Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
auszugeben. Aber das hatte er dann doch nur als Verschwendung empfunden. Also war er wieder zu einem frugalen Lebensstil zurückgekehrt und hatte die meisten seiner Erträge in das Unternehmen investiert, das ihm die Zuwendungen damit vergolten hatte, noch profitabler zu werden.
Das alles würde sich ändern müssen, wenn er Tessa erst einmal geheiratet hatte. Er würde ihr ein schönes Haus kaufen oder vielleicht eines für sie bauen lassen, das speziell entworfen war, um all ihren Ansprüchen zu genügen. Er würde sie mit herrlichen Kleidern und Juwelen überhäufen und ihr jeden Luxus schenken, an den sie in ihrem bisherigen Leben gewöhnt war.
Er fragte sich, ob sie wohl bereit war, mit ihm zurück nach Amerika zu gehen. Oder würde sie sich in England niederlassen wollen, um in der Nähe ihrer Familie zu sein?
Während er fortfuhr, jedes Detail seines neuen Lebens zu planen, verstaute er Mantel und Hut im Kleiderschrank und packte dann einige Kleidungsstücke aus seiner Truhe aus. Danach ging er eine Zeit lang in der Kabine auf und ab, unsicher, was er mit sich selbst anfangen sollte.
Es war noch zu früh, um sich fürs Dinner umzuziehen, und er sah keinen Grund, sich noch einmal zu waschen oder zu rasieren, da er beides schon zuvor hinreichend getan hatte. Untertags zu schlafen ging zu sehr gegen die Gewohnheit eines Mannes, der an jedem Tag der Woche von morgens bis abends und oft noch länger arbeitete.
Er spielte mit dem Gedanken, sich an den Schreibtisch zu setzen und Tessa einen Brief zu schreiben. Er könnte ihr erklären, warum er beschlossen hatte, schon vor ihr nach Strathandrew zu fahren, ihr eine schnelle Genesung und eine gute Reise mit dem Zug wünschen. Aber wie hätte er den Brief vom Meer aus verschicken sollen? Und selbst wenn er das zu Stande brachte, konnte er dann darauf vertrauen, dass Lady Lydiard ihrer Tochter die Botschaft nicht vorenthalten würde?
Obwohl er eine gute, solide Ausbildung in der Dorfschule genossen hatte, war Schreiben für ihn immer noch ausreichend mühevoll, dass ihm der Gedanke nicht gefiel, es vollkommen umsonst zu tun.
Als jemand vorsichtig an die Kabinentür klopfte, sprang Ewan auf, um hinzugehen. Er hieß jede Ablenkung willkommen, selbst wenn sie nur von kurzer Dauer war. "Aye, was kann ich für Sie tun?"
"Das wollte ich Sie fragen, Sir", antwortete ein kleiner, drahtiger Mann, der ein paar Jahre jünger war als Ewan. "Haben Sie irgendwelche Kleidungsstücke zu reinigen oder …"
Der Blick des Stewards glitt von Ewans Kinn in sein Gesicht. "Zum Teufel! Ewan Geddes, bist du das in den edlen Klamotten?" Er streckte die Hand aus. "Jock MacMurdo. Rosies Neffe aus Strathandrew."
"Der kleine Jockie, aye!" Ewan nahm die Hand und schüttelte sie heftig. "Wie ist es dir ergangen, Mann? Es tut gut, dich wiederzusehen!"
Das war keineswegs gelogen. Seine Ruhelosigkeit war plötzlich vollkommen verschwunden, als hätte ein frischer Seewind durch den Korridor geweht.
Jockie starrte Ewan kopfschüttelnd an. "Meine Tante hat immer gesagt, dass du in Amerika dein Glück machen würdest. Was bringt dich zurück nach Hause – noch dazu als Miss Talbots Gast?"
Was würden Jockie und die anderen Leute aus Strathandrew sagen, wenn sie herausfanden, dass er für Miss Talbot vielleicht bald mehr als nur ein Gast sein würde?
"Das ist eine etwas längere Geschichte, aber ich verspreche dir, dass ich sie dir nach und nach erzähle. Aber zu deiner Frage von vorhin, meine Sachen sind noch genauso sauber wie beim Verlassen des Hotels. Das Einzige, was mir fehlt, ist eine Beschäftigung. Ich bin es nicht gewohnt, untätig herumzusitzen. Ich schätze, du kannst mir nicht irgendeine Arbeit geben?"
Jockie lachte, bis er merkte, dass es Ewan ernst war. "In der Kombüse Kartoffeln schälen, meinst du? Der Captain würde mich kielholen lassen!"
"Würde er das?" Ewan versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. "Nun, das können wir natürlich nicht riskieren, oder?"
"Du könntest hinaufkommen und einen Spaziergang an Deck machen", schlug Jockie vor. "Ich könnte dich dem Rest der Crew vorstellen. Wenigstens würdest du an die frische Luft kommen und jemanden haben, mit dem du reden kannst."
Die Vorstellung gefiel Ewan außerordentlich gut, aber … "Miss Talbot sagte, wir sollten unter Deck gehen, damit wir der Crew nicht im Weg stehen."
"Die Marlet hat jetzt abgelegt." Jockie zuckte die Schultern. "Es ist ziemlich ruhig an Deck. Außerdem siehst du aus, als wärst du schlau
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