Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
geben. Aber was hätte sie ihm sagen sollen? Zugeben, dass sie sich mit dem wilden Verlangen der Jugend nach ihm verzehrt hatte? Ihm gestehen, dass sie bei der plötzlichen Berührung seiner Hand befürchtet hatte, in Flammen aufzugehen?
Gott sei Dank war sie solcherlei leidenschaftlichem Unsinn entwachsen!
"Soweit ich mich erinnern kann …" Claire verwendete genussvoll denselben spitzen Tonfall, mit dem es ihr früher immer gelungen war, Ewan Geddes auf Distanz zu halten und ihre wahren Gefühle vor ihm zu verbergen. "… haben Sie das mit irgendeinem markigen Satz beantwortet, der mich förmlich umgeworfen hat. Das haben Sie immer getan."
"Ich!" Er setzte einen Ausdruck komischer Empörung auf. "Frech zur Tochter des Laird? Dafür hätte man mir bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen!"
Von seiner Warte aus gesehen, musste es wie ein sehr unfairer Kampf gewirkt haben. Doch Claire wusste, dass es das in Wirklichkeit nie gewesen war. Ihre heimlichen Gefühle für ihn hatten Ewan Geddes ihr gegenüber immer einen Vorteil verschafft.
"Oh, Sie sind nie direkt unverschämt geworden", erinnerte sie ihn. "Aber irgendwie gelang es Ihnen doch immer, die Oberhand zu behalten. Ihre Antworten waren entweder doppeldeutig, oder sie waren ekelhaft höflich, während es dabei die ganze Zeit hindurch offensichtlich war, dass Sie sich eigentlich über mich lustig machten."
Ewan dachte einen Moment über das nach, was sie gesagt hatte. "Vielleicht bin ich wirklich das eine oder andere Mal siegreich gewesen. Aber ich schätze, Sie haben mich auch oft genug auf meinen Platz verwiesen. Sie hatten damals eine Zunge, die so spitz war wie ein Wespenstachel, Mädchen."
"Und Sie hatten ein ebenso dickes Fell wie ein junger Highland-Ochse", entgegnete Claire, "oder zumindest haben Sie so getan."
Ihre Worte brachten sie auf einen Gedanken, der ihr noch nie zuvor gekommen war. War es möglich, dass Ewan damals nur so getan hatte, als störe ihn nicht, was sie zu ihm gesagt hatte? Hatte er sich ihre Sticheleien möglicherweise doch zu Herzen genommen und all die Jahre hindurch einen tiefen Groll gegen sie gehegt? Jetzt machte er den Eindruck, als blicke er mit ironischer Belustigung auf ihre alten Streitereien zurück. Konnte auch das nur gespielt sein?
"Glauben Sie, wir halten den ganzen Weg bis nach Schottland durch, ohne einander in Stücke zu reißen?" fragte er.
Claire zuckte leicht mit den Schultern. "Alles ist möglich. Wir sind nicht mehr ein paar unausstehliche Kinder, auch wenn die Zeit meine spitze Zunge nicht so sehr abgestumpft hat, wie ich es manchmal gerne hätte."
Nicht, dass sie sich das besonders gewünscht hätte. Ihre spitze Zunge und ihre kühle, gleichgültige Haltung waren ihre einzigen Waffen gegen Max Hamilton-Smythe und Männer seines Schlages gewesen.
Ewan wirkte nicht so, als verübelte er ihr das. Seine kräftigen, männlichen Züge schienen auf eine sehr reizvolle Art und Weise sanfter zu werden. "Aye, na gut, mir wurde auch schon gesagt, dass ich immer noch genauso reizbar bin wie damals. Ich schätze, damit sind wir quitt."
Ihre Hand prickelte vor Verlangen danach, seine markante Wange zu liebkosen. Plötzlich fiel Claire auf, wie nah sie beieinander standen und wie lange ihre Blicke schon ineinander versunken waren. Hatte sie sich von diesem Mann bereits so weit verzaubern lassen, dass sie vergessen hatte, wer er war und was er wollte?
Himmel, die Marlet hatte kaum abgelegt! In welcher Verfassung würde sie erst sein, wenn sie Strathandrew erreichten? Vielleicht wäre sie bis dahin bereit, Tessas Brautjungfer zu spielen und dem Brautpaar die Hälfte ihrer Anteile an Brancasters als Hochzeitsgeschenk zu überreichen!
"Ich bitte Sie um Verzeihung." Claire hoffte, dass ihr Tonfall nicht ihren plötzlichen Gefühlsumschwung verriet. "Ich fürchte, ich vernachlässige meine Pflichten als Gastgeberin. Wir haben noch mehrere Tage vor uns, um über alte Zeiten zu reden. Jetzt sollte ich Ihnen erst mal wie versprochen Ihre Kabine zeigen."
Was konnte er nur gesagt oder getan haben, um Claire Talbot zu verärgern? Ewan dachte darüber nach während er ihr den schmalen, holzgetäfelten Korridor hinunter folgte.
Natürlich hatten sie über die Feindseligkeit geredet, die früher zwischen ihnen geherrscht hatte. Aber sie hatten es mit Verständnis und Zurückhaltung getan, die aus Reife geboren waren, und sie waren beide bereit gewesen, einen Teil der Schuld zu übernehmen.
Dann, in weniger als einem
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