Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
wieder sprach.
"Wie Sie vermutlich noch von früher wissen, besitzt meine Schwester einen starken Willen und große Entschlossenheit. Da ihre Mutter und ich sie beide sehr lieben, wollen wir nicht, dass es einen unschönen Bruch in unserer Familie gibt, was unter solchen Umständen ja manchmal vorkommen kann."
"Eine weise und mitfühlende Überlegung, Miss Talbot." Ewan stellte fest, dass seine Gefühle Claire gegenüber sich unwillkürlich erwärmten.
Es konnte für eine Frau von ihrem Temperament nicht einfach gewesen sein, von der trotzigen Herausforderung zurückzutreten, die sie ihm am Abend des Balls bei den Fortescues entgegengeschleudert hatte. Aber sie hatte wohl erkannt, dass sie ihre Schwester direkt in seine Arme treiben würde, wenn sie sich zu entschieden gegen ihn stellte. Und sie mochte Tessa zu sehr, um eine Entfremdung mit ihr zu riskieren.
"Ein vernünftiger Kurs, Sir." Miss Talbot schien sich über sein Lob zu freuen. "Meine Jahre in der Geschäftswelt haben mich gelehrt, vernünftig zu sein, selbst wenn es um Herzensangelegenheiten geht."
Ein Dienstmädchen trat vor, um die Suppenschüsseln einzusammeln. Ewan murmelte ein Dankeswort, als sie seine nahm. Bildete er es sich nur ein, oder kam sie ihm bekannt vor? Konnte sie eines der kleinen Mädchen aus Strathandrew sein, das nach Süden gebracht worden war, um im Londoner Haus der Familie zu servieren?
Claire Talbot ergriff wieder das Wort und riss Ewan damit aus seinen Gedanken. "Wir haben Sie eingeladen, damit wir Sie besser kennen lernen. Natürlich erinnern wir uns noch aus den Sommern auf Strathandrew an Sie, aber das ist schon sehr lange her. Sagen Sie, haben Sie in Amerika oft Gelegenheit zu angeln und zu jagen?"
"Nicht so oft, wie ich es gerne hätte", gab Ewan zu, während das Dienstmädchen ihm den Fischgang servierte – pochierten Lachs aus den Highlands.
Ein Gillie auf dem Anwesen musste den Lachs gefangen und in Eis gepackt mit dem Zug nach Süden geschickt haben.
"Ich bin mit meiner Arbeit sehr beschäftigt, wissen Sie. Erst in den letzten ein oder zwei Jahren konnte ich mir ab und zu ein bisschen Freizeit genehmigen."
Er nahm einen Bissen von dem Lachs. Das zarte, rosa Fleisch schmolz mit einem vertrauten, salzig-süßen Geschmack auf seiner Zunge und war so köstlich, dass Ewan die Augen schloss, um es besser genießen zu können. Wenn Lady Lydiard ihn nicht so genau beobachtet hätte, wäre ihm wohl ein leises, wohliges Stöhnen entwichen.
"Ich weiß, was Sie meinen", sagte Claire. "Seit ich bei Brancasters das Ruder übernommen habe, hatte ich auch nicht oft Zeit für Muße. Tatsächlich ist mir erst heute Morgen bewusst geworden, dass es schon ganze drei Jahre her ist, seit ich das letzte Mal in Strathandrew war. Es war immer der Höhepunkt des Jahres, als Tessa und ich noch Kinder waren."
Sie blickte in die Ferne, und Ewan hatte das Gefühl, einen Anflug von wehmütiger Sanftheit in ihren Augen zu erkennen.
Er erinnerte sich auch an die Sommerbesuche der Talbots. An das aufgeregte Durcheinander, wenn das große Haus geöffnet und vom Keller bis zum Dachboden geputzt wurde. Die Speisekammer war stets mit allerhand Delikatessen angefüllt worden, die aus dem Süden gebracht wurden. Das Angelzeug musste sortiert und die Schnüre repariert, Gewehre in Vorbereitung der zahlreichen Jagdausflüge herausgeholt und gereinigt werden.
Wenn dann endlich der Tag kam, an dem die Yacht der Talbots in der Bucht anlegte, stahl er sich immer hinunter, um zu beobachten, wie die Familie und ihre Gäste von Bord gingen. Und damit er einen ersten, heimlichen Blick auf Tessa erhaschen konnte, um zu sehen, wie viel sie gewachsen war. Und wie ihre Figur begann, sich an genau den richtigen Stellen zu runden, und ob sie ihr Haar anders frisierte. Ob sie immer noch so schön war wie in seiner Erinnerung.
Jetzt musste er dazu nur über den Tisch blicken … was er auch tat.
Das Mädchen war ebenso sehr ein Fest für die Augen wie der Lachs für seinen Gaumen – sie schien genauso zart, weich und golden. Sie wirkte beinahe, als hätte die Zeit während der Jahre ihrer Trennung für sie stillgestanden. Aus einem Grund, den er nicht ganz greifen konnte, beunruhigte ihn das ein wenig.
Wieder störte Claire Talbots Stimme seine Gedanken. "Ich hatte gerade eine großartige Idee. Was haltet ihr davon, wenn wir alle ein paar Wochen auf Strathandrew verbringen? Mr. Geddes kann als unser Gast mitkommen. Das gibt uns die Möglichkeit, uns ohne die
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