Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
verhielt. Hatte er Recht, wenn er ihre Gefühle für ihn lediglich für eine rebellische Schwärmerei hielt? Oder versuchte er sich das nur einzureden, um seine Schuldgefühle zu beruhigen und sein Benehmen Claire gegenüber zu rechtfertigen?
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Und wenn er Recht behielt, konnte er dadurch vielleicht etwas von dem Chaos wieder in Ordnung bringen, das er ausgelöst hatte, indem er nach all den Jahren wieder in ihr Leben geplatzt war.
"Tessa?" Ewan fasste nach ihrer Hand, als er sie am oberen Ende der Treppe einholte. "Da ist etwas, das ich dir noch sagen wollte."
"Kann es nicht warten, Liebling?" Sie lehnte sich gegen ihn, als sie die Galerie hinuntergingen. "Ich bin so schläfrig nach dem herrlichen Frühstück."
Sie blieb vor einer Tür stehen, die wohl zu ihrem Schlafzimmer führte.
"Aye, Mädchen." Er musste einen ungeschminkten Blick auf die Motive hinter seinen Gefühlen werfen. "Ich schätze, es hat auch noch Zeit, bis du dich ausgeruht hast. Schlaf gut."
Er wandte sich seinem Zimmer zu, wo er seine Sachen packen wollte.
"Liebling?" Tessa hatte seine Hand nicht losgelassen. Jetzt zog sie ihn wieder zu sich. "Hast du nicht etwas vergessen?"
Sie erwiderte seinen verwirrten Blick mit einem Lachen. "Willst du mich nicht küssen? Es ist vollkommen lächerlich, daran zu denken, dass wir heiraten, wenn wir uns noch nicht einmal geküsst haben."
"Ich habe dir schon gesagt, wie ich darüber denke, Tessa. Und wir haben uns geküsst, erinnerst du dich? Es ist schon lange her. Vielleicht hast du es vergessen."
"Damit kannst du mich nicht abspeisen. Ich bin mir sicher, dass ich mich daran erinnern würde, wenn du mich geküsst hättest, Ewan Geddes."
Es war immerhin schon zehn Jahre her. Tessa war seitdem vermutlich von einigen anderen Männern geküsst worden. Er jedoch hatte es nie vergessen.
"In jenem letzten Sommer?" Während er noch versuchte, ihre Erinnerung aufzufrischen, bekam er zwischen den Schulterblättern eine Gänsehaut. "Weißt du nicht mehr – in der Nacht bevor ihr zurück nach Hause gesegelt seid? Unten am Kai?"
"Bist du dir sicher, dass ich das war?"
"Es war dunkel … aber du hast mir einen Brief …" Ja, einen Brief geschrieben. Er hatte immer angenommen, dass der Brief ohne Unterschrift von Tessa stammen musste. Wie blind konnte man nur sein?
"Armer Liebling." Tessa streichelte seine Stirn. "Ich habe dir damals nicht viel Beachtung geschenkt, nicht wahr? Ich verspreche dir, dass ich es wieder gutmache, wenn wir erst verheiratet sind."
Also hatte Tessa damals gar nichts für ihn empfunden. Sie konnte all die Jahre der Trennung hindurch kein schlummerndes Verlangen nach ihm empfunden haben – so wie er nach ihr. Er würde über vieles gründlich nachdenken müssen, bevor er später am Tag den Zug nach Glasgow bestieg. Zunächst benötigte er ein genaues Indiz dafür, was Tessa jetzt für ihn empfand, um das ganze verwirrende Durcheinander auszusortieren.
"Verheiratet … aye. Lass mich dir nur noch kurz etwas deswegen sagen. Dann kannst du darüber schlafen."
"Also gut." Tessa lehnte sich an die Tür. "Nachdem du so entschlossen bist, es loszuwerden. Was sind denn das für wichtige Neuigkeiten?"
Als er eine Weile später das leise Klopfen an seiner Tür hörte, nahm Ewan an, dass es der junge Diener Alec war, den man geschickt hatte, um ihm packen zu helfen. Das Klopfen klang so respektvoll wie von einem Dienstboten. Es schien zu sagen: Entschuldigen Sie, dass ich störe, aber würde es zu viele Umstände machen, wenn ich jetzt hereinkomme und meine Arbeit verrichte?
"Aye, komm herein!" rief er aus dem Ankleidezimmer. "Ich könnte Hilfe gebrauchen. Sind ein paar von meinen Hemden in der Wäsche? Und hast du meine silbernen Manschettenknöpfe gesehen?"
Der Diener antwortete nicht. Claire tat es. "Ich frage Mrs. Arbuthnot wegen der Hemden. Ich schätze, die Manschettenknöpfe liegen irgendwo herum. Wann hast du sie zum letzten Mal getragen?"
Was hatte sie hergeführt?
Ewan tauchte mit einer Weste über dem Arm aus dem Ankleidezimmer auf. "Entschuldige, ich dachte, es wäre jemand anders. Was kann ich für dich tun?"
Es war die Frage eines geborenen Dieners.
"Was ich mir wünschen würde, dass du für mich tust?" fragte Claire. "Oder was du in der Lage bist, für mich zu tun?"
Er hatte vorgehabt, mit ihr zu sprechen, bevor er Strathandrew verließ, um sicherzustellen, dass zwischen ihnen alles klar gesagt war. Aber er wünschte
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