Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
musste beschlossen haben, dass die Zeit für Erklärungen längst abgelaufen war. Während er quer durch den Raum schritt, zog er einen Handschuh aus der Tasche. Dann schlug er Ewan damit ins Gesicht. "Ich verlange Satisfaktion, Sir!"
Ewan zuckte bei dem Schlag zusammen. Seine Hand schloss sich über dem Handschuh, und er riss ihn Spencer aus der Hand. "Sie arroganter, englischer Esel! Ich bin derjenige, dem es eine Befriedigung sein wird, Sie zu schlagen!"
"Ewan, nein! Spencer, bitte!"
Claire versuchte, sich zwischen die beiden Männer zu stellen, während Tessa rief: "Ein Duell. Meinetwegen? Wie romantisch!"
Ein Duell? Wie idiotisch! Das würden sie doch bestimmt nicht wirklich tun.
"Claire?" Spencer starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. "Erzähl mir nicht, dass dieser Lump dich auch noch an der Angel hat!"
"Pass auf, wen du hier Lump nennst, Sassenach!" Ewan schubste Spencer.
"Weißt du, wer dieser Mann ist?" fragte Spencer Claire, den Finger auf Ewan gerichtet.
Würden die Leute immer auf der Tatsache herumtrampeln, dass Ewan früher einmal für ihre Familie gearbeitet hatte? Claire begann zu verstehen, warum ihre Schwester dieser Vorurteile wegen so ungeduldig geworden war.
"Natürlich weiß ich das", fauchte sie. "Wir kennen uns schon seit sehr vielen Jahren."
"Dann stört es dich auch nicht, dass ihm die Liberty Marine Works gehören, eine der größten Konkurrenzfirmen von Brancasters?"
"Ich weiß, dass er für …"
"Nicht dafür arbeitet, Claire, sie besitzt! Als ich nach London zurückgekehrt bin, hat dein Mr. Catchpole mir eine Nachricht von diesem Ermittler gebracht, den du angeheuert hattest. Er hat es geschafft, das Leben dieses Kerls etwas näher zu beleuchten."
"Ewan?" Claire sank in einen nahen Sessel. "Ist das wahr?"
"Das ist es", zirpte Tessa. "Er hat es mir gesagt, bevor ich mich hingelegt habe. Nicht welche Firma, nur, dass er ein riesiges Vermögen hat. Er hat gesagt, dass er möchte, dass ich mit ihm nach Amerika komme, weil ich die perfekte Gastgeberin wäre und als Tochter eines Adeligen all die wichtigen Leute in der Gesellschaft für uns gewinnen könnte."
So wie sie klang, fand Tessa diese Vorstellung allerdings vollkommen widerwärtig.
Plötzlich kehrten Claires sämtliche alten Zweifel und Verdächtigungen wieder zurück, um sie nach diesem flüchtigen Vorgeschmack auf Liebe und Glück nur umso mehr zu quälen. War Ewans Werbung nur Teil eines hinterhältigen Geschäftsplanes gewesen, um sich für die schlechte Behandlung durch ihren Vater an Brancasters zu rächen? Hatte er sie lediglich als Eintrittskarte für die amerikanische Gesellschaft gewollt, nachdem ihre Schwester sich als unkooperativ erwiesen hatte? Oder gab es irgendeinen anderen geheimnisvollen Grund, der viel leichter zu glauben war als die groteske Möglichkeit, dass er sie liebte?
"Claire", Ewan kniete neben ihr nieder und versuchte, ihre Hand zu nehmen, aber Claire zog sie zurück. "Es tut mir Leid, dass du es so erfahren musstest, muirneach. Ich wollte es dir sagen, das schwöre ich!"
"Bravo, Claire!" rief Lady Lydiard. "Dein Plan hat perfekt funktioniert!"
Auf diese Worte folgte eine verwirrte Stille. Ihre Ladyschaft verschwendete keine Zeit, sie zu beenden. "Claire hat Sie im ersten Augenblick, wo Sie ihr unter die Augen gekommen sind, als Mitgiftjäger erkannt, Mr. Geddes."
Ewan sprang auf. "Mitgiftjäger? Was reden Sie da, Frau?"
Claire fragte sich, ob Lady Lydiard Spencers Enthüllung nicht zugehört hatte. Oder hatte sie die Bedeutung einfach nicht verstanden? Egal, was Ewan Geddes von ihr wollen könnte, ihr Geld brauchte er jedenfalls nicht.
Ihrer Ladyschaft war das offensichtlich nicht bewusst geworden, denn sie fuhr mit triumphaler Verachtung fort. "Wir haben gemeinsam dafür gesorgt, dass ihr beide alleine nach Strathandrew fahrt. Claire hat vorausgesagt, dass Sie ihr statt Tessa den Hof machen würden, wenn Sie erst bemerkten, dass sie das größere Vermögen hat. Nun, da meine Tochter Ihren Fängen sicher entronnen ist, braucht Claire nicht mehr so zu tun, als wäre sie Ihnen auf den Leim gegangen."
"Ich glaube das alles nicht", murmelte Ewan, mehr zu sich selbst. "Ich meine, ich glaube es schon. Was ich nicht glauben kann, ist, dass ich es nicht bemerkt habe."
Er wirkte wie benommen, als hätte jemand ihm einen schweren Gegenstand über den Schädel gezogen. Genauso fühlte Claire sich auch. Sein Blick traf ihren, ein dunkler Spiegel, der ihre eigene Verletztheit und
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