Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
sich, dass sie nicht hergekommen wäre. Es erinnerte ihn zu sehr an die vergangene Nacht.
"Sag du mir zunächst einmal das Erste", erwiderte er, "dann sage ich dir das Zweite."
"Also gut." Sie atmete tief durch und gab sich dann einen Ruck. "Was ich will … was ich mir wünsche, ist, dass du vergessen kannst, was letzte Nacht passiert ist, und mein unerträgliches Benehmen nicht gegen meine Schwester verwendest. Egal ob betrunken oder nüchtern, ich hätte mich nie so an dich ranwerfen dürfen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich es bedaure, dir solchen Kummer bereitet zu haben."
Ewan konnte sehen, wie viel Kummer es ihr bereitete, darüber zu sprechen. Ihr Gesicht wirkte blass und angespannt. Ihr unruhiger Blick schweifte ständig durch das Zimmer und wagte selten, seinem zu begegnen. Ihre Haltung wirkte, als hätte sie sich gegen seine Wut gewappnet. Sie schien so verlegen, dass er trotz allem Mitleid mit ihr verspürte.
"Ich würde nicht sagen, dass du dich an mich rangeschmissen hast." Er versuchte, die Spannung zwischen ihnen mit ein wenig Neckerei zu lockern. "Du warst ja kaum in der Lage zu sitzen."
Er bereute seinen vergeblichen Versuch, humorvoll zu sein, sofort, denn Claire schien nur noch nervöser zu werden. Ihre Unterlippe bebte, bis sie darauf biss, und sie blinzelte wild im Versuch, Tränen zu unterdrücken. Der Kater konnte unmöglich schuld daran sein, dass sie so aussah. Sie hatte auch nicht erwähnt, dass er Tessa nichts sagen sollte, sondern schien davon auszugehen, dass er sich wie ein Ehrenmann benehmen würde.
"Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich Tessas Chancen bei so einem wundervollen Mann verdorben hätte." Ihre Stimme brach bei den letzten Worten, aber noch bevor Ewan antworten konnte, hatte sie sich schon wieder zusammengerissen.
Trotz ihrer offensichtlichen Bestürzung darüber, ihn um etwas bitten zu müssen, schien sie fest entschlossen, sich auszusprechen. "Ich schwöre dir, wenn du meine Schwester heiratest, werde ich nie wieder etwas tun, um dich in Verlegenheit zu bringen oder dich zu beleidigen. Ich werde in deiner Gegenwart nie wieder etwas Stärkeres trinken als Tee."
Wenn ihre Positionen umgekehrt gewesen wären, hätte er dann seinen Stolz herunterschlucken können, um sie so inständig zu bitten?
Vielleicht erkannte sie, dass seine Gesichtszüge sich etwas entspannten, und schöpfte Hoffnung. "Überleg es dir noch einmal, Ewan, ich bitte dich. Tessa ist ein liebes Mädchen. Du hast sie all die Jahre ohne jede Hoffnung geliebt. Verlier sie jetzt nicht wegen meiner Dummheit. Du kannst hier auf Strathandrew leben und das Unternehmen leiten, über das wir gesprochen haben. Du wirst die widerwärtigen Verwandten deiner Frau so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Bitte? Tessa und dir selbst zuliebe?"
Wenn sie ihn so ansah, wollte er ihr alles gewähren, worum sie ihn bat. Aber sich selbst und Tessa zuliebe durfte er sich nicht von ihr überreden lassen.
Er legte die Weste, die er gehalten hatte, auf das Bett. "Wenn es dir weiterhilft, Claire – ich werfe dir das, was letzte Nacht geschehen ist, nicht vor. Ich schätze, wir alle haben … Bedürfnisse, die wir die meiste Zeit unter Kontrolle haben, wie einen großen Hund, den man an der Leine führt. Etwas zu viel Alkohol ist, als würde man versuchen, den Hund über rutschigen Boden zu führen. Das Tier kann einen dann leicht hinter sich herziehen."
Claire entfuhr ein zittriger Seufzer. "Dann bleibst du? Wenn du lieber warten möchtest, um eine richtige Hochzeit zu haben, verspreche ich dir, dass ich mit Lady Lydiard rede, damit sie euch keinen Ärger deswegen macht."
Er hasste es, ihr zerbrechliches Gefühl der Erleichterung zu zerstören. "Du verstehst nicht, Mädchen. Ich habe meine Meinung nicht geändert, was die Hochzeit mit Tessa angeht, auch wenn das nichts mit …"
Er hatte sagen wollen, dass es nichts mit ihr oder der vergangenen Nacht zu tun hatte, aber das war nicht die Wahrheit. "Du hast gesagt, dass ich Tessa all die Jahre geliebt habe. Nachdem ich gründlich darüber nachgedacht habe, ist mir klar geworden, dass das nicht stimmt. Ich wünschte nur, das hätte ich schon gewusst, bevor ich so in euer beider Leben geplatzt bin und alles auf den Kopf gestellt habe. Aber ich bin froh, dass ich vernünftig genug war, es zu erkennen, bevor wir uns in etwas verrannt hatten, das für uns beide schlecht gewesen wäre."
Schuldete er Lady Lydiard vielleicht sogar Dank, weil sie ihm ein paar Tage Zeit
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