Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
Mann sein Bestes tut, seiner Braut etwas für ihr Geld zu bieten."
"Gesprochen wie ein wahrer Schotte!"
"Niemals!" Ewans Entrüstung schien nicht vollkommen gespielt zu sein. "Wir sind ein wildes, romantisches Volk, wussten Sie das nicht? Vor allem die Highlander und die Inselbewohner."
Er fiel auf die Knie, ergriff ihre Fingerspitzen und begann mit leidenschaftlichem Ausdruck und theatralischen Gesten zu rezitieren: "Meine Liebe ist wie eine rote Rose, frisch im Juni aufgeblüht. Meine Liebe ist wie eine Melodie …"
Sie konnte nicht ertragen, dass er so zu ihr sprach, nicht einmal im Scherz. Es wühlte viel zu leicht Gefühle auf, die sie zu unterdrücken suchte.
Also unterbrach sie ihn mitten im Zitat. "Ach, hören Sie doch auf!"
Ein Anflug von Schadenfreude glitzerte in Ewans grauen Augen und veranlasste Claire zu der Frage, ob sie besser nichts gesagt hätte.
"Wie wäre es denn dann damit? 'Ich stahl dir gestern einen Kuss so süß, als ich dich auf die Bettstatt niederzog, dass ich mein Leben gar auf deinen Lippen ließ!'"
Wütende Röte brannte in Claires Wangen. Es wäre besser gewesen, wenn er bei dem Gedicht von Burns geblieben wäre, das eher sentimental als sinnlich war.
"Bitte stehen Sie auf, bevor noch mehr von der Crew Sie sehen!" bat sie. "Ich gebe auch zu, dass die Highlander ganz irrsinnig romantisch sind."
Sie hatte das eigentlich schon immer so empfunden, aber sie war ganz sicher nicht bereit, das zuzugeben.
Ewan rappelte sich vom Boden auf, ohne ihre Hand loszulassen. "Genug der Scherze. Es würde mich nicht wundern, wenn ein paar dieser Verehrer von Ihnen am Anfang durchaus auf Ihr Geld spekuliert haben. Aber wenn sie das Glück hatten, ein bisschen Zeit mit Ihnen verbringen zu dürfen, so wie ich in den letzten beiden Tagen, hätten sie Sie sicher bald gerne zur Frau genommen, auch wenn Sie keinen einzigen Penny gehabt hätten."
Claire versuchte, ein oberflächliches Lächeln hinzubekommen, als hätte sie ein schmeichelhaftes, aber bedeutungsloses Kompliment bekommen. Innerlich fühlte sich ihr Herz jedoch an, als würde es in zu viele Richtungen auf einmal gedehnt, während ihr Magen sich gleichzeitig zu einem harten, kleinen Knoten zusammenzog.
Als sie ihre Stimme wieder ausreichend unter Kontrolle hatte, fragte sie, "Wollen Sie mir damit sagen, dass ich vielleicht einen guten Fang habe entwischen lassen?"
Ewan schien das Zittern in ihrer Stimme nicht zu bemerken, denn er war zu sehr mit Lachen beschäftigt. "Das ist die Art von Rat, die ein Gillie Ihnen in Herzensangelegenheiten geben würde, nicht wahr? Und wer weiß, vielleicht stimmt es ja auch. Haben Sie mir nicht einmal erzählt, dass es einmal einen Mann gab, der Ihnen etwas für Ihr Geld geboten hat? Was ist aus ihm geworden?"
Wie sie sich wünschte, sie hätte die Zeit zurückdrehen und diese Worte zurücknehmen können. Sie war überrascht, dass Ewan sich daran erinnerte. An jenem Abend hatte es den Anschein gehabt, als habe er nur Tessa im Sinn.
"Der arme Kerl hatte keine Ahnung, dass ich ihn mochte." Es erleichterte den Druck, der sich gerade in ihr aufbaute, Ewan die Wahrheit zu sagen, selbst wenn er wohl nie erraten hätte, dass sie von ihm sprach. "Nicht, dass es etwas geändert hätte, denn er war in eine andere verliebt."
Ewan zuckte zusammen. "Es tut mir Leid. Ich hätte es besser wissen müssen, als zu fragen."
"Nichts passiert", erwiderte Claire und versuchte, sich das selbst glauben zu machen. "Es ist seitdem viel Wasser die Themse hinuntergeflossen, und vielleicht war ja alles zum Besten. Vielleicht hätte sich herausgestellt, dass wir überhaupt nicht zueinander passen."
Dieser Gedanke hatte sie seit Jahren getröstet. Je besser sie Ewan Geddes jetzt jedoch kennen lernte, umso mehr war sie davon überzeugt, dass sie durchaus zueinander passten.
Ewan schien zwischen Taktgefühl und Neugier zu schwanken. Die Neugier siegte. "Haben Sie sich nie gewünscht, dass Sie es herausgefunden hätten?"
"Ich habe in meinem Leben auch ohnedies schon genug bedauert." Claire entzog ihm sanft ihre Hand und fragte sich, ob ihm wohl bewusst gewesen war, dass er sie immer noch gehalten hatte.
Spät an jenem Abend ging Ewan aufs Deck der Marlet, nur mit seinem Nachthemd und einem Mantel bekleidet, den er sich über die Schultern geworfen hatte. Im Gegensatz zu den beiden Nächten davor hatte er zunächst gut geschlafen. Dann war er in der Dunkelheit erwacht, als hätte ihn ein mächtiger, stummer Ruf erreicht.
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