Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
jetzt sofort bei Claire, Tessa." Sie erhob sich vom Sofa. "Deine Schwester hätte sich nie in diese unangenehme Angelegenheit eingemischt, wenn ich sie nicht um ihre Hilfe gebeten hätte. Wenn du schon auf jemanden wütend sein musst, dann nimm mich."
Claire war sich nicht ganz sicher, wen die Worte ihrer Stiefmutter am meisten erstaunten – sie, Tessa, oder Lady Lydiard selbst.
Erstaunt oder nicht, Tessa machte keine Anstalten, sich zu entschuldigen. "Es ist schlimmer, als ich gedacht hatte, wenn ihr beide euch gegen mich verschworen habt. Aber es ist mir egal. Ich werde nicht zulassen, dass ihr meine Chance auf ein glückliches Leben ruiniert!"
Damit fuhr sie herum, rannte aus dem Frühstückszimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Claire und Lady Lydiard standen einen Augenblick lang wie versteinert da und lauschten dem gedämpften Geräusch von Schritten auf der Treppe. Dann sackte Ihre Ladyschaft auf dem Sofa in sich zusammen.
"Es ist schlimmer, als ich dachte." Sie wiederholte die Worte ihrer Tochter. "Tessa war schon immer so ein starrsinniges Kind. Und ich fürchte, ich habe es nur noch schlimmer gemacht, indem ich ihr so oft nachgegeben habe. Was ist, wenn sie nach Schottland durchbrennt und den Kerl heiratet, nur um es uns beiden zu zeigen?"
Nach Schottland durchbrennt. Diese Worte brachten Claire auf eine Idee.
Sie sank wieder in den Sessel und nahm einen Schluck Tee, nur um zu bemerken, dass er mittlerweile kalt geworden war. "Ich fürchte, dass genau das passieren könnte, wenn wir sie zu sehr unter Druck setzen. Wir müssen warten, bis ihre Gefühle weit genug abgekühlt sind, dass man vernünftig mit ihr reden kann."
"Was schlägst du vor?" Trotz der frühen Stunde schien Lady Lydiard ein stärkeres Getränk als Tee zu benötigen. "Dass wir wegsehen sollen, während dieser Kerl meine Tochter weiterhin auf diese skandalöse Art durch ganz London verfolgt?"
"Nicht ganz." Plötzlich nahm Claires Plan mit wunderbarer Klarheit Form an. Erst zum zweiten Mal in ihrem vorsichtigen Leben spürte sie das berauschende Gefühl von tollkühnem Tatendrang. "Wir müssen die beiden lange genug voneinander trennen, um Tessa Zeit zu geben, wieder zur Vernunft zu kommen. Inzwischen müssen wir Ewan Geddes dazu bringen, seine Karten aufzudecken, damit sie ihn als den Mitgift jagenden Unruhestifter erkennt, der er ist."
"Und wie sollen wir das machen?"
Ein kleines, geheimnisvolles Lächeln umspielte Claires Mundwinkel. Je mehr sie an den Details ihres Plans feilte, umso besser gefiel er ihr.
"Wir müssen Mr. Geddes ein noch lohnenderes Opfer für seine Pläne präsentieren."
Die Augen Ihrer Ladyschaft wurden größer. "Dich?"
Claire nickte. Dann musste sie an einen anderen von ihr ausgeheckten, verwegenen Plan denken, der Ewan Geddes betroffen hatte und der furchtbar schief gegangen war.
"Ich muss schon sagen, das ist eine angenehme Überraschung." Zwei Abende später blickte Ewan sich bei Tisch unter den drei Talbot-Damen um, bis seine Augen schließlich auf Tessa ruhten, die ihm gegenübersaß.
Wenn ihm vor zehn Jahren irgendjemand gesagt hätte, dass er eines Tages als geladener Gast in Lydiard House zum Dinner sein würde, dann hätte er es nicht geglaubt. Es fühlte sich an, als hätte er endlich den Gipfel eines hohen Berges in Sichtweite, den er schon zu erklimmen versucht hatte, solange er sich erinnern konnte.
"Ich hatte Angst, dass die Damen es vielleicht nicht gerne sehen würden, wenn ich nach all den Jahren meine Bekanntschaft mit Miss Tessa wieder auffrische."
Lady Lydiard sah es wirklich nicht gerne. Ewan spürte, wie ihr kritischer Blick ihm folgte, als warte sie nur darauf, dass er seine Gabeln durcheinander brachte oder den Inhalt seiner Fingerschale trank.
Es würde ihm eine Genugtuung sein, sie zu enttäuschen.
Von ihrem Platz am Fuß des Tisches ergriff Claire Talbot das Wort. "Ich will nicht versuchen, Ihnen etwas vorzumachen, Mr. Geddes. Tessas Mutter und ich sind besorgt wegen der … Eile, mit der Tessa wichtige Entscheidungen über ihre Zukunft trifft."
"Claire …", murmelte ihre Schwester. Ihre Stimme enthielt eindeutig einen warnenden Unterton.
Ewan sah Tessa in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Ein großer Familienstreit war nicht gerade dazu geeignet, ihm die Zuneigung ihrer Mutter und Schwester einzubringen. "Es ist gut. Wirklich. Ich habe nichts dagegen, die Wahrheit zu hören."
Sie aßen eine Weile in unbehaglichem Schweigen die Suppe, bevor Claire
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