieht nach. Ich glaube, es dauert noch eine Weile, bis es richtig losgeht.”’
    „Diese Dinger sind launisch.” Er schaute auf Aleytys hinab.
    „Sie scheint nicht sonderlich beunruhigt zu sein.”
    Shadith zuckte mit den Schultern. „So oder so… Besser, wir fangen damit an, alles festzubinden.”
    Ein Impuls rieselte durch den gewaltigen dunklen Körper. Aleytys lächelte. Noch nie zuvor - nicht einmal in jenem Sekundenbruchteil, da sie die Tikh’asfour in Staub und winzigste Strahlenpartikel zersprengt hatte - nie, niemals, hatte sie ein solches Gefühl der Stärke gehabt. Der Walkrake summte vor Wonne, als sie sein Gehirn streichelte, sie hätte geschworen, daß er schnurrte… Oder war es ein Singen? - Sie drängte ihn, die Strömung zu verlassen und ließ ihn dem Sturm entgegeneilen. Trotz seiner gewaltigen Größe war er noch jung, noch lange nicht in der Blüte seiner Jahre, und er war verspielt, und sein Körper war ihm eine Freude; so war es recht einfach, ihn zu einem Wettrennen gegen nichts anderes als die eigene Kraft zu veranlassen.
    Er glitt tiefer und tiefer hinab und kostete das Wasser, bis er einen Bereich fand, der ihm gefiel, wo er unabhängig war von den an der Wasseroberfläche herrschenden Turbulenzen, und hier jagte er dahin, immer wieder die Ausläufer der Strömung streifend, und immer schneller und schneller, bis er sie überholte, bis er unter Einsatz all seiner gewaltigen Arme, mit mächtigen Schlägen und Muskelreflexen durch das Wasser schoß, immer noch schneller, bis Aleytys keuchte und sich an den Gehirnwindungen des Giganten festklammerte, zu benommen, um mehr tun zu können, als sich festzuklammern und die Schnelligkeit und ungeheuerliche Intensität dieser Reise zu genießen; dann jagte er hoch, wirbelte in einem Sprühregen aus Gischt um die eigene Achse und durchbrach die Wasserfläche, stieß die verbrauchte Luft aus seinen Lungen aus, saugte frische Luft tief in sie hinein - und glitt bereits wieder in die blaue Tiefe hinab, weit hinab, endlos, immer tiefer, ein weiter Bogen, bis er schließlich wieder auf seiner Route und unterwegs war, jetzt nahe bei der Strömung: ein übermütiges Voranschnellen.
    Sie hörte ihn singen, tiefe, knarrende Baßlieder, ein Singen, mit dem er dem Ozean und allen darin lebenden Wesen seine Herrlichkeit entgegenwarf. Er war König all dessen, was sich in Reichweite seiner Stimme befand, und das wußte er und schwelgte darin, und er sorgte dafür, daß es auch der Rest der Welt wußte. Aleytys jubelte, war in dieser übergroßen Freude verfangen.
    Turbulenzen wühlten das Wasser auf. Der Walkrake sank tiefer und noch einmal tiefer. Er wurde nervös. Und hungrig. Diese gewaltige Masse benötigte eine Menge Futter. Aleytys seufzte und verdrängte ihr Vergnügen. Ernste Sache jetzt. Zu schade. Sie trieb ihr widerstrebendes Reittier immer rund um die Turbulenz herum, wollte die Zeit abschätzen können, wollte abschätzen können, wie groß sie war, wie schnell sie sich voranbewegte - und in welche Richtung. Anhand seiner Größe gelang es ihr, Vergleiche anzustellen. Zweihundert Meter von den einen Ausläufern bis zu den gegenüberliegenden; der Walkrake wurde der Länge nach heftig durchgeschüttelt. Sie ließ ihn unter dem Aufruhr hindurchhuschen und im Auge des Sturmes auftauchen, damit er atmen und sie einen Blick auf das werfen konnte, was an der Wasseroberfläche vorging.
    Außerhalb des Wassers war sein Sehvermögen weniger scharf, jedoch nach wie vor gut genug, um sie Einzelheiten von Wind und Wolken und wogendem Wasser erkennen zu lassen… Sie bekam ein Gefühl für dieses Sturm-Monstrum, sie begriff, wie es aufgebaut war, was es anzutreiben schien, und das genügte, um klarzumachen, daß die Bücher nicht übertrieben hatten, und Shadith auch nicht. Das einzige nur vage Beruhigende war die Richtung des Sturmes. Das Auge

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